Die Luftrettungsstation in Jena-Schöngleina feiert in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. Am 8. Juni 1994 hob der thüringische Rettungshubschrauber erstmals ab, um schnelle notfallmedizinische Hilfe aus der Luft zu leisten. Knapp vier Jahre später übernahm die gemeinnützige ADAC Luftrettung den Rettungsdienst von oben. Bis heute wurde „Christoph 70“ zu rund 36.000 oft lebensrettenden Einsätzen gerufen.
Von Sonnenaufgang, frühestens 7 Uhr bis 30 Minuten nach Sonnenuntergang fliegt „Christoph 70“ zu Verletzten und Hilfebedürftigen. Damit leistet die Crew tagtäglich einen wertvollen Beitrag, um die medizinische Notfallversorgung für die Bevölkerung sicherzustellen. Der Einsatzradius des hochmodernen Rettungshubschraubers des Typs EC135 von Airbus Helicopters umfasst rund 70 Kilometer. Alarmiert wird „Christoph 70“ über die Notrufnummer 112, disponiert von der Zentralen Leitstelle in Jena. Sie alarmiert das jeweils nächstgelegene, am besten geeignete Rettungsmittel. Mit einer Einsatzgeschwindigkeit von rund 230 km/h kann die Crew des ADAC Rettungshubschraubers innerhalb von 20 Minuten an einem 70 Kilometer entfernten Einsatzort eintreffen.
Neben weiten Teilen Thüringens unterstützt „Christoph 70“ die bodengebundenen Rettungskräfte ebenfalls in Nordbayern, dem Süden von Sachsen-Anhalt und Westsachsen. Zu bundeslandübergreifenden Rettungseinsätzen kommt es häufig bei schweren Unfällen und Unglücken mit mehreren Verletzten. 2023 flog der Helikopter zu insgesamt 922 Einsätzen. Häufigster Einsatzgrund waren Verletzungen nach Unfällen (37 Prozent) — dazu gehören Freizeit-, Sport-, Arbeits-, Schul- und Verkehrsunfälle.
Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH, hob zum Jubiläum vor allem die hohe Professionalität und das große Engagement der Crew in Jena hervor. „Die hervorragende Arbeit in Thüringen fußt auf der langjährigen vertrauensvollen und bewährten Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern Universitätsklinikum Jena und DRK Kreisverband Jena-Eisenberg-Stadtroda sowie dem Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales als Träger des Rettungsdienstes“, erklärte Bruder und betonte: „Die Menschen können sich in Notsituationen auch in Zukunft auf Christoph 70 verlassen. Wir sind da – in Jena, in Thüringen und auch darüber hinaus.“
Prof. Dr. Otto W. Witte, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Jena erklärt: „Im Vergleich zu den Anfangsjahren ist die Anforderung der Luftrettung deutlich angestiegen. Die Einsätze von „Christoph 70“ sind dabei breit gefächert, reichen von Geburten bis hin zu psychiatrischen Notfällen. Am häufigsten wird er jedoch zu Verletzungen nach schweren Unfällen, zu Notfällen des Herz-Kreislaufsystems wie Herzinfarkten sowie neurologischen Notfällen wie Schlaganfällen gerufen. Damit stellt die Luftrettung eine unverzichtbare Säule der notfallmedizinischen Versorgung in der Region und in Thüringen dar und ergänzt in besonderem Maße die bodengebundenen Rettungskräfte. Die Arbeit kann nicht genug gewürdigt werden.“
Auch Peter Schreiber, Vorstandsvorsitzender des DRK-Kreisverbandes Jena-Eisenberg-Stadtroda e.V., hebt die besondere Arbeit der Luftretter in Jena hervor. Für ihn ist die Luftrettungsstation „eine 30-jährige Erfolgsgeschichte in der modernen Notfallrettung und ein Segen für die Menschen in unserer Region.“
Die Crew des ADAC Rettungshubschraubers besteht bei einem Einsatz aus einem Piloten, Notarzt und Notfallsanitäter (TC HEMS). Am Standort Jena sind insgesamt 31 Teammitglieder im wechselnden Einsatz – 23 Notärztinnen und Notärzte des Zentrums für Notfallmedizin des Universitätsklinikums Jena, fünf TC HEMS des DRK-Kreisverbandes Jena-Eisenberg-Stadtroda und drei Piloten der ADAC Luftrettung. Die leitende Crew von „Christoph 70“ besteht aus Stationsleiter und Pilot Mario Klose, Notarzt Dr. med. Sebastian Ruthardt und TC HEMS Alexander Meixner.
Den ersten Einsatz hatte der am Verkehrslandeplatz Jena-Schöngleina stationierte Helikopter am 8. Juni vor 30 Jahren – damals noch von der Bundeswehr unter dem Funkrufnamen „SAR 77“ mit einer Bell UH-1D betrieben. Mit dem Rückzug der Bundeswehr aus der zivilen Luftrettung übernahm im Januar 1998 die gemeinnützige ADAC Luftrettung die Station. Mit dem neuen Betreiber wechselte nicht nur die Farbe von Oliv auf Gelb. Auch Hubschraubertyp und Rufname veränderten sich: Unter dem neuen Namen „Christoph 70“ fliegt er seitdem mit einem Hubschrauber des Typs EC135 mit modernster medizinischer und technischer Ausrüstung – seit 2005 von einer neu gebauten Luftrettungsstation am Rande des Flugplatzes.
Gerade in ländlichen Regionen, wo es oft an Notärzten mangelt, ist „Christoph 70“ häufig der schnellste und einzige Weg, den Notarzt zeitgerecht zu schwerverletzten oder kranken Menschen zu bringen – und diese schonend in eine geeignete Klinik zu transportieren. Die kompakte und wendige EC135 deckt dieses Einsatzspektrum optimal ab.
Quelle: Pressemitteilung der ADAC Luftrettung gGmbH vom 5. Juni 2024