Die ILA Berlin hat sich mit einer zielgerichteten Ausrichtung auf zukunftsthemen und technische Entwicklungen zur führenden Innovationsmesse für die Aerospace-Industrie weiterentwickelt. Auf der Leistungsschau für alle Geschäftsfelder der globalen Luft- und Raumfahrtindustrie zeigten vom 25. bis 29. April rund 1.100 Aussteller aus 41 Ländern ein breites Spektrum ihrer aktuellen High Tech-Produkte sowie Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Partnerland der ILA 2018 war Frankreich. Rund 180.000 Fach und Privatbesucher strömten an den fünf Veranstaltungstagen auf das 250.000 Quadratmeter große Berlin ExpoCenter Airport. Veranstaltet wurde die ILA 2018 vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e. V. (BDLI) sowie der Messe Berlin GmbH.
Rund 200 Fluggeräte aller Größen, Kategorien und aus vielen Epochen der Luftfahrtgeschichte wurden am Boden und in der Luft vorgestellt. Im besonderen Blickpunkt standen aus der Sicht der Heli-Fans die schweren Transporthubschrauber CH-53K (Lockheed Martin) und CH-47 Chinook (Boeing). Mit der Vorstellung der CH-53K gab es in Berlin sogar eine Weltpremiere, da Lockheed Martin die CH-53K erstmalig außerhalb der USA flog und die besonderen Fähigkeiten des Hubschraubers im Flugprogramm zeigte.
Größter Aussteller auf der ILA war einmal mehr die Bundeswehr, die über 40 Luftfahrzeuge nach Berlin brachte. Darunter die Hubschrauber CH-53, NH-90, Tiger, den Mehrzweckhubschrauber EC 135 Bluecopter, Sea Lynx, Sea King, Bell UH-1D in der SAR-Version sowie den neuen H145M-Hubschrauber für die Unterstützung der Spezialkräfte. Diverse Flugvorführungen mit knapp 30 Maschinen demonstrierten die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte. Die meisten Hubschrauber konnten im Static Display nicht nur von außen betrachtet, sondern auch von innen besichtigt werden. Hier wurden auch die diversen Fragen rund um die Hubschrauber freundlich und kompetent beantwortet.
Neben der Bundeswehr präsentierten sich auch die US-Luftstreitkräfte mit einer besonders großen Zahl an Fluggeräten. Die in diesem Jahr gezeigten Flugzeuge umfassen alle Arten von Kampfflugzeugen, Hubschraubern und Transportern, darunter als Reverenz vor der Bundeshauptstadt auch die Boeing C-17 Globemaster III mit dem Beinamen „Spirit of Berlin“. Die Hubschrauber CH-47 Chinook und Bell Boeing V-22 Osprey konnten die Besucher ebenfalls im Static Display von innen besichtigen.
Es fiel aber auf, dass leider nur wenige zivile Hubschrauber zu sehen waren. Airbus-Helicopters präsentierte zwar neben einer H135 und einer zivil zugelassenen H145M, die auch im Flugprogramm zu sehen war, noch ein Mock-Up der neuen H160. Allerdings stand die H160 in einem eigenen Pavillon und war daher für die Besucher nur durch eine Folie zu sehen.
Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes konnte man immerhin noch mit einer „Augusta Bell 47 G-4 Sioux“ und der „BO105 C“ der „Flying Bulls“ bewundern. Rainer Wilke, einer der weltweit besten Hubschrauber-Kunstflugpiloten, zeigte mit seiner BO105 C am Publikumswochenende „Kunstflug vom Feinsten“. Immer wieder beeindruckend, was mit einem Hubschrauber möglich ist.
Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) war neben einem kleinen Querschnitt ihrer Flotte auch mit dem FHS, dem fliegenden „Hubschrauber-Simulator“, der auf einem Serienhubschrauber des Typs EC135 basiert, in Berlin. Neben der experimentalen Messausrüstung zeichnet sich der Hubschrauber vor allem durch seine einzigartige Fly-by-Wire/Fly-by-Light-Steuerung (FBW/FBL) aus.
„Boeing CH-47 Chinook“ oder „Sikorsky CH-53 King Stallion“?
Die bewährten, aber bereits seit Jahrzehnten eingesetzten schweren Transporthubschrauber (STH) Sikorsky CH-53G der Bundeswehr sollen in wenigen Jahren durch einen modernen Nachfolger ersetzt werden. Die CH53 in allen Varianten (GA, GS und GE) gehen nach einer Einsatzdauer von mehr als 40 Jahren nunmehr dem Nutzungsdauerende entgegen. Bei den am Markt verfügbaren Hubschraubern und den
von der Bundeswehr aufgestellten Forderungen zeichnen sich zur Zeit zwei Bewerber ab. Die Boeing CH-47 F und die CH-53K von Sikorsky (Lockheed Martin)
Lockheed Martin und Rheinmetall bieten CH-53K an
Der neue Schwerlasthubschrauber Sikorsky CH-53K gab auf der ILA 2018 sein viel beachtetes internationales Debut. „Das ist der stärkste Hubschrauber, der je in den USA gebaut wurde“, betonte Sikorsky President Dan Schultz auf dem ILA Media Briefing. Der graue Gigant ist eine komplette Neukonstruktion und zeichnet sich durch zahlreiche Verbesserungen aus, darunter drei Außenlasthaken, Fly-by-Wire-Steuerung, digitales Cockpit und den großzügigen Einsatz von Kohlefaserverbund-Material. Gemeinsam mit Sikorsky als Tochter von Lockheed Martin bewirbt sich Rheinmetall um das Vorhaben „Schwerer Transporthubschrauber“ als Nachfolger der älteren CH-53G der Deutschen Luftwaffe. Armin Papperger, CEO von Rheinmetall, sieht für sein Unternehmen Aufgaben im Bereich der Simulation und Ausbildung sowie vor allem der künftigen Wartung vor Ort in Deutschland. Die Partner streben außerdem an, das Team für dieses Vorhaben um weitere industrielle Partner zu verstärken. Ziel ist es, den deutschen Streitkräften eine Gesamtlösung über die Beschaffung der Hubschrauber hinaus anbieten zu können. „Wir wollen den deutschen Kunden glücklich machen“, sagte Pappberger auf der ILA. Beschafft werden sollen mindestens 45 neue Maschinen, die voraussichtlich ab 2023 ausgeliefert werden können.
Einzigartiges Konzept für schwere Lasten: Boeing CH-47 Chinook
Zwei hintereinander im Tandem angeordnete Rotoren mit jeweils drei Blättern und über 18 Metern Durchmesser, die sich gegeneinander drehen – dieses Konzept macht die Boeing CH-47 Chinook in der kleinen Welt der großen Hubschrauber einzigartig. Rund elf Tonnen kann der Koloss heben, von dem seit dem Erstflug im September 1961 über 1.200 Exemplare für zahlreiche Armeen der Welt, aber auch einige zivile Betreiber gebaut worden sind. Doch zum alten Eisen gehört die Chinook mit bald 60 Jahren noch lange nicht, denn sie wurde kontinuierlich modernisiert und an den jeweiligen Bedarf angepasst. Die aktuelle Version steht auch im Wettbewerb um einen Nachfolger des Transporthubschraubers CH-53 der Bundeswehr. Auf der ILA 2018 waren jeweils ein Exemplar der US-Streitkräfte und der Royal Air Force zu sehen.
Boeing aus den USA erwartet etwa zum kommenden Jahreswechsel eine offizielle Angebotsanfrage aus dem Bundesverteidigungsministerium. Mit dem Modell CH-47 Chinook hat das Unternehmen einen Hubschrauber im Fertigungsprogramm, der bereits bei NATO-Partnern im Einsatz steht und an dessen Fertigung und Wartung auch deutsche Luft- und Raumfahrtunternehmen beteiligt werden. „Wir haben ein starkes Team für unser Chinook-Angebot aufgestellt“, so Michael Hostetter, Director Vertical Lift Programs Germany. „Der Chinook ist ein moderner, erprobter und einsatzbereiter Schwerer Transporthubschrauber mit hoher Verfügbarkeitsrate und geringem Wartungsaufwand.“
H145M LUH SOF
Der H145M LUH SOF (Light Utility Helicopter Special Operations Forces) ist die militärische Version der H145 von Airbus Helicopters. Ende 2015 begann die Auslieferung des ersten Hubschraubers an die Luftwaffe und seit Mitte 2017 verfügt die 4. Staffel des Hubschraubergeschwaders 64 in Laupheim über insgesamt 15 Maschinen dieses Typs. Damit ist dieses Rüstungsprojekt das erfolgreichste Projekt der Bundeswehr der Letzten Jahre! Im Rahmen der ILA zeigte die Bundeswehr u.a auch eine Fähigkeitsdarstellung der Spezialkräfte.
Die ILA2018 war aus Sicht der Besucher tatsächlich eine interessante und vielseitige Luftfahrtschau. Gerne hätten wir natürlich noch mehr zivile Hubschrauber gesehen. Wir freuen uns auf die nächste ILA, die vom 13. bis 17. Mai 2020 stattfinden wird.
Autor: Rolf Klukowski, Berlin