Der Marinefliegerstützpunkt Nordholz (ETMN) steht am 17. und 18. August 2013 ganz im Zeichen der Feierlichkeiten, mit denen auf 100 Jahre der Marineflieger zurückgeblickt wird.
Der erste Tag gilt den Spottern, die sicherlich zahlreich die Gelegenheit nutzen werden, um Fluggeräte der Marine und zahlreich angekündigte Gastmaschinen zu besichtigen und mit allen Einzelheiten zu fotografieren. Im Blickpunkt dürften dabei ganz besonders die beiden Hubschrauber in der speziellen Sonderlackierung stehen.
Nach dem offiziellen Festakt für geladene Gäste im Aeronauticum, dem informativen Luftschiff- und Marinefliegermuseum, steht am Abend der Große Zapfenstreich auf dem Programm. Nach festen Vorgaben ist es eine feierliche Zeremonie mit militärischen Formationen und Militärmusik. In Deutschland ist sie das höchste militärische Zeremoniell und findet nur bei wenigen herausragenden Ereignissen statt.
Zigtausend Besucher werden am 18. August 2013 zum Tag der offenen Tür erwartet. In der Zeit von 9 bis 17 Uhr können unter dem Motto „Airday Nordholz” zahlreiche Hubschrauber und Flugzeuge aus dem In- und Ausland im Static Display besichtigt werden. Zwei Mal ist ein Flying Display vorgesehen 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Dienststellen der Bundeswehr und andere Organisationen stellen sich dar, ein Kinderfest ergänzt die Aktivitäten.
Noch 2012 klang in Kiel beim Abschied des Marinefliegerschwaders (MFG) 5 viel Wehmut mit, als die Einsatzhubschrauber Sea King MK 41 mit ihrem Personal im November 2012 den Standort Kiel-Holtenau in Richtung Nordholz endgültig verließen. Diese Maßnahme war schon vor der Strukturänderung der Bundeswehr langfristig geplant. Beinahe wäre es noch gelungen, das Jubiläum „100 Jahre” des Platzes zu feiern, da die Ursprünge in das Jahr 1913 zurückreichen. In Holtenau war das Geschwader seit dem 1. Januar 1958 beheimatet. Traditionell verdeutlichte ein Hubschrauber in detaillierter Sonderlackierung dieses Ereignis.
Auch Nordholz blickt auf eine lange Tradition seit 1913 zurück. Dort erfolgte die Aufstellung der ersten Kaiserlichen Marineluftschiff- und Marinefliegerabteilung. Zur Modernisierung des Stützpunktes und zur Unterbringung des Geschwaders aus Kiel wurden umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen in Höhe von etwa 200 Millionen durchgeführt. Die neuen Führungsstrukturen umfassen jetzt zwei Geschwader in Nordholz, die dem Marinefliegerkommando unterstellt sind, einer neuen Kommandoebene in der Marinefliegerei. Es fungiert als Steuerungs- und Fachkompetenzzentrum aller Marineflieger.
Das MFG 5 ist das Hubschraubergeschwader mit insgesamt 43 Maschinen. Der Bordhubschrauber „Sea Lynx“ Mk 88A ist schwerpunktmäßig mit seiner Ausrüstung und Bewaffnung zur Ubootjagd konzipiert und wird auf den Fregatten eingesetzt. Zusätzlich kann er zum Transport und zu SAR-Aufgaben für Schiffverbände eingesetzt werden.
Auch die 21 Sea King MK41 haben ihren alten Auftrag beibehalten. Mit ihnen wird der SAR-Dienst über See und im norddeutschen Raum unter der Federführung des RCC in Glücksburg wahrgenommen. Der Hubschrauber findet aber auch im Lufttransport, bei Evakuierungsoperationen, zur Seeraumüberwachung und Aufklärung Verwendung. Die Tage des Königs sind gezählt. Die Entscheidung zur Beschaffung von 18 NH90 in spezieller Konfiguration für die Marine ist gefallen. Die Inspektion Überleben auf See ist nunmehr ebenfalls dem MFG 5 zugeordnet.
Den traditionsreichen Namen „Graf Zeppelin” hat das MFG 3 beibehalten. In ihm sind jetzt die Flächenflugzeuge der Marine, acht Seefernaufklärer Lockheed Orion P-3C, und die beiden Ölaufklärungs- und Transportflugzeuge vom Typ Do228 LM/NG zusammengefasst. Vorgänger der Orion war die legendäre Breguet Atlantic, die sehr lange zuverlässig im Dienst für die Marine flog.
Am Rand des Marinestützpunktes liegen der Sea-Airport und das neu erschlossene, direkt angrenzende Industriegebiet Sea-Airpark. Damit bietet der Standort eigentlich ein herausragendes Angebot für den Geschäftsreise- und Charterverkehr, den Inselflugverkehr, internationale Luftfracht sowie die Ansiedlung von Unternehmen. Unweigerlich drängt sich aber der Eindruck auf, dass ein Wachküssen aus dem Dornröschenschlaf die erste große Aktivität würde.
Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn