Fünf Tage lang drehte sich am BER, dem Flughafen der Hauptstadtregion, alles um die Zukunft der Luft- und Raumfahrt. Unter dem Motto “Pioneering Aerospace” kamen die internationale Industrie, Politik, Streitkräfte und Wissenschaft zusammen. Rund 600 Aussteller aus 31 Nationen präsentierten ein breites Spektrum an High-Tech-Produkten sowie Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Rund 350 Speaker diskutierten auf vier Bühnen die aktuellen Fragen der Luft- und Raumfahrt. Zentrale Themen waren klimaneutrales Fliegen, Sicherheit und Verteidigung sowie der Nutzen der Raumfahrt für die Menschheit.
Die ILA Berlin war unter der Woche (vom 5. — 7. Juni) für das Fachpublikum und am Wochenende (vom 8. — 9. Juni für private Besucherinnen und Besucher von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Und das Interesse beim Publikum war groß – die Tickets für das Privatpublikum am Wochenende waren schnell ausverkauft. Insgesamt kamen rund 95.000 Teilnehmerinnen und Tilnehmer aus rund 60 Nationen zur ILA
Martin Kroell, Mitglied des Vorstands und Mittelstandsbeauftragter des BDLI: „Die ILA hat erneut unter Beweis gestellt, wie wichtig diese Messe für die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie ist. Nicht nur, weil sie ein Schaufenster für die Vielfalt unserer Innovationskraft ist, die Fachpublikum wie Privatbesucher gleichermaßen fasziniert, sondern weil sie eine politische und ideengetriebene Messe ist: Hier sind alle Stakeholder miteinander in Austausch und Aktion gekommen, die wir brauchen, um unsere technologische Spitzenstellung zu halten – in der dekarbonisierten Luftfahrt, in der Verteidigung unserer Freiheit, im souveränen Zugang Europas zum Weltall.“
Dr. Mario Tobias, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH: „Ob elektrische Senkrechtstarter, klimafreundliche Antriebe oder Satellitensysteme – die ILA steht wie keine andere Veranstaltung für Innovation, neue Technologie und Nachhaltigkeit in der Luft- und Raumfahrt. Die Themen der ILA sind aktueller denn je – das hat die diesjährige Veranstaltung eindrucksvoll bewiesen.“
Starke Präsenz der Bundesregierung: Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnete die ILA Berlin im Rahmen eines Messerundgangs. Die Bundesregierung habe größtes Interesse an einer starken Luft- und Raumfahrtbranche, so der Bundeskanzler in seiner Eröffnungsrede. „Wir wollen die deutsche und europäische Luftfahrtindustrie weltweit auf einem Spitzenplatz sehen, und zwar in allen drei Dimensionen, die auch hier auf der ILA im Fokus stehen: in der zivilen Luftfahrt, bei der Vert eidigung und nicht zuletzt in der Raumfahrt.“ Zudem kündigte Scholz auf der ILA den Erwerb weiterer 20 Eurofighter an.
Begleitet wurde der Kanzler unter anderem von Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing, dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Dr. Dietmar Woidke, der Berliner Wirtschaftssenatorin, Franziska Giffey, Dr. Anna Christmann, Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft -und Raumfahrt, General Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, sowie Aletta von Massenbach, CEO Flughafen Berlin Brandenburg.
ILA zeigte gesamte Bandbreite der Luft- und Raumfahrt
Auf 150.000 Quadratmetern präsentierten die Aussteller ihre Innovationen. Von der Drohne über Helikopter bis hin zur großen Passagiermaschine – rund 100 Fluggeräte waren in diesem Jahr auf der ILA zu sehen. Darunter die Emirates A380, die Beluga ST und die A321 XLR – mit einem um 30 Prozent geringeren Treibstoffverbrauch pro Sitzplatz im Vergleich zu Flugzeugen der vorherigen Generation leistet dieses Flugzeug einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zum nachhaltigen Fliegen. Weitere Highlights waren zudem die A310 Air Zero G, die für Parabelflüge eingesetzt wird, sowie die Do 328 – ein fliegender Prüfstand für klimaverträgliche Luftfahrttechnologien. Aus dem Hubschrauberbereich zeigte AIRBUS HELICOPTERS den H145-Testträger PioneerLab. Zudem konnten die Besucher und Besucherinnen die gesamte Bandbreite der militärischen Luftfahrt erleben – vom Loyal Wingman, über die Transportmaschine A400 M bis hin zum Mehrzweckkampfflugzeug F35, das erstmalig auf der ILA im Flying Display zu sehen war.
A 380 | A 321 XLR |
DO 328 | A 400 M |
Weiterhin eingeschränkte Fläche für das Static Display und kleines Flugprogramm
Wie schon auf der ILA 2022 stand erwartungsgemäß aufgrund des Flugbetriebes am BER im Vergleich zu früheren ILA-Veranstaltungen weiterhin eine stark eingeschränkte Fläche für das Static-Display zur Verfügung. Immerhin waren auf der diesjährigen ILA mit rund 100 Fluggeräten wieder mehr Flugzeuge und Hubschrauber zu sehen. Auch gab es an den fünf ILA-Tagen wieder ein Flugprogramm, das doch deutlich erhöht war.
Zusehen waren erstmals das Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug F-35, der Tornado, der anlässlich seines 50. Jubiläums mit einer Sonderlackierung versehen wurde, das Passagierflugzeug A321 XLR und aus dem Hubschrauberbereich der Airbus H145M LUH SAR sowie die Bundeswehr in einem Joint Scenario mit CH-53, NH90, Tiger und H145M. Ein besonderes und überraschendes Highlight war ab Freitag die Sea King MK41, die kurz vor ihrer Außerdienststellung letztmalig auf der ILA zu Gast war und auch am Flugprogramm teilnahm.
50 Jahre Tornado | |
F 35 | Eurofighter |
Neue Hubschrauberbestellungen
Die Vielfalt der ILA zeigte sich auch in den Ergebnissen, die hier verkündet worden sind. So hat HTM bis zu drei Airbus H145-Hubschrauber für Offshore-Windkraft bestellt und die Bundesministerin des Innern, Nancy Faeser, war vor Ort, um den Vertrag mit Airbus Helicopters über Transporthubschrauber vom Typ H225 Super Puma im Wert von 1,9 Mrd. Euro für die Bundespolizei zu unterzeichnen.
HTM bestellt bis zu drei Airbus H145-Hubschrauber für Offshore-Windkraft
HTM Helicopters hat einen Airbus H145 Hubschrauber mit Optionen für zwei weitere Hubschrauber des gleichen Typs bestellt.
HTM wird die Hubschrauber für die Versorgung von Offshore-Windparks sowie für den Transport von Technikern zu den Windenergie-Anlagen an der deutschen Nordseeküste und in Frankreich einsetzen.
Bernd Bruchseifer (Managing Director der HTM -Helicopter Travel Munich GmbH-) sagte in Berlin: „In den vergangenen 15 Jahren im Offshore-Windgeschäft haben wir festgestellt, dass sich die Projekte immer weiter von der Küste entfernen und zusätzliche Nutzlast erfordern, was uns dazu veranlasst hat, unsere Flotte um weitere H145 zu erweitern. Neben der hervorragenden OEI-Leistung bietet der Hubschrauber die Möglichkeit, schnell Rollenwechsel für verschiedene Kundenmissionen durchzuführen und ist sehr zuverlässig und einfach zu warten. Wir fliegen die Hubschrauber unter herausfordernden Bedingungen, und die H145 ist das perfekte Werkzeug für die Betriebs- und Wartungsphase im Offshore-Windbetrieb. Wir werden in diesem Markt in naher Zukunft noch viel mehr Nachfrage sehen.“
HTM war der erste Betreiber, der 2021 eine H145 mit fünf Rotorblättern für den Offshore-Windenergieeinsatz in Empfang nahm. Ende 2023 wurde der Hubschrauber von HTM in einem von Airbus geleiteten Weltpremierenversuch eingesetzt, um zwei Besatzungsmitglieder in die Gondeln schwimmender Windturbinen in Hywind Tampen zu heben.
Mit dieser Bestellung wird HTMs aktuelle Flotte aus 18 Airbus-Hubschraubern erweitert, darunter eine Mischung aus H125, H135 und H145, die für verschiedene Missionen eingesetzt werden. Mit der Lieferung des neu bestellten Hubschraubers wächst HTMs gesamte H145-Flotte auf acht Hubschrauber. Fünf dieser H145 werden für Offshore-Missionen eingesetzt.
Die neueste Version des Airbus-Bestsellers H145 verfügt über einen innovativen Fünfblattrotor für den Mehrzweckhubschrauber H145, der die Nutzlast des Hubschraubers um 150 kg erhöht. Die Einfachheit des neuen lagerlosen Hauptrotordesigns erleichtert Wartungsarbeiten, verbessert die Wartungsfreundlichkeit und Zuverlässigkeit und erhöht den Flugkomfort für Passagiere und Besatzung.
Bundesinnenministerium bestellt bis zu 44 H225-Hubschrauber für die Bundespolizei
Das Bundesinnenministerium hat den europäischen Hubschrauberkonzern Airbus Helicopters beauftragt, bis zu 44 Transporthubschrauber vom Typ H225 Super Puma für die Bundespolizei zu liefern.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser stellte diese große Investition in die innere Sicherheit am 06. Juni auf der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin vor. Der Vertrag hat ein Auftragsvolumen von knapp 1,9 Milliarden Euro. Die neuen Hubschrauber sind mit modernster Technologie ausgestattet und werden es der Bundespolizei ermöglichen, effektiver zu operieren und flexibler auf die unterschiedlichsten Einsatzanforderungen zu reagieren.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser: „Die Bundespolizei leistet tagtäglich herausragende Arbeit für die Sicherheit unseres Landes, und das oft unter schwierigen und gefährlichen Bedingungen. Mit den hochmodernen neuen Hubschraubern wird die Bundespolizei ihre Aufgaben zur Sicherung unserer Grenzen, bei der Terrorismusbekämpfung, dem Schutz kritischer Infrastrukturen oder bei Großeinsätzen noch schneller und flexibler erfüllen können. Die neuen Hubschrauber werden außerdem eine zentrale Rolle im Bevölkerungsschutz spielen, indem sie Rettungs- und Evakuierungsmaßnahmen unterstützen und Hilfsgüter in schwer zugängliche Gebiete transportieren. Etwa bei Hochwasserkatastrophen und Waldbränden können die neuen Hubschrauber eingesetzt werden – und größere Lasten tragen als die bisherige Flotte.
Dieser Auftrag ist eine der größten Investitionen in der Geschichte der Bundespolizei. Und es ist eine der größten Investitionen der Bundesregierung in die innere Sicherheit. Ich danke dem Deutschen Bundestag als Haushaltsgesetzgeber, dass wir die Sicherheit unseres Landes damit stärken können.”
Bundespolizeipräsident Dr. Dieter Romann: „Es geht hier um eine langfristige Investition in den professionellen Flugdienst der Bundespolizei. Das ist, insbesondere vor dem Hintergrund der allgemeinen Haushaltssituation, eine besonders bemerkenswerte Wertschätzung.”
Die neuen Hubschrauber sollen die bisherige Flotte bestehend aus 19 EC 155 und 19 AS 332 Super Pumas, die im Schnitt seit 30 Jahren im Einsatz sind, schrittweise ersetzen.
Die Anschaffung der neuen Hubschrauber bedeutet einen Fähigkeitsgewinn hinsichtlich der Reichweite und der Nutzlast. Verschiedenste Kabinenvariationen und extra dafür angepasste Kommunikationsmöglichkeiten bieten den Einsatzkräften der Bundespolizei, von der Hundertschaft bis zu den Spezialeinheiten der GSG 9, künftig mehr Möglichkeiten und Flexibilität, Kräfte schnell zu verlegen und einzusetzen.
Mit der modernen Technik der neuen Hubschrauber wird den höchsten Anforderungen an die Flugsicherheit Rechnung getragen. Auch der Gesundheitsschutz für die Einsatzkräfte der Bundespolizei wird hierdurch auf ein neues Level gehoben.
Die Anschaffung von 38 Hubschraubern ist fest vereinbart, zudem gibt es die Option für weitere sechs Hubschrauber. Die Auslieferung des ersten Hubschraubers wird bis Ende 2029 angestrebt. Die Lieferungen werden sich dann bis in das Jahr 2035 erstrecken.
Neben den Hubschraubern werden zwei Flugsimulatoren, Winden- und Kabinensimulation, umfangreiche Trainings- und Schulungsleistungen, Werkzeug- und Dockausstattung sowie technische Unterstützung im Anfangsflugbetrieb erworben.
Airbus zeigte H145-Testträger PioneerLab
Schon während der Deutschen Luftfahrtkonferenz in Hamburg im Herbst letzten Jahres stellte Airbus Helicopters das PioneerLab, seinen zweimotorigen Technologiedemonstrator auf Basis der H145- Plattform, vor. Nun war die H145 mit der Kennung D-HADS aus Donauwörth auf der ILA zu sehen.
Er ergänzt das FlightLab-Angebot von Airbus und konzentriert sich auf die Erprobung von Technologien zur Reduzierung der Hubschrauberemissionen, zur Erhöhung der Autonomie und zur Integration biobasierter Materialien. Das PioneerLab soll dank eines hybridelektrischen Antriebssystems und aerodynamischer
Verbesserungen eine Treibstoffeinsparung von bis zu 30 % im Vergleich zu einem herkömmlichen H145 demonstrieren. An Bord des Demonstrators wird Airbus Helicopters auch Strukturkomponenten aus biobasierten und recycelten Materialien im Flugtest erproben, die den ökologischen Fußabdruck über den gesamten Lebenszyklus des Flugzeugs hinweg reduzieren sollen. Das Unternehmen beabsichtigt, die neuen Teile mit Verfahren herzustellen, die den Material- und Energieverbrauch senken und die Recyclingfähigkeit verbessern. Weitere Forschungsaktivitäten umfassen die Integration neuester digitaler Technologien in das Flugsteuerungssystem des Flugzeugs und die zugehörigen Sensoren, um die Autonomie und Sicherheit während kritischer Flugphasen wie Start und Landung zu erhöhen.
Farewell Sea King
Wie bereits erwähnt, kam als besonderes Highlight von Freitag bis Sonntag die Sea King letztmalig nach Berlin und nahm Abschied in einer gemeinsamen Vorführung mit dem Airbus H145M LUH SAR teil. In Berlin war die 89+58 mit der Sonderlackierung „Farewell Sea King“ zu sehen.
Die Westland Sea King MK 41 war über fünf Jahrzehnte der große Standardhubschrauber der deutschen Marine. Von Sikorsky als „H3” entworfen, wurden seinerzeit die 22 Maschinen der deutschen Marine von Westland in Lizenz gebaut. 1974 stellte das MFG 5 seine ersten beiden Westland Sea King Mk 41 in den Dienst. In den sich daran anschließenden fünf Jahrzehnten wurde mit dem Multi-Role-Hubschrauber ein Stück Marinegeschichte geschrieben. Lange Zeit war die Sea King auch ein Wahrzeichen für Kiel und dessen Umland. Mit festen Außenlandeplätzen auf Helgoland, Borkum und später in Warnemünde wurden immer zwei Hubschrauber für den maritimen Such- und Rettungsdienst rund um die Uhr in Bereitschaft vorgehalten. Das durch die Sea Kings abgedeckte Einsatzspektrum war mit schweren Schiffshavarien, Luftnotfällen, Krankentransport von den Inseln und von Schiffen bis hin zu Personensuchen breit gefächert. Ende August diesen Jahres wird der Sympathieträger der Bundeswehr nun in den Ruhestand gehen. Als Nachfolger ist bereits der Marinehubschrauber NH-90 NTH “Sea Lion“ im Einsatz und hat nach und nach die Aufgaben übernommen.
Flugvorführung mit H145M LUH SAR und Sea King
Neue ILA- Rahmenvereinbarung für die Zeit von 2026 – 2030
Schon am 09.04.2024 wurde auf der damaligen gemeinsamen Kabinettssitzung des Senats von Berlin und der Landesregierung Brandenburg von beiden Ländern der Rahmenvereinbarung zur Durchführung der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) 2026 bis 2030 beschlossen.
Die nächste ILA Berlin findet vom 10. – 14.06.2026 statt.
Abschließend noch einige Heli-Impressionen, die wir im Laufe der Tage sammeln konnten:
Autor: Rolf Klukowski, Berlin