ADAC Luftrettung: 47.315 Einsätze in 2011 — Zweite Einsatzpilotin kommt

Etwas frü­her als in den ver­gan­ge­nen Jahren stellt der ADAC an sei­nem Tag der Luftrettung die Jahresbilanz für das Jahr 2011 vor. Dabei geht er erst­ma­lig neue Wege: So sind die Regionalclubs in ihrem Bereich am 17. Januar 2012 ver­ant­wort­lich für die öffent­lich­keits­wirk­sa­me Präsentation der Zahlen. Bereits vor eini­gen Tagen hat der Regionalclub Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Hannover, über Facebook zu einem öffent­li­chen Presse- und Fototermin auf dem Flugplatz Halle-Oppin ein­ge­la­den. In der Werft der ADAC Luftfahrt Technik GmbH kön­nen sich Interessierte an einem der drei Standorte zur Wartung und Instandsetzung der Flotte der Hubschrauber, die für die ADAC-Luftrettung GmbH ein­ge­setzt wer­den, infor­mie­ren.

In einer Pressemitteilung und aus­führ­li­chen Hintergrundinformationen hat der Regionalclub Nordrhein, Köln, für die­sen Tag Details zur Historie zusam­men­ge­stellt. Er infor­miert über Einzelheiten der medi­zi­ni­schen Besatzung, über Besonderheiten und die Statistik 2011 der Hubschrauber in ganz Nordrhein-Westfalen (NRW), also sowohl für sei­nen eige­nen Bereich als auch den des Regionalclubs Westfalen, Dortmund. Am Tag der Luftrettung sind Einsatzpiloten der Stationen in NRW tele­fo­nisch für Fragesteller erreich­bar.

Die 47.315 Einsätze des ver­gan­ge­nen Jahres bedeu­ten für die ADAC Luftrettung einen Rekord, waren es doch 3.232 Einsatzflüge mehr als 2010, ent­spre­chend 7,3 %. Hier ist anzu­mer­ken, dass jähr­li­che Schwankungen im Einsatzaufkommen von 10 Prozent durch­aus nor­mal sind. Maßgeblich für die Steigerung bei Freizeit- und Verkehrsunfällen sowie inter­nis­ti­schen Notfällen waren die guten Witterungsverhältnisse im Frühjahr und im Herbst. Mehr als 43.000 Betroffene wur­den von den Besatzungen ver­sorgt. In knapp 50 % der Fälle waren inter­nis­ti­sche Notfälle Grund für die Anforderung eines Hubschraubers, gefolgt von neu­ro­lo­gi­schen Notfällen mit 12,5 % und erst an drit­ter Stelle Verkehrsunfälle mit 10,7 %. Umfangreiche und wei­ter­ge­hen­de Aufschlüsselungen sind nicht zu erwar­ten, ins­be­son­de­re nicht für die gesam­te Luftrettung in Deutschland. Die frü­her bewähr­te und auf­schluss­rei­che Dokumentation der ADAC Luftrettung für alle Betreiber wird seit Jahren nicht mehr erstellt. Veröffentlichungen von Auswertungen des bun­des­ein­heit­li­chen Datensatzes zur Erfassung der Einsätze in der Luftrettung könn­ten hier eine sinn­vol­le Ergänzung sein.

2011 wur­den 7,3% mehr Einsätze geflo­gen als im Vorjahr 2010

Christoph 31” in Berlin, in der Vergangenheit der am meis­ten ange­for­der­te Hubschrauber in Deutschland, weist 1.944 Einsätze auf. Für den ADAC liegt „Christoph 5” mit Standort an der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Ludwigshafen mit 1.970 Einsatzflügen an der Spitze. Hier ist seit dem Betreiberwechsel eine erheb­li­che Steigerung fest­zu­stel­len, zumal sich zeit­gleich der Zuständigkeitswechsel der Leitstellen für „Christoph 5” und „Christoph 53” (DRF Luftrettung) auf das Einsatzgebiet aus­ge­wirkt hat. Christoph 10 in Wittlich weist mit 1.961 Flügen eben­falls ein beson­ders hohes Aufkommen auf. „Christoph Europa 1” aus Würselen ver­zeich­net 1.917 Starts, davon 53 in das benach­bar­te Belgien und die Niederlande. An den hohen Einsatzzahlen für die­se Hubschrauber wird deut­lich, dass geo­gra­fi­sche und regio­na­le Besonderheiten des länd­li­chen Raumes unmit­tel­ba­re Auswirkungen auf die Einsatzhäufigkeit haben.

Die Einsatzzahlen der Hubschrauber im Detail

In den Angaben des ADAC wer­den ins­ge­samt 34 Stationen genannt. Dabei wer­den die Hubschrauber an den bei­den Doppelstandorten der Luftrettungszentren Dölzig und Senftenberg ein­zeln gezählt. Der im Wechsel mit dem ÖAMTC betrie­be­ne Hubschrauber in Suben wird eben­so erfasst wie auch der Rettungshubschrauber mit der offi­zi­el­len Bezeichnung „Lifeliner 4” in Groningen. Dort stellt die MAA (Medical Air Assistance) des nie­der­län­di­schen Automobilclubs ANWB für die ADAC Luftrettung den Flugbetrieb sicher. In den Informationen wird „Christoph Leipzig” nach wie vor abwei­chend von den Festlegungen des Sächsischen Staatsministeriums des Innern als Intensivtransporthubschrauber (ITH) bezeich­net. Das Luftrettungszentrum „Christoph 62” in Bautzen, betrie­ben von der ADAC-Tochter Elbe Helicopter GmbH & Co.KG wird wie in den Vorjahren in der ADAC-Statistik aus his­to­ri­schen, ins­be­son­de­re aber geneh­mi­gungs­recht­li­chen Gründen nicht erfasst.

Mit 1.970 Einsätzen der meist fre­quen­tier­te Hubschrauber der ADAC Luftrettung im Jahr 2011 – Christoph 5 aus Ludwigshafen © Alexander Mura

In NRW sind sechs Hubschrauber des ADAC sta­tio­niert, davon zwei als ITH, die bei Bedarf auch pri­mär ein­ge­setzt wer­den. Sie star­te­ten 2011 zu 7.454 Einsätzen und damit 164 mehr als in 2010. 6.758 Patienten wur­den ver­sorgt. Ein star­ker Anstieg ist bei „Christoph 8” in Lünen fest­zu­stel­len: 1.430 in 2011 im Vergleich zu 1.299 des Vorjahres. Vorrangig sind hier als Grund die umlie­gen­den Leitstellen zu sehen, die das not­arzt­be­setz­te Rettungsmittel quan­ti­ta­tiv häu­fi­ger, aber auch qua­li­ta­tiv ange­mes­se­ner dis­po­nie­ren. „Christoph 25” aus Siegen star­te­te 1.275 mal, „Christoph Europa 2”, Rheine, 1.297 mal. Die bei­den ITH in Greven und Köln flo­gen auf­grund ihrer Funktion weni­ger, näm­lich 738 und 797 mal. Herausragender Flug für „Christoph Rheinland” war im Herbst der Inkubatortransport eines Babys nach London.

Ein Intensivtransporthubschrauber der ADAC Luftrettung, hier Christoph Rheinland © Alexander Mura

Infrastrukturmäßig ist die ADAC-Luftrettung in NRW gut auf­ge­stellt: Rheine und Würselen haben schon vor eini­ger Zeit neue Luftrettungszentren bezo­gen; In Lünen lau­fen Umbaumaßnahmen. Seit dem 1. Dezember 2011 star­tet „Christoph Westfalen” vom neu­en Standort im Airportpark am Flughafen Münster-Osnabrück aus. In Köln sind die Grundlagen zur Errichtung einer gemein­sa­men Unterbringung mit „Christoph 3” in abseh­ba­rer Zeit geschaf­fen. Für Siegen sind bis­lang kei­ne Veränderungen bekannt.

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr stell­te die ADAC Luftrettung wäh­rend der zen­tra­len Veranstaltung zum Tag der Luftrettung am 26. Januar in Ingolstadt ihre ers­te Einsatzpilotin Sandra Hohner vor. Noch in die­sem Monat wird Melanie von Allwörden als zwei­te Frau den Steuerknüppel einer EC135 des ADAC in die Hand neh­men. Sie hat 2004 im Alter von 27 Jahren als Polizeibeamtin die Ausbildung zur Berufshubschrauberführerin abge­schlos­sen und bis­lang in der Polizeihubschrauberstaffel Hamburg auf den bei­den Hubschraubern vom Typ EC135 mit dem Funkrufnamen „Libelle” umfas­sen­de Einsatzerfahrung gesam­melt.

Pilotin Melanie von Allwörden (li) in Hamburg © Sebastian Porthun

Artikel: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn
Grafiken: ADAC Luftrettung GmbH

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.