In Las Vegas/Nevada war die Heli-Expo 2013 wieder ein weltweiter Anziehungspunkt für den Hubschrauberbereich. Eurocopter hat auf dieser Fachmesse aktuell eine nochmals optimierte und verbesserte Version der EC135 vorgestellt. Sie trägt die neue Typenbezeichnung EC135 T3 bzw. P3.
Die Hubschrauber zeichnen sich durch leistungsstärkere Triebwerke mit verbesserten Flugeigenschaften bei Einsätzen in großer Höhe und bei hohen Temperaturen aus. Die Nutzlast beträgt 240 kg mehr auf 1.500 m Höhe bei ISA+20°C (sogenannte Hot-and-High-Bedingungen). Die maximale Startmasse wurde auf 2.980 kg erhöht, also 30 kg zusätzlich im Vergleich zur letzten Ausbaustufe P2e/T2e. Einsätze können jetzt bei Temperaturen bis -45° C statt vorher -35°C geflogen werden.
Wie in der Vergangenheit verbergen sich hinter den Kürzeln T und P die beiden wahlweise erhältlichen Triebwerke unterschiedlicher Hersteller. Die beiden neuen und leistungsstärkeren Versionen sind das Arrius 2B2 Plus von Turbomeca und das PWC 206B3 von Pratt & Whitney Canada. Zusätzlich hat Eurocopter die Lufteinlässe optimiert und die Hauptrotorblätter um 10 cm verlängert. Hinzu kommt neue und optimierte FADEC-Software (Full Authority Digital Engine Control). Die optionale Ausstattung mit Inlet-Barrier-Filtern (IBF) bietet den Schutz der Triebwerke vor Beschädigung durch Sand, Schmutz oder anderen angesaugten Fremdkörpern und damit eine Erhöhung der Standzeiten der Triebwerke. U.a. wird die Erosion an den Radial-bzw. Axialverdichterschaufeln vermindert, aber auch an den Turbinenschaufeln und den „nozzle guide vanes”. Für Betreiber ist das ein nicht unwichtiger betriebswirtschaftlicher Gesichtspunkt.
Auch im Cockpit der EC135 T3/P3 fallen Innovationen ins Auge: die voll integrierte Navigations-, Kommunikations- und GPS-Avioniklösung GTN 750 von Garmin mit großer Touchscreen-Anzeige, das Bild- und Flugdatenaufzeichnungssystem Vision 1000 von Appareo sowie ein iPad-Halter mit Stromversorgung. Individuelle Kundenwünsche können erfüllt werden: So zugunsten der Passagiere weiterhin die besonders schallisolierte Stylence®-Kabine oder ein neues externes Rettungsinselsystem für besondere Einsatzbedingungen.
Sehr schnell haben Hubschrauberbetreiber, die in der Berg- und Luftrettung aktiv sind, als erste Kunden Bestellungen aufgegeben: Air Methods Corporation (USA) und Norsk Luftambulanse AS (Norwegen) je sechs Maschinen in der Version P3 und Aiut Alpin Dolomites (Italien) eine T3. Sie versprechen sich speziell für ihren Aufgabenbereich durch die erhöhte Leistung Vorteile u. a. bei Sicherheit und Windenrettung. Air Methods betreibt in ihrer Flotte mehr als 300 Hubschrauber unterschiedlicher Typen von Eurocopter.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung der EC135 steht bei Eurocopter als deutliches Zeichen nicht nur für einzelne Modelle, sondern für die gesamte Produktpalette. Nach der Aufsehen erregenden Präsentation des X3, über die neue EC145 T2 laufen die Arbeiten an den Projekten X4, X6 und X9 unvermindert weiter.
Nicht außer acht lassen darf man aber die Schwierigkeiten bei der EC135 seit April 2012 mit Rissen am Rotorkopf. Noch ist das Problem nicht abschließend gelöst. Alle 50 Stunden sind gesonderte Kontrollen erforderlich. Für die Flottenbetreiber mit hohem Flugstunden-aufkommen — so z.B. in der deutschen Luftrettung — bedeutet das nach wie vor eine zusätzliche Belastung mit Kostenaufwand. Die ursprünglichen und aufwändigen Kontrollmaßnahme nach jeweils 10 Betriebsstunden durch einen Techniker sind damit aber erheblich reduziert worden.
Schon jetzt sollte man sich den Termin der nächsten Heli-Expo 2014 in Anaheim/California notieren, da diese Messe immer wieder Schauplatz für die Vorstellung von Neuheiten und Weiterentwicklungen des Hubschraubermarktes ist. Ein vereinzelt genannter Termin Anfang März 2014 in Orlando ist nicht aktuell!
Eurocopter will auf der Heli-Expo 2014 den neuen X4 vorstellen. Er ist die Nachfolge von Dauphin und EC155 in der 5 — 6 Tonnenklasse voraussichtlich mit Fly-by-wire-System und Pratt & Whitney Canada PW210 oder dem neu entwickelten Turbomeca TM800 turbo-shaft Triebwerk in der 800 kW-Klasse. Der Erstflug ist für 2016 vorgesehen. Eurocopter hat die Zertifizierung für das Jahr 2017 auf dem Zeitstrahl.
Unter der Projektbezeichnung X6 laufen die Arbeiten an dem Nachfolgemodell der Super Puma. X9 steht für einen neuen Hubschrauber ohne Vorgängerbezug mit Entwicklungskosten im Milliardenbereich. Informationen zur Gewichtsklasse und Zeitplan sind bislang nicht bekannt.
Artikel: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn