Die Luftrettung in Deutschland feierte 2010 ihr 40jähriges Bestehen. Nach außen hin war davon nicht sehr viel zu bemerken, hatte man doch das Motto auf der ILA 2010 zwar propagiert, aber die Gelegenheit zu einer angemessenen und gemeinsamen Darstellung in der Öffentlichkeit versäumt. Ein Festakt der ADAC-Luftrettung GmbH in München in nicht unumstrittener Weise war die größte Veranstaltung. In den Medien tauchte das Thema gelegentlich auf, zudem manchmal noch mit unvollständiger oder sogar falscher Darstellung.Den heutigen Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) „Christoph 3” stellte der damalige Bundesinnenminister Dr. Hans-Dietrich Genscher am 22. Dezember 1971 auf dem Flugplatz Kurtekotten in Leverkusen als „1. Hubschrauber für Katastrophenschutz und Rettungsdienst” des Bundes in Dienst. Weitere Standorte in Frankfurt und Hannover folgten als Teil des Projektes. Später folgten Stationen bis hin zu Christoph 18, mit dem der Bund sein Engagement für die flächendeckende Versorgung in Deutschland als erfüllt sah. Lange Zeit wurde seitens des ADAC seine Initiative mit Christoph 1 in München nicht weitergeführt. Christoph 1 war von 1974 bis 1984 für fast 10 Jahre eine Station des Katastrophenschutzes.
Die ersten BO105, die als Führungsmittel des Katastrophenschutzes den Ländern auch für Einsätze der Luftrettung zur Verfügung gestellt wurden, waren in Cadmiumgelb lackiert. Diese Farbgebung führt auch heute noch zusammen mit der früheren großen Kennzeichnung „ADAC” oft zu Verwechslungen. Das ADAC-Emblem ist auf die enge Kooperation des ADAC mit dem BMI zurückzuführen: Bis etwa 1991 war der ADAC vertraglich zur kostenlosen Abrechnung und die Öffentlichkeitsarbeit der BMI-Stationen zuständig. In Köln war „Johannes Köln 1”, so der frühere Rufname für den heutigen „Christoph 3”, zusätzlich mit dem Emblem des Malteser Hilfsdienstes (MHD) beklebt, einer üblichen Kennzeichnung für die Organisation, die die Sanitäter stellte. Der MHD hatte gerade in der Anfangszeit maßgeblichen Anteil am Erfolg des Hubschraubers. Er stellte lange Zeit die Rettungssanitäter/-assistenten, bis seitens des Kernträgers eine Umstellung auf einen gemeinsamen Pool für den Intensivtransporthubschrauber und „Christoph 3” mit allen im Rettungsdienst der Stadt Köln beteiligten Hilfsorganisationen und der Berufsfeuerwehr erfolgte. Die ersten Hubschrauberärzte kamen aus dem Drei-Königen-Hospital in Mülheim.
Während zunächst BO105 CB eingesetzt wurden, erfolgte später die Umstellung auf BO105 CBS-5 „Superfive”, einer verlängerten Version mit erhöhter Leistung. Für den Flugbetrieb zeichnet von Anfang an der Flugdienst des Bundesgrenzschutzes, heute Bundespolizei, verantwortlich. Entsprechend den Fachdienstfarben des Katastrophenschutzes wurden die Hubschrauber später in Reinorange, die Farbe für die Einheiten und Einrichtungen der Führung, umlackiert und erhielten von unten sichtbar das internationale Zivilschutzzeichen. Die Beschriftung änderte sich später von „Katastrophenschutz” auf „Luftrettung”. Bis zur Ablösung der BO105 waren rechts und links an den Türen die Embleme aller Hilfsorganisationen und der Feuerwehr sowie traditionell des ADAC angebracht. Seit Juni 2007 (wir berichteten) wird in Köln eine EC135 T2i mit Wechselausstattung für die Luftrettung eingesetzt.
Schon im September 1972 wurde der Standort an das Heilig-Geist-Krankenhaus in Köln-Weidenpesch verlegt, später tagsüber an den traditionsreichen „Butzweilerhof”. Dieser war seit 1911 der erste Flughafen Kölns, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst von der Royal Air Force und dann vom 16. Bataillon der belgischen Heeresflieger u.a. mit Hubschraubern vom Typ Alouette II genutzt. Erforderlich waren tägliche Transferflüge von und nach Hangelar zur nächtlichen Unterbringung des ZSH.
Die Nachteile dieses Standortes wurden mit dem Umzug in das neu errichtete Luftrettungszentrum am Krankenhaus Merheim der Städtischen Kliniken der Stadt Köln beseitigt. Damit war der Hubschrauber direkt an ein Haus der Maximalversorgung angebunden. Das Krankenhaus stellte die Notärzte, unterstützt von weiteren in der Notfallmedizin engagierten Ärzten des Umlandes. Eng verbunden ist die Geschichte des Hubschraubers und damit sein Stellenwert mit dem jahrelang Leitenden Hubschrauberarzt Prof. Dr. Bertil Bouillon. Einhergehend mit Umstrukturierungen im Rettungsdienst fliegen heute Notärzte aus den Städtischen Kliniken. Sie sind auch im bodengebundenen Rettungsdienst eingesetzt.
Bedingt durch ein neues Wohngebiet und verschärfte Vorschriften für Hubschrauberlandeplätze wurden Neubauüberlegungen ab etwa 2005 für Merheim nötig, die über die Planungsphase nicht hinauskamen. Am 12. Mai 2008 musste daher, zunächst nur kurze Zeit geplant, eine Verlegung auf den Flughafen Köln/Bonn „Konrad Adenauer” umgesetzt werden. Bis heute startet „Christoph 3” von dort zu seinen Einsätzen. Auf dem Flughafen ist auch „Christoph Rheinland” stationiert. Eine Änderung wird sich absehbar wohl ab 2014 ergeben. Bis dahin soll entsprechend einem Ratsbeschluss auf dem Kalkberg ein gemeinsames Luftrettungszentrum für beide Hubschrauber errichtet werden. Der Kalkberg ist eine etwa 66.000 m² große Hochdeponie der ehemaligen Chemischen Fabrik Kalk nördlich der Stadtautobahn in Köln-Buchforst und liegt etwa 17 m über Geländeniveau.
Die ZSH wurden vom Bund für Katastrophen- und Zivilschutzzwecke beschafft. Damit man in diesen Fällen auf eine erfahrene Besatzung zurückgreifen kann und die vorhandene Ausrüstung in normalen Zeiten genutzt wird, werden die orangefarbenen Hubschrauber tagtäglich im regulären Rettungsdienst als Rettungshubschrauber eingesetzt. Der Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) in Köln hat dabei mehr als 47.500 Einsätze überwiegend im Radius von 50 km absolviert. Etwa 50 % davon erfolgten auf Kölner Stadtgebiet. Suchflüge über dem Rhein sind öfter nötig. Außerdem steht der Hubschrauber zum schnellen Transport von Tauchern und Höhenrettern der Berufsfeuerwehr zur Verfügung, ebenso sind Erkundungs- und Beobachtungsflüge bei Schadenslagen durchgeführt worden.
Zum Jubiläum flog Christoph 3 am 21. Dezember 2011 in niedriger Höhe über dem Rhein zwischen Deutzer und Hohenzollernbrücke eindrucksvoll vor der Kölner Altstadtkulisse und dem Dom und demonstrierte damit ansatzweise seine Aufgaben und Möglichkeiten. Im Rheinpark hatten Medienvertreter und Interessierte die Möglichkeit, sich direkt am Hubschrauber, bei seiner Besatzung sowie Fachleuten der beteiligten Ämter und Behörden ausführlich zu informieren.
Speziell zum Jubiläum sind auf Initiative der Station ein Buch (wir berichteten) und ein limitierter Aufnäher (wir berichteten) erschienen. Im Frühjahr 2012 soll das besondere Ereignis mit einem Fachsymposium und einem Festakt gewürdigt werden. Parallel soll es eine öffentlichkeitswirksame Präsentation geben.
Artikel: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn