In den wichtigsten Tätigkeitsfeldern sieht sich der ADAC gut gewappnet. Bei Pannenhilfe, im Ambulanz-Service und der Luftrettung wurden aktuell die ohnehin schon greifenden Maßnahmen weiter optimiert und verstärkt.
Die Fahrer der ADAC Pannenhilfe sind mit den Hygieneregeln vertraut, die vom Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlen werden. Bei ihren täglich etwa 12.000 unmittelbaren Kontakten mit hilfesuchenden Autofahrern sollen sie „in diesen Zeiten auf die Etikette des Händeschüttelns verzichten”, so Thomas Reynartz, Leiter strategische Geschäftseinheit Helfen (Pannenhilfe / Straßenwacht). Der Eigenbedarf an erhöhtem Bedarf von mitgeführten Desinfektionsmitteln stelle noch keine Schwierigkeit dar.
Der ADAC Ambulanz-Service transportiert bei medizinischer Notwendigkeit Personen, die im Ausland erkrankt sind oder sich verletzt haben, nach Deutschland. Hier werden alle aktuellen Entwicklungen berücksichigt. Dr. med. Irmgard Seidl, ärztliche Leiterin des Ambulanz-Service: „Es gab nun den ersten Fall, in dem ein deutsches Klinikum einen unserer Patienten nicht aufnehmen wollte, weil er nicht auf das Corona-Virus getestet worden war.”
Man werde ab sofort verstärkt entsprechende Tests vor Transporten fordern, sei aber natürlich abhängig von der Entscheidung der lokalen Gesundheitseinrichtungen. „Hat der Patient keine verdächtigen Symptome und hält sich nicht in einem Hochrisikogebiet auf, sehen die Ämter vor Ort im ungünstigsten Fall keinen Anlass dafür”, sagt Dr. Seidl. Patienten aus vom RKI definierten Gebieten müssen vor einem Rücktransport getestet werden — zum Schutz für das Begleitpersonal und die Bevölkerung. Zum notwendigen Tansport Infizierter greifen übliche Maßnahmen, wie z. B. Tragen von Atemschutzmaske und Schutzanzug.
Zwei zusätzliche Hubschrauber
An den 37 deutschen Stationen der gemeinnützigen ADAC Luftrettung sind rund 1.100 Notärzte, Notfallsanitäter und Piloten tätig. Dr. med. Matthias Ruppert, Leiter Medizin der ADAC Luftrettung, berichtet, man habe bereits Einsätze mit Corona-Verdachtsfällen gehabt. „Unabhängig von Corona sind wir mit unseren Hubschraubern natürlich gerüstet für einen Transport von Patienten mit Infektionserkrankungen.”
Zusätzlich zu den Basis-Hygiene-Maßnahmen gilt bei einem Corona-Verdachtsfall, dass der Erkrankte nach den eigenen Standards für einen Lufttransport in die Schutzkategorie drei (höchste Stufe: 4) fällt. Dann darf dieser nur noch im beatmeten Zustand geflogen werden. „Da unsere Piloten keine Atemschutzmasken beim Fliegen tragen dürfen, muss der Patient so versorgt werden, dass die von ihm ausgehende Ansteckungsgefahr auf ein Minimum reduziert wird.„
Der Vorbehalt, Patienten nur unter Beatmung mit einem geschlossenen System im Hubschrauber transportieren zu können, gelte ohnehin schon für andere schwerwiegende Atemwegsinfektionen. Insgesamt beobachte auch die ADAC Luftrettung, dass der Nachschub an Schutzmasken und -anzügen knapp werde, noch aber bestehe eine ausreichende Bevorratung.
Sollte sich das Virus in Deutschland weiter ausbreiten, sind die fliegenden Gelben Engel vorbereitet: Aktuell stellt der Flugbetrieb zusätzlich über den normalen Bedarf zwei weitere Hubschrauber der Flotte für den Einsatz bereit, um im Bedarfsfall einen möglicherweise regionalen erhöhten Transportbedarf schnell abdecken zu können.
Die Besatzungen der Hubschrauber gehören aufgrund ihres unmittelbaren Patientenkontakts zum Personenkreis mit erhöhtem Risiko. Daher wurde vorsorglich eine für März geplante Fortbildung abgesagt, um so die Verbreitung des Virus zu vermeiden. Alle Kontakpersonen müssten ggf. in Quarantäne, so dass der Flugbetrieb der Luftrettung insgesamt und damit die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung zu einem großen Teil nicht mehr gewährleistet wäre.
Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn