40 Jahre Luftrettung in Straubing: Jubiläum für „Christoph 15“

Christoph 15-240Straubing. Es war am 19. November 1977: Rettungshubschrauber „Christoph 15″, eine nagel­neue BO 105 Typ Bölkow des Bundesgrenzschutzes, mel­det sich bei der Leitstelle ein­satz­klar. Die Mission der Besatzung: Menschenleben ret­ten, wenn jede Sekunde zählt. Es war der Beginn der Luftrettung in Südostbayern. Seitdem hat­ten die Retter viel zu tun: Rund 50.000 Mal waren sie in den ver­gan­ge­nen vier Jahrzehnten Turbo-Notarztzubringer oder flie­gen­de Intensivstation und ver­sorg­ten in etwa 45.000 Patienten. Bei einem Festakt im Hubschrauberhangar der ADAC Luftrettung am Klinikum St. Elisabeth wür­dig­te Bernd Sibler, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, das jahr­zehn­te­lan­ge Engagement und bedank­te sich bei den Rettungsteams für ihren uner­müd­li­chen Einsatz.

Christoph 15_D-HDAX_02-2401995: ADAC Luftrettung über­nimmt Flugbetrieb
Von 1977 bis 1995 betrieb der Bundesgrenzschutz die Station. Erst als sich der Bund in den 90er Jahren mehr und mehr aus Kostengründen aus der Luftrettung zurück­zog, wur­de der Straubinger Stützpunkt neu aus­ge­schrie­ben. Die Wahl fiel auf die gemein­nüt­zi­ge ADAC Luftrettung, die am 1. Dezember 1995 die Station über­nahm. Weitere Meilensteine in der Geschichte waren die Inbetriebnahme des neu­en Hubschraubermodells „EC 135″ am 10. August 1998, das auch heu­te noch im Einsatz ist. Die Maschine erfüllt das Anforderungsprofil an „Christoph 15″ opti­mal: Der Hubschrauber Christoph 15_D-HJAR-240bringt genü­gend Leistung für Notfalleinsätze auf, ist aber auch dafür geeig­net, wei­te Strecken für Intensiv-Verlegungen zurück­zu­le­gen. Vorteile gegen­über frü­her sind die deut­lich gerin­ge­ren Lärmemissionen durch den umman­tel­ten Heckrotor. Die Ummantelung sorgt zudem für ein Plus an Sicherheit, da die dre­hen­den Rotoren zu den größ­ten Gefahrenquellen für Personen am Boden zäh­len.

Im Juli 2014 wur­de das neue Luftrettungszentrum auf dem Dach des Klinikums St. Elisabeth eröff­net. Seitdem star­ten die Hubschrauberbesatzungen aus 25 Metern Höhe zu ihren Einsätzen. Der Neubau mit einer Gesamtfläche von rund 1.200 Quadratmetern war not­wen­dig gewor­den, weil der Bodenlandeplatz gel­ten­den Sicherheitsbestimmungen nicht mehr gerecht wur­de. Zudem muss­te der Patient zeit­auf­wen­dig aus dem Hubschrauber in einen Rettungswagen umge­la­gert und anschlie­ßend in die Klinik gebracht wer­den. Dieser Zwischenschritt ent­fällt auf dem Dachlandeplatz, da der direk­te Zugang in die Notaufnahme über einen sepa­ra­ten Aufzug mög­lich ist.

Demnächst mit Winde
Als einer von fünf Hubschraubern der ADAC Luftrettung bun­des­weit wird „Christoph 15″ dem­nächst pro­be­wei­se für ein Jahr mit einer Seilwinde aus­ge­rüs­tet. Das Flugmanöver kommt unter ande­rem zum Einsatz, wenn ein akut erkrank­ter oder ver­letz­ter Patient aus unzu­gäng­li­chem Gelände des Bayerischen Waldes geret­tet und not­fall­me­di­zi­nisch ver­sorgt wer­den muss. So läuft das Verfahren ab: Nach einem Erkundungsflug tas­tet sich der Pilot so nahe wie mög­lich an die Einsatzstelle her­an und lässt die Maschine ruhig in der Luft schwe­ben. Gleichzeitig tritt der Rettungsassistent bei geöff­ne­ter Passagierraum-Seitentüre auf die Kufen und macht die Rettungswinde bereit, die wie ein ver­län­ger­ter Arm seit­lich nach außen ragt. Kurze Zeit spä­ter seilt er den Notarzt sowie gege­be­nen­falls ein Mitglied der Bergwacht, das bei einer Zwischenlandung zusteigt, zur Einsatzstelle ab. Nach der Erstversorgung des Betroffenen wer­den der Notarzt sowie der Patient in einem Bergesack wie­der an Bord gehievt, und der Rettungshubschrauber fliegt auf direk­tem Weg in die Klinik.

Im Gebirge und bei Hochwasser
Maximal 50 Meter darf die Maschine über der Einsatzstelle schwe­ben, so viel Seil steht zur Verfügung. Werden Notarzt und Patient zurück an Bord gehievt, dür­fen aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 220 Kilo am Windenhaken hän­gen. Neben Einsätzen im Gebirge kann das Verfahren auch bei Hochwasserlagen zum Einsatz kom­men, um Betroffene, die von der Außenwelt abge­schnit­ten sind, not­fall­me­di­zi­nisch zu ver­sor­gen. An den Kosten betei­li­gen sich alle Projektpartner: der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Straubing, die ADAC Luftrettung, die Krankenkassen sowie das Bayerische Rote Kreuz.

Jährlich rund 1.900 Einsätze
Mittlerweile wer­den die Teams rund 1.900 Mal pro Jahr alar­miert, allei­ne in die­sem Jahr waren es bis 31. Oktober 1.662 oft­mals lebens­ret­ten­de Einsätze. Damit ist „Christoph 15″ in Bayern der Hubschrauber der ADAC Luftrettung, der am meis­ten geru­fen wird. Häufigster Anforderungsgrund mit 40 Prozent waren inter­nis­ti­sche Notfälle wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von neu­ro­lo­gi­schen Notfällen und Verkehrsunfällen zu jeweils 11 Prozent.

Anlässlich des Jubiläums hat der ADAC Südbayern einen Filmbeitrag rund um „Christoph 15″ pro­du­ziert.

Quelle: Pressemitteilung des ADAC vom 24. November 2017

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