In der Rheingoldhalle in Mainz findet für 3 Tage vom 29. bis 31. Oktober 2013 die 15. Fachtagung Luftrettung statt. Initiator und Durchführender ist die ADAC Luftrettung gGmbH, München. Sie setzt damit nach sechs Jahren diese traditionsmäßige Veranstaltung fort.
Vor der Halle ist im Static Display die EC 135 P2+ D-HKGD (SN 1036) mit eingerüsteter medizinischer Ausstattung zu sehen, so wie die Hubschrauber des gleichen Typs tagtäglich in der Luftrettung ihre Einsätze fliegen. Schon in der Pressekonferenz verdeutlichten der Vizepräsident des ADAC für Technik, Thomas Burkhardt, und Dr. Erwin Stolpe die Zielsetzung der Tagung. Unter der Prämisse „Die Zukunft gemeinsam gestalten” sollen vor dem Hintergrund von Regelungsvielfalt im Luftrecht und Gesetzen die Kostensteigerungen diskutiert und gemeinsam Lösungen erarbeitet oder zumindest Ansätze aufgezeigt werden.
Geänderte Rahmenbedingungen, gesetzliche Vorgaben, die akutmedizinische Versorgungsstruktur und nicht zuletzt die demografische Entwicklung bedeuten zukunftsweisende Planungen für die Ausrichtung der Luftrettung. Die Neuerungen für die Ausbildung von Notfallsanitätern stehen dabei nicht im Vordergrund. Die Qualität muss trotz der anderen Bedingungen erhalten bleiben, die Disponierung des hochwertigen notarztbesetzten Rettungsmittels einen besonderen Augenmerk erhalten. Fehlende Anerkennung der Kosten durch die Kostenträger kann letztlich eine Beeinträchtigung auch der Sicherheit bedeuten. Daher ist die Gemeinsamkeit der Bestrebungen für eine sichere Zukunft der Luftrettung maßgeblich. Grundlohnsummenzuwachs als bislang häufig praktizierte Finanzierungsgrundlage ist nicht ausreichend. Investitionen in neue Hubschraubertypen sind nötig. Der summarische volkswirtschaftliche Nutzen der schnellen und gezielten Patientenversorgung ist bislang nur unzureichend berücksichtigt.
Kurzfristig vertrat Peter Grüßner, Abteilungsleiter Katastrophenschutz, Zivile Verteidigung, Streitkräfte, Vermessungs- und Katasterwesen im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz die verhinderte Ministerpräsidentin mit der Eröffnungsrede. Auch er ging vor den mehr als 400 Teilnehmern auf die geänderten Rahmenbedingunen und ihre Konsequenzen ein und verwies auf den hohen Stellenwert der Luftrettung in Rheinland-Pfalz. Zugleich würdigte er die unnachgiebige Pionierarbeit des ersten Geschäftsführers der ADAC Luftrettung, Gerhard Kugler, und des früheren ADAC Präsidenten Franz Stadler. Das Land stelle sich den neuen Herausforderungen, auch als Träger von neuen Modellversuchen in der Luftrettung.
ADAC-Vizepräsident Thomas Burkhardt thematisierte mit deutlichen Worten die zunehmenden Kostensteigerungen durch Regulierungen u.a. im Luftrecht und der Medizintechnik. Er sieht die Fachtagung nicht als Selbstzweck, sondern als übergreifendes Mittel für gemeinsame Aktivitäten und Entwicklungen. Er erwartet die Zusammenarbeit im Sinne der Sache vor dem Hintergrund der Grundversorgung für den Patienten bei Tag und Nacht.
Dr. Erwin Stolpe als Medical Director der ADAC Luftrettung verdeutlicht ebenfalls die Erwartung, neue Impulse für die Ausrichtung der Luftrettung in ihrer Komplexität verschiedener Systeme in den kommenden Jahren festzulegen.
Die Referenten des ersten Tages gingen ausführlich auf die Veränderungen der akutmedizinischen Strukturen ein. Anschaulich wurden die Indikationen für die Luftrettung kritisch hinterfragt, die Grenzen der Luftrettung aufgezeigt. Den hohen Qualitätsanspruch der Luftrettung, ihren Stellenwert, untermauerten die Fachvorträge mit Daten von Erhebungen zur optimalen Patientenversorgung unter Berücksichtigung von Zeitintervallen.
Mit der offiziellen Eröffnung der Industrieausstellung schloss der erste Tag. Im lockeren Gespräch informierten sich die Tagungsteilnehmer über medizinische Ausstattung, Hilfsmittel, Fachliteratur usw.
Der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, Frédéric Bruder (im Foto links), ließ sich bei der Firma Bucher Leichtbau AG am Modell die Ausstattung für die neue EC145 T2 erklären. Bucher hat bereits in weiten Teilen Vorarbeit geleistet, um modulartig je nach Auftraggeber einzelne Komponenten einrüsten zu können. Dabei wird weitgehend auf Befestigungen an der Zelle verzichtet, so das Umrüstungen im Bedarfsfall schnell durchgeführt werden können. Die Befestigungen ermöglichen ein Höchstmaß an Flexibilität bei der Anordnung wichtiger Komponenten, so z.B. den Sitzen oder der Position der Trage. Etwas gebremst gehen die Arbeiten weiter. Der ursprünglich geplante Abschluss zum Jahresende 2013 wird verschoben, da die Zulassung des Hubschraubers nunmehr voraussichtlich im ersten Halbjahr 2014 erwartet wird, in Abweichung zum früher einmal von Eurocopter angekündigten Auslieferungsbeginn ab Ende 2013.
Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn