Am 3. Juni 2008 um 9:12 Uhr startete „Christoph 39“ von seiner Station im brandenburgischen Perleberg aus zu seinem ersten Rettungseinsatz. Der ADAC Rettungshubschrauber wurde damals am Kreiskrankenhaus Prignitz stationiert, um eine bis dahin klaffende Lücke im Luftrettungsnetz zu schließen. Am 2. Juni 2018 feierte die ADAC Luftrettungsstation in Perleberg ihr zehnjähriges Bestehen.
Den Festtag eröffnete Frédéric Bruder, Geschäftsführer der gemeinnützigen ADAC Luftrettung GmbH. Er sprach über die Qualität im Rettungsdienst und dass es immer schwieriger wird diese zu liefern. „Christoph 39 macht einen guten Job. Ich bin stolz, so eine Mannschaft zu haben.” Die ADAC Luftrettung ist Bauherr und Finanzier der Station. „Verlässlichkeit und Sicherheit haben im Rettungsdienst ihren Wert“, sagte Brüder und warnte vor diesem Hintergrund erneut davor, sich bei Ausschreibungen von Rettungsdienstleistungen allein dem Diktat des Preises unterzuordnen. „Es darf nicht das billigste Angebot im Vordergrund stehen, es zählt die optimale Versorgung des Patienten“, stellte er klar.
Katrin Lange, Staatssekretärin im Ministerium des Innern und für Kommunales des Landes Brandenburg hob hervor, dass die Entscheidung richtig war, den Standort am Kreiskrankenhaus Prignitz in Perleberg aufzubauen. Krankenhaus, Boden- und Luftrettung seien 3 unverzichtbare Säulen der Rettung in diesem Gebiet. „Mit Hilfe von „Christoph 39” werden Menschenleben gerettet. Er ist Garant dafür, dass verunfallte oder akut erkrankte Menschen auch im dünn besiedelten Nordwesten des Landes schnell medizinisch versorgt werden. Die vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, was für ein starker und verlässlicher Partner die ADAC Luftrettung im Versorgungssystem im Nordwesten Brandenburgs ist. Der Hubschrauberbesatzung gilt dafür mein herzlicher Dank.“
Der Prignitzer Landrat Torsten Uhe blickte auf die Anfänge zurück. Er bedankte sich bei allen die sich damals engagiert hatten. Besonders würdigte er das Engagement der damaligen Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie des Landes Brandenburg, Dagmar Ziegler.
Auch Karsten Krüger, Geschäftsführer des Kreiskrankenhaus Prignitz, schaute auf die Anfänge der Station zurück und hob die Arbeit der Crew hervor. Nur im Zusammenspiel zwischen dem Krankenhaus, der Boden- und der Luftrettungsstation sei eine effektive Rettung gewährleistet.
Bis zur Indienststellung von „Christoph 39“ waren die Regionen um Perleberg in der rettungsdienstlichen Unterstützung durch Luftrettungsmittel benachteiligt gewesen. Der ADAC Rettungshubschrauber war somit ein großer Gewinn für die Bewohner der dünn besiedelten Flächen der Prignitz und ländlich strukturierten Regionen Nordwest-Brandenburgs, da diese nun notfallmedizinisch schneller und besser versorgt werden konnten. Zudem liegt der Standort im Vier-Länder-Eck: Auch Ziele in Mecklenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt werden angeflogen. In seltenen Fällen auch in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus fliegt Christoph 39 bei Unfällen auch Patienten bis nach Berlin. Notfallrettung kennt gerade hier keine Bundesland-Grenzen.
Zum Geburtstag von „Christoph 39“ gibt es einiges zu feiern. Seit dem Jungfernflug des Hubschraubers der ADAC Luftrettung wurden rund 10.000 Einsätze absolviert. Allein im vergangenen Jahr wurde der Rettungshubschrauber 1.023-mal alarmiert. Die Zahlen unterstreichen vor allem eines: „Christoph 39“ stellt in der ländlich strukturierten Region Brandenburgs eine markante Verbesserung und eine deutliche Entlastung des bodengebundenen Rettungsdienstes dar. Der Helikopter vom Typ EC135 ist nach einem Notruf in zwei Minuten in der Luft und somit in der Lage, jeden Ort im Umkreis von 50 Kilometern in rund 15 Minuten zu erreichen.
Am Standort Perleberg sind insgesamt 20 Teammitglieder im wechselnden Einsatz – 14 Notärzte des Kreiskrankenhauses Prignitz sowie aus der Region, drei HEMS TC und drei Piloten der ADAC Luftrettung. Eine Crew besteht aus jeweils einem Piloten, einem Rettungsassistenten und einem Notarzt. Der Hubschrauber startet täglich von Sonnenaufgang, frühestens um 7 Uhr bis Sonnenuntergang. Die Koordinierung der Einsätze erfolgt über die Regionalleitstelle Nordwest in Potsdam.
Einsatzursache Nummer eins waren bei den Rettungseinsätzen 2017 in und um Perleberg mit 57 Prozent internistische Notfälle wie akute Herz- und Kreislauferkrankungen, gefolgt von neurologischen Notfällen (Schlaganfälle) mit 17 Prozent. Acht Prozent der Einsätze gingen auf Verkehrsunfälle und fünf Prozent auf Freizeit- und Sportunfälle zurück. Je vier Prozent fielen auf häusliche Unfälle und Kindernotfälle zurück. Die Einsatzursachen haben sich laut Crew in den letzten 10 Jahren kaum verändert.
Im Anschluss an den Festakt fand ein Tag der offenen Tür statt, der auf breite Resonanz bei der Bevölkerung stieß. Gezeigt wurden Fahrzeuge der Feuerwehren Perleberg und Spiegelhagen, Rettungswagen des Landkreises Prignitz, der Einsatzleitwagen des Katastrophenschutzes Land Brandenburg sowie ein Einsatzfahrzeug der Polizei Brandenburg. Auch fanden Führungen durch das Kreiskrankenhaus Prignitz statt. Informationsstände der Notfallseelsorge und der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation waren ebenfalls vertreten. In einer Demonstration wurde vorgeführt, wie ein verletzter Autofahrer nach einem Unfall gerettet und versorgt wurde.
Copterweb.de wünscht dem Christoph 39 Perleberg sowie der Bodenrettung alles Gute zum 10-jährigen Bestehen und weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit.
Autoren:
Werner Latten, Berlin
Rolf Klukowski, Berlin