Am vergangenen Freitag (14. Juli 2017) öffneten sich anlässlich des in diesem Jahr bevorstehenden 25-jährigen Jubiläums die Tore für einen Tag der offenen Tür am Luftrettungszentrum in Güstrow. Der Freitag war bewusst gewählt, sollten doch vor allem Schulen und Kindergärten die Möglichkeit haben, die Luftrettungsstation und den Hubschrauber kennenzulernen. Ein bemerkenswertes und sinnvolles Vorgehen im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit. Dem Vernehmen nach war der Tag der offenen Tür dann auch ein voller Erfolg. Schon gleich zum Beginn der Veranstaltung um 10:00 Uhr füllte sich der Landeplatz mit dem wissbegierigen Nachwuchs. Damit die kleinen und großen Besucher den Hubschrauber ungestört besichtigen konnten, stand auch eine Ersatzmaschine für die Einsätze während der Veranstaltung zur Verfügung.
Die Crew hatte zahlreiche Fragen der Kita- und Schulkinder rund um die eigentliche Einsatzmaschine und die Aufgaben der Station zu beantworten. „Christoph 34“ ist in der Regel 90 Sekunden nach der Alarmierung in der Luft und kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 230 km/h und in einem Einsatzradius von ca. 70 km seinen Zielort anfliegen. Verletzte können dort sofort ärztlich versorgt, während des Fluges betreut und ins nächstgelegene geeignete Krankenhaus transportiert werden. In besonderen Fällen werden aber auch Patienten eines Krankenhauses in eine Spezialklinik geflogen oder dringend benötigte Medikamente, Blutkonserven oder Transplantate transportiert. Bei Verbrennungen gehen die Einsätze aber auch über den normalen Einsatzradius hinaus in Spezialkliniken nach Lübeck, Hamburg oder Berlin.
Die Besatzung des Hubschraubers selber wird von verschiedenen Partnern gestellt. Die Bundespolizei ist für den Piloten und für den Hubschrauber, seine Wartung und einen möglichen Austausch verantwortlich. Das KMG-Klinikum stellt den Notarzt, während der Notfallsanitäter von der DRK-Rettungsdienst gGmbH Güstrow kommt. Geflogen wird von 7 Uhr bis Sonnenuntergang, aber längstens bis 21.30 Uhr, um vorgeschriebene Ruhezeiten einzuhalten.
Ein kleiner Rückblick in die Geschichte von „Christoph 34“
„Christoph 34“ wurde vor 25 Jahren am 16. November 1992 in Dienst gestellt und gehört seit dem durchgängig zu einem der heute 12 Luftrettungszentren des Bundesministeriums des Innern (BMI) in Deutschland. Die Indienststellung erfolgte seinerzeit noch an der sogenannten “Schanze” und in direkter Nachbarschaft zur damaligen Kreisleitstelle. Zum Einsatz kam als erstes Hubschraubermuster eine Bell UH-1D. Die Maschine war eine von 5 Bell UH-1D, die nach der Wiedervereinigung von der Bundeswehr erworben, orange umlackiert und im Rahmen des Aufbaus der Luftrettung in den neuen Bundesländern eingesetzt wurde. Die Betreuung der Station erfolgte zunächst durch die damalige Fliegerstaffel Ost des Bundesgrenzschutzes (heute Bundespolizei). Durch einen Betreiberwechsel in Bremen im Jahre 1997 bekam Güstrow nunmehr eine Bell 212 als Einsatzmaschine. Mit dem Maschinenwechsel war auch ein Wechsel der Stationsbetreuung zur Fliegerstaffel Nord verbunden. Die Fliegerstaffel Nord hatte insgesamt zwei in orange lackierte Bell 212. Die zweite Maschine wurde seinerzeit am damaligen Luftrettungszentrum in Eutin eingesetzt.
Im Jahre 2004 erfolgte dann der Umzug von der „Schanze“ an das neue Luftrettungszentrum in der Friedrich-Trendelenburg-Allee 1a, das gleich neben dem heutigen KMG Klinikum Güstrow liegt. Zwei Jahre später im Januar 2006 wurde die Bell 212 durch eine BO 105 CBS-5 ersetzt. Durch den Rückzug der Bundeswehr aus der zivilen Luftrettung auch in Hamburg (SAR 71, heute Christoph 29) musste die bisher eingesetzte Bell 212 aufgrund der Übernahme des Standorts durch die Bundespolizei nach Hamburg verlegt werden. Die nun eingesetzte BO 105 CBS5 war zuvor am Standort Dresden verwendet worden, der jedoch von der Bundespolizei-Fliegerstaffel Ost Anfang 2006 aufgegeben worden war. Mit dem Wechsel des Hubschraubertyps übernahm in Güstrow nun wieder die Bundespolizei-Fliegerstaffel Ost in Blumberg den Flugbetrieb.
Am 15. November 2007 erfolgte ein erneuter und bislang letzter Wechsel des Hubschraubermusters. Seitdem wird ein Eurocopter EC 135 eingesetzt. Die Maschine vom Typ EC 135 T2i gehört zu der im Jahre 2007 begonnenen und 2008 abgeschlossenen kompletten Neubeschaffung der ZSH-Flotte. Sie löste die bis dahin eingesetzten BO 105 CBS-5 ab. Eine Vielzahl von technischen Neuerungen wie zum Beispiel das aktive Hinderniswarnsystem Hellas, das digitale Navigationssystem EuroNav IV und das Satellitenfunknetztelefon für Sprache und Daten kennzeichnen die Ausstattung der damals neuen Hubschrauber. Darüber hinaus sind die Hubschrauber seit Anfang 2010 in das System „Rescue Track“ integriert. Dieses Positionsdarstellungssystem zeigt den Rettungsleitstellen den Standort von Luftrettungsmitteln in Echtzeit mit aktuellen Informationen über den Flugweg, die Verfügbarkeit, Einsatzziel, Zielklinik und die berechnete Ankunftszeit. Mit diesem System kann der Hubschrauber effizienter eingesetzt und die Zeit bis zur ärztlichen Erstversorgung verkürzt werden.
Der offizielle Festakt zum 25-jährigen Jubiläum ist für den 16. November 2017 geplant.
Die Redaktion von copterweb.de wünscht der Crew von „Christoph 34” weiterhin stets erfolgreiche Einsätze und many happy landings.
Autor: Rolf Klukowski, Berlin