Tag der Offenen Tür bei der Luftwaffe

80.000 Besucher in Köln-Wahn, das ist die Bilanz des Tags der offe­nen Tür bei der Luftwaffe auf dem mili­tä­ri­schen Teil des Flughafens Köln-Bonn.Zu einem Tag der Offenen Tür aus Anlass des 50jährige Bestehens von Köln-Wahn als Standort der Luftwaffe öff­ne­te die Kaserne am 12. August ihre Tore für die Bevölkerung. Im weit­läu­fi­gen Kasernenbereich stell­ten sich die ver­schie­de­nen Bereiche mit ihrer Ausstattung vor. Fachkundiges Personal beant­wor­te­te Fragen der inter­es­sier­ten Besucher. Ein umfang­rei­ches Unterhaltungsprogramm mit Musik — u.a. der Kölner Kultband „Brings” und Spielangeboten für die Kleinen ergänz­ten die Aktion. Das Streitkräfteunterstützungs-kom­man­do infor­mier­te zusätz­lich über die Zivil-Militärische Zusammenarbeit. Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastropheilfe und die Berufsfeuerwehr Köln zeig­ten in beein­dru­cken­den Vorführungen Einsatzgerät für ver­schie­de­ne Aufgabenbereiche. Der zustän­di­ge Regionalverband der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. unter­stütz­te die sani­täts­dienst­li­chen Maßnahmen wäh­rend die­ser Großveranstaltung. Viele Anhänger der ZDF-Fernsehserie „Die Rettungsflieger” umla­ger­ten den Ausstellungs-Hubschrauber UH-1D, einen ehe­ma­li­gen Hubschrauber der Heeresflieger mit Schiebetüren in SAR-Farben und einer Innenwinde.

Flugvorführungen konn­ten auf­grund der Randlage des Geländes zum Flughafen Köln-Bonn nicht statt­fin­den. Eine Attraktion bil­de­te jedoch das Static Display mit ver­schie­de­nen Luftfahrzeugen auf dem Flugfeld „Zulu”. An den zur Besichtigung frei­ge­ge­be­nen Flugzeugen Transall C-160, AWACS Boeing E-3A Sentry von der NATO-Basis in Geilenkirchen und Airbus A310 mit MedEvac-Einrüstung für medi­zi­ni­sche Einsatzflüge bil­de­ten sich schnell Warteschlangen. Andere Flugzeuge waren nicht frei zugäng­lich, konn­ten jedoch aus der Nähe betrach­tet wer­den. Hierzu zähl­te vor allem der Eurofighter vom Jagdgeschwader 73 „Steinhoff” aus Laage. Die Medien hat­ten deutsch­land­weit zuvor über die ers­te Landung eines Eurofighters auf dem Flughafen berich­tet. Auch die ande­ren, schon etwas betag­ten Maschinen, F-4F Phantom II vom Jagdgeschwader 71 „Richthofen”, Tornado IDS aus dem Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke” und CL-601 Challenger von der 1. Lufttransportstaffel/Flugbereitschaft BMVg (1. LTStff/FlBschftBMVg, Köln) stie­ßen auf Interesse.

Von den Heeresfliegern aus Rheine-Bentlage kamen eine BO 105 (Baujahr 1984) in der Ausführung als Verbindungshubschrauber und eine CH 53G mit ISAF-Kennzeichnung (Mittleres Transporthubschrauberregiment 15) und ange­bau­ten Zusatztanks für etwa 4.400 l zusätz­li­chen Flugbetriebsstoff. Das Lufttransportgeschwader (LTG) 63 aus Hohn bei Rendsburg hat­te eine UH-1D abge­stellt. Alle drei Hubschrauber konn­ten direkt besich­tigt wer­den.

Abgesperrt war die Eurocopter Cougar AS 532 in der beson­de­ren wei­ßen Luftwaffenlackierung mit blau­em Streifen, da sie ein­satz­be­reit blei­ben muss­te. Sie ist einer von ins­ge­samt drei Hubschraubern mit exklu­si­ver Innenausstattung für Personentransporte aus dem Regierungs- und Parlamentsbereich. Hierzu kann eine unter­schied­li­che Sitzkonfiguration ein­ge­baut wer­den. In der Regel befin­den sich im vor­de­ren Teil des Hubschraubers vier ver­stell­ba­re Einzelsitze mit blau­em Lederbezug, die gegen­über­lie­gend ange­ord­net sind. Ausklappbare Tische aus Edelholz ermög­li­chen Büroarbeit wäh­rend des Fluges. Im hin­te­ren Bereich des Passagierraums befin­den sich fünf wei­te­re Ledersessel, eine klei­ne Küche und eine Bordtoilette. Bei soge­nann­ten „VIP”-Flügen umfasst die Besatzung zusätz­lich zum Cockpitpersonal eine Lufttransportbegleiterin oder einen Lufttransportbegleiter. Die Hubschrauber wer­den vor­ran­gig für Entfernungen bis zu 1.000 km ein­ge­setzt. Sie ver­fü­gen über je zwei Triebwerke Turbomeca Makila 1A2 à 1.376 KW Leistung.

Der Innenraum ist auf­grund der zusätz­li­chen Schallisolierung etwas beeng­ter als in der Super Puma der Bundespolizei und deren nicht ganz so kom­for­ta­blen VIP-Ausstattung. Die Klimaanlage ist in die Kästen des Radfahrwerkes (Sponsen) ein­ge­baut, also nicht sicht­bar außen ange­bracht wie bei der Bundespolizei. Zur Stromversorgung an Bord ist ein zusätz­li­cher Generator vor­han­den. Zur Zeit moder­ni­siert eine Wartungsfirma in Norwegen die Avionik von einem der drei Hubschrauber. Einer ist bereits umge­rüs­tet. Damit steht die­ses beson­de­re Transportmittel auch wei­ter­hin auf aktu­el­lem tech­ni­schen Stand zur Verfügung. Zuständig für die flug­be­trieb­li­chen Angelegenheiten ein­schließ­lich der Wartung ist die 3. LTStff/FlBschftBMVg, die auf dem Flughafen Berlin-Tegel sta­tio­niert ist.

Eigens für die Veranstaltung hat­te Eurocopter eine Mock Up-Version des NH90 mit­tels Tieflader nach Köln gebracht. Es han­delt sich dabei um den ers­ten gefer­tig­ten Prototypen. Die beson­de­re unter­schied­li­che Lackierung auf den bei­den Seiten des Hubschraubers ver­deut­licht den viel­fäl­ti­gen Verwendungszweck. In den nächs­ten Jahren wird der Hubschrauber in zahl­rei­chen Ländern der Welt in unter­schied­li­chen Versionen älte­re Systeme erset­zen. Er ent­wi­ckelt sich trotz zwi­schen­zeit­li­cher Zeitverzögerungen bei der Auslieferung zu einem Verkaufsschlager.

Der Luftwaffenstandort Köln-Wahn blickt mit die­ser gelun­ge­nen und viel­fäl­ti­gen Veranstaltung auf eine lan­ge Tradition zurück: Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wur­de der heu­ti­ge Kasernenbereich mit dem angren­zen­den Truppenübungsplatz „Wahner Heide” mili­tä­risch genutzt. 1913 ent­stand mit einer Startbahn von 150 m Länge die Grundlage für den heu­ti­gen Flughafen. Während des zwei­ten Weltkrieges dien­te der Schießplatz für Truppenübungen und Truppenaufstellungen; Luftwaffeneinheiten nutz­ten den Feldflugplatz zu Einsatzflügen. Nach Ende des Krieges begann die Royal Air Force (RAF) mit dem Ausbau zum Militärflughafen. Von 1950 bis 1955 hat­te der bri­ti­sche „Hohe Kommissar” mit sei­ner Verwaltung den Sitz im Militärlager Wahn. Am 18. Juli 1957 über­gab der bri­ti­sche Vizeluftmarschall Hogan den mili­tä­ri­schen Teil des Flughafens an die deut­sche Luftwaffe.

Weitere inter­es­san­te Veranstaltungen häu­fen sich im Monat September: Es fin­den Tage der Offenen Tür statt beim LTG 63 in Hohn bei Rendsburg, der Wehrtechnischen Dienststelle 61 in Manching, der Bundespolizei-Fliegerstaffel Ost in Blumberg bei Berlin und dem LTG 61 in Penzing bei Landsberg. Bei die­sen Veranstaltungen fin­den Flugvorführungen statt.

Artikel: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn
Fotos: Ulrich Schröer, Gordon Falat

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