Seit 02.01.2024 fliegen mit Christoph 100 in und um Berlin nun drei Hubschrauber: Christoph 31 seit 01.09.1987 (ADAC), Christoph Berlin seit 15.08.1993 (DRF) und eben Christoph 100 (DRF).
Im Hinblick auf die allgemein rückläufigen Einsatzzahlen der letzten Jahre war nun die spannende Frage, wie sich der neue Hubschrauber auf die Situation in Berlin auswirken würde. Tatsächlich überraschen die inzwischen veröffentlichen Einsatzzahlen: Sowohl Christoph 31 mit 2.070 Einsätzen wie auch Christoph 100 mit 2.056 Einsätzen hatten 2024 bundesweit die meisten Alarmierungen aller Stationen. Lediglich für die Station von Christoph Berlin war ein Rückgang von 1.197 Einsätzen (2023) auf 1.086 Einsätzen (2024) zu verzeichnen. Der Rückgang dürfte hier aber im Zusammenhang mit der Stationierung von Christoph 100 und einer seiner Besonderheiten wie die Aufnahme des Betriebs mit erweiterten Randflugzeiten zu tun haben. Damit ist der dritte Rettungshubschrauber in der Hauptstadt mehr als erfolgreich gestartet. Darüber hinaus sind die seit 2020 rückläufigen Alarmierungen für Christoph 31 erstmalig wieder gestiegen! Die in Berlin stationierten Hubschrauber leisteten im Jahr 2024 somit insgesamt 5.212 Einsätze.
Alle Einsatzzahlen für Berlin in der Übersicht:
Die drei Hubschrauber in Berlin mit Standort und ihren Einsatzaufgaben
„Christoph 31“ (EC135/H135) am Standort des „Charité Campus Benjamin Franklin“
„Christoph 31“ ist als klassischer Rettungshubschrauber, d. h. als Notarztzubringer und/oder für den Patiententransport seit 01.09.1987 im Einsatz.
„Christoph 100“ (H 145) am Standort des „Helios Klinikum Buch“
„Christoph 100“ ist wie Christoph 31 am 02.01.2024 als reiner Rettungshubschrauber (RTH) in Dienst gestellt worden, weist jedoch durch seine Größe und die Nutzung einer Rettungswinde, sowie eine 16⁄7 Einsatzbereitschaft entsprechende Besonderheiten auf, welche für die Einsatztaktik nun voll genutzt werden.
„Christoph Berlin“ (H 145) am Standort des „Unfallkrankenhauses Berlin Marzahn“
„Christoph Berlin“ ist originär ein Intensivtransporthubschrauber (ITH), der primär für den Interhospitaltransfer vorgesehen ist und hierfür eine 24⁄7 Einsatzverfügbarkeit aufweist. Allerdings kann er im sogenannten Dual-Use Verfahren auch als RTH für die Primärrettung eingesetzt werden. Witterungsbedingungen stellen hierbei die Grenzen der 24⁄7 Verfügbarkeit dar.
Randflugzeiten, Fehleinsatzquoten und Einsatzkriterien für die beiden RTH
Da Berlin nunmehr über einen dritten Hubschrauber mit besonderen Einsatztaktiken verfügt, wollten wir von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport als Träger für die Luftrettung in Berlin wissen, wie dort das erste Jahr bewertet wird. Unsere Anfrage wurde freundlicherweise durch die Pressestelle mit den nachfolgenden Auskünften beantwortet. Unberücksichtigt bleiben dabei noch Windeneinsätze, da der Betrieb mit der Winde erst seit Anfang Januar 2025 aufgenommen wurde.
Copterweb.de: Wie bewerten Sie das erste Jahr von Christoph 100 und wurden (schon) alle Erwartungen erfüllt?
Pressestelle: „Die Einführung von Christoph 100 hat die Reaktionszeiten im Land Berlin verkürzt und unterstützt effizient die Notfallrettung im Land Berlin. Die mit der Einführung verbundenen Erwartungen, die Leistungen der Notfallrettung für die Berliner Bevölkerung zu verbessern, sind eingetreten.“
Copterweb.de: Christoph 100 wurde zwar als reiner RTH wie Christoph 31 in Dienst gestellt. Aufgrund der Größe und Masse des Hubschraubermodells H 145 ergeben sich besondere Anforderungen an die Landeflächen. Konnten alle Einsätze, auch in der Innenstadt, ohne Probleme durchgeführt werden?
Pressestelle: „Aus den beschriebenen Spezifikationen haben sich bislang keine Probleme ergeben.“
Copterweb.de: Wie bewerten sie die für Berlin neu eingeführten Randflugzeiten? Hatten diese Randflugzeiten hinsichtlich der Einsatzzahlen Auswirkungen auf Christoph Berlin?
Pressestelle: „Der Betrieb eines Rettungshubschraubers mit erweiterter Vorhaltung in den sogenannten „Randzeiten“ stellt eine Erweiterung der Fähigkeiten in der Berliner Notfallrettung dar. Insbesondere in den Wintermonaten steht somit nun auch regelhaft im morgendlichen und abendlichen Berufsverkehr ein Rettungshubschrauber zum Schutz der Bevölkerung zur Verfügung. Darüber hinaus erhöht sich dadurch die Einsatzmittelverfügbarkeit und sorgt für eine größere Systemstabilität innerhalb der Luftrettung. In welchen Dimensionen sich diese Effekte auf ein spezifisches Rettungsmittel wie den Christoph Berlin auswirken, kann erst nach Abschluss der Evaluation der Einsatzdaten des Jahres 2024 im Rahmen des Qualitätsmanagements ermittelt werden.“
Copterweb.de: In den letzten Jahren hatte Berlin eine deutlich höhere Fehleinsatzquote als der Durchschnitt. Hat sich diese Quote fortgesetzt oder konnte eine Verbesserung erzielt werden?
Pressestelle: „Im Rahmen des Qualitätsmanagements werden aktuell die Einsatzindikatoren für die Rettungshubschrauber evaluiert und angepasst, um den Einsatz der Luftrettungsmittel zu optimieren. Damit sollen Fehleinsätze auf ein Minimum reduziert werden.“
Copterweb.de: Wie hoch waren die Fehleinsatzquoten 2024 für „Christoph 31“ und „Christoph 100“?
Pressestelle: „Da die Evaluation noch nicht abgeschlossen ist, können hierzu aktuell keine Angaben gemacht werden.“
Copterweb.de: Nach welchen Kriterien entscheidet sich die Leitstelle bei freier Verfügbarkeit für „Christoph 31“ oder „Christoph 100“?
Pressestelle: „Bei gleichzeitiger Verfügbarkeit von „Christoph 31“ und „Christoph 100“ erfolgt der Einsatzmittelvorschlag durch das Einsatzleitsystem der Leitstelle, basierend auf der günstigsten Eintreffzeitprognose zur Einsatzstelle, gestützt durch die hinterlegten Georeferenzdaten.“
Wir danken abschließend der Pressestelle der Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin für die aktuellen Informationen zur Luftrettung in Berlin.
Autor: Rolf Klukowski, Berlin