Kaum hat der bayerische Staatsminister des Innern, Joachim Herrmann (CSU), den zumindest temporären Kompromiss für die Verbesserung der Luftrettung verkündet, gibt es die ersten Widerstände.
Mit der Entscheidung zugunsten Augsburgs besteht aufgrund der Flugzeiten nach wie vor eine Versorgungslücke für Westmittelfranken und Nordschwaben. Daher hatten die Lokalpolitiker und auch Bürger vornehmlich aus den Landkreisen Donau-Ries und Ansbach gemeinsam eine Verbesserung der notärztlichen Versorgung mit einem Rettungshubschrauber (RTH) gefordert, und zwar entsprechend einem allseits anerkannten Gutachten für Gesamt-Bayern. Äußeres Zeichen waren eine öffentlichkeits- und medienwirksame Demonstration im Januar 2011 auf der Kaiserwiese in Nördlingen und eine Resolution mit 30.000 Unterschriften. Das Verlassen der maßgeblichen Sitzung des ZRF Augsburg durch Landrat Rößle (Donau-Ries) wurde als Eklat gesehen. Die unterschiedlichen Auffassungen haben die Stationierung eines RTH bislang zeitlich massiv verzögert.
Der jetzt bekanntgegebene und schnell umsetzbare Kompromiss mit der Verlagerung des Intensivtransporthubschraubers (ITH) „Christoph Nürnberg” nach Roth schließt die Lücke zwischen Augsburg und Nürnberg. Profitieren würde letztlich davon auch die o. a. Region.
Der Ansbacher Landrat Jürgen Ludwig (CSU) begrüßt, „dass endlich Bewegung in die Geschichte gekommen ist” und sieht die Gesprächsbereitschaft der Kostenträger positiv. Nach wie vor sei es aber nicht die von den politischen Gremien und den Bürgern des Landkreises geforderte „klare Lösung”. Er sieht die Sekundäreinsätze des Hubschraubers mit langen Abwesenheitszeiten als problematisch an.
Die Statistik für die beiden Nürnberger Hubschrauber untermauert diese Befürchtung: Während „Christoph 27” mit etwa 1.700 Einsätzen häufig unterwegs ist, startete der ITH in 2011 zu 541 Sekundärtransporten, flog aber auch zu 242 Primäreinsätzen. Damit stelle sich für Ludwig die grundsätzliche Frage nach den überhaupt noch freien Kapazitäten und der Verfügbarkeit.
Klare Worte findet der Oberbürgermeister von Nürnberg, Ulrich Maly (SPD). Er sieht die Ursache für die Problematik in der „Fehlentscheidung” des Landtags. Vor der Zustimmung zur zeitlichen Umsetzung des Hubschraubers nach Roth sieht er Klärungsbedarf zum bisherigen Einsatzspektrum, um „alle möglichen negativen Folgen für den Großraum Nürnberg” auszuschließen. Ebenfalls kritisch sieht die CSU Nürnberg-Nord das Vorhaben. Ihr Kreisvorsitzender Tobias Schmidt stellt klar: „Bei Fragen um Leben und Tod kann es um Minuten gehen. Die Lösung kann nicht darin liegen, die Versorgung des einen Gebietes zu verschlechtern, um damit eine noch schlechter versorgte Gegend notdürftig zu bedienen“. Nach wie vor sieht der Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, Georg Schmid, einen zusätzlichen Hubschrauber im Kreis Donau-Ries als notwendig an.
Artikel vom 30.05.2012: ITH Nürnberg wird nach Roth verlagert
Artikel: copterweb.de
Bild: Jürgen Handrich