Nachdem die Verlegung des Intensiv-Transporthubschraubers „Christoph Nürnberg“ zum Flugplatz Roth durch den Innenminister Bayerns gestoppt wurde (Copterweb berichtete), plant die DRF Luftrettung nun den Neubau des Luftrettungsstützpunktes am Flughafen Nürnberg (EDDN) für den ITH sowie für den ebenfalls am Flughafen stationierten „Christoph 27“ Nürnberg“.
Die Stationen sind mittlerweile in die Jahre gekommen und bedürfen einer grundlegenden Sanierung. Diese wurde aber wegen der Überlegungen den ITH von Nürnberg nach Roth zu verlegen zunächst auf Eis gelegt. Da jetzt aber definitiv die beiden Hubschrauber am Flughafen Nürnberg weiter stationiert bleiben, greift die DRF Luftrettung die Planungen wieder auf. Vorgesehen ist der Neubau eines Hangars für beide Hubschrauber sowie gemeinsamer Lager und Desinfektionsräume. Einsatz- und Sozialräume der beiden Besatzungen sollen jedoch getrennt werden. Grund dafür sind u.a. die unterschiedlichen Aufgabenbereiche. Während „Christoph 27“ ausschließlich am Tag (von Sonnenaufgang, frühestens 7 Uhr bis Sonnenuntergang) operiert, besteht für „Christoph Nürnberg“ eine 24-Stunden-Bereitschaft.
Im Moment finden interne Planungsgespräche innerhalb der DRF Luftrettung statt. Nach Klärung der Bedürfnisse der Crews wird ein Planungsbüro beauftragt. Einzelheiten zum Zeitplan und Investitionsumfang stehen noch nicht fest. Angestrebt ist eine schnelle Umsetzung.
Die Station Nürnberg wurde am 1. Juli 1974 mit einer Bell UH-1D der Luftwaffe gegründet. Der Rufname lautete „SAR Nürnberg 74”. SAR steht für Search and Rescue, dem Such- und Rettungs-dienst der Bundeswehr. Am 1. April 1998 übergab die Luftwaffe die Aufgaben. Mit dem neuem Rufnamen „Christoph 27“ und einer BK117 mit Rettungswinde stellte die DRF Luftrettung (vormals Deutsche Rettungsflugwacht e.V.) den Flugbetrieb in Nürnberg sicher. Zunächst wurde mit einer vierköpfigen Besatzung einschließlich Windenope-rator geflogen. Seit dem 1. April 1999 wurde die Besatzung auf Pilot, Notarzt und Rettungsassistent reduziert. Der Rettungsassistent bedient die Winde.
Ab April 2010 fliegt nach Ausschreibung eine EC135, ebenfalls mit Winde. Windeneinsätze bedürfen eines ständigen Trainings, in denen die Zusammenarbeit mit anderen Rettungsdiensten geübt wird. Im Frühjahr und im Herbst, findet deshalb regelmäßig ein Windentraining für die Höhenretter der Berufsfeuerwehr Nürnberg und der Bergwacht Lauf statt. Das Einsatzgebiet von „Christoph 27“ erstreckt sich unter anderem auf die Fränkische Schweiz und die Fränkische Seenplatte. Deshalb ist die Rettungswinde einsatztaktisch erforderlich.
Am 24. Januar 2013 flog „Christoph 27” seinen 25.000 Einsatz. In dem 40 Kilometer Luftlinie entfernten Röttenbach war eine leblose Person in einer Wohnung aufgefunden worden. Zehn Minuten nach der Alarmierung durch die Integrierte Leitstelle Nürnberg war der RTH am Einsatzort. Notarzt und Rettungsassistent konnten die an schweren Herzstörungen leidenden und in akuter Lebensgefahr schwebende Patientin stabilisieren. An Bord von „Christoph 27” wurde sie in die Uniklinik Erlangen geflogen, wo sie weiter behandelt wurde. An diesem Tag wurde „Christoph 27” zu weiteren fünf chirugischen und internistischen Notfällen gerufen.
„Christoph Nürnberg“ ist am 1. Januar 1993 in Dienst gestellt worden. Betrieben wird der Hubschrauber vom Typ Bell 412 von der HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH, die ein Teil der DRF Luftrettung ist. Die Station ist 24 Stunden einsatzbereit. „Christoph Nürnberg“ ist als Intensivtransporthubschrauber unter anderem für die schonende und schnelle Verlegung von Patienten von einem Krankenhaus in das andere geeignet. Inkubatortransporte, Transporte von Transplantationsteams sowie intensivmedizinische Maximaltherapie gehören ebenfalls zu den Aufgaben. Nach besonderen Verfahren werden in der Nacht bei gezielter Anforderung durch einen Notarzt vor Ort auch Primärtransporte durchgeführt.
Artikel: W. Latten, Berlin