Am 18.Januar übergab Christoph Unger, Präsident BKK, die neue EC135 für die Station in Kassel an das hessische Sozialministerium.Seit dem 19. Januar 2008 fliegt ein neuer Zivilschutz-Hubschrauber EC 135 T2i die Einsätze als Christoph 7. Stationiert wurde der RTH am 17. Dezember 1974 in Kassel. Bis zur Fertigstellung des vorgesehenen Dachlandeplatzes erfolgte die Unterbringung in der Wittich-Kaserne. Da der Dachlandeplatz auf dem Rotes Kreuz Krankenhaus keinen Hangar und keine Tankanlage hat, ist der Hubschrauber außerhalb der Dienstzeit in der für den Flugbetrieb zuständigen Bundespolizei-Fliegerstaffel Mitte in Fuldatal untergestellt und wird auch dort betankt. Die Rettungsassistenten werden vom DRK-Kreisverband Kassel Stadt gestellt, die Notärzte kommen aus dem Rotes Kreuz Krankenhaus.
Besonders bemerkenswert ist, dass der Hubschrauber zunächst mit dem Funkrufnamen „Christoph 9” betrieben wurde und erst am 03. Februar 1975 seinen heutigen Funkrufnamen erhalten hat. Dieses Vorgehen dürfte auf die Beschaffungsreihenfolge für die BO 105 zurückgehen, die nicht der Reihenfolge der Indienststellungen entsprach.
Das Hessische Sozialministerium hatte zur feierlichen Übergabe am 18. Januar 2008 in den eigens hergerichteten Eingangsbereich der Messehalle 1 Kassel eingeladen. In der Halle selbst präsentierte der Förderverein sein Infomobil mit Flugsimulator. Im angrenzenden Freigelände stand die BO 105 D-HGSU einsatzbereit neben der neuen EC 135 D-HZSL. Unmittelbar vor Veranstaltungsbeginn überflog Christoph Hessen auf einem Einsatz das Gelände.
Moderiert wurde die Veranstaltung vor zahlreichen Gästen- unter ihnen der Regierungspräsident, der Oberbürgermeister, der Landesvorstand der JUH, Vertreter von ADAC Luftrettung, DRF und HeliFlight — durch den stellvertretenden leitenden Hubschrauberarzt des Luftrettungszentrums, Peter Stahl, zugleich Vorsitzender des Fördervereins. Musikalisch umrahmte das Blechbläserquintett vom Bundespolizei-Orchester Hannover.
Für das Bundesministerium des Innern übergab der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, den Hubschrauber an die für den Rettungsdienst in Hessen zuständige Sozialministerin Silke Lautenschläger. Diese unterstrich in ihrer Rede die große Bedeutung und Qualität der Luftrettung im Zusammenwirken mit dem bodengebundenen Rettungsdienst. Mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit z.B. auf dem Hessentag und mit ehrenamtlicher Beteiligung entstehe ein großer Nutzen für die Notfallmedizin insgesamt.
Alle Redner nahmen in ihren Ausführungen engen Bezug zum Luftrettungszentrum, während der Leiter der Bundespolizei-Fliegergruppe, Leitender Polizeidirektor Gunter Carloff, wie bei den bisherigen Übergaben neuer ZSH die technischen Verbesserungen der EC 135 mit Ausstattung, die der Sicherheit dient, in den Vordergrund stellte.
Die medizinische Notwendigkeit der Luftrettung verdeutlichte Professor Dr. André Gries, Direktor der neu geschaffenen interdisziplinären Notaufnahme am Klinikum Fulda, in seinem Vortrag. Dabei spann er den Bogen von einem Rückblick auf die Entwicklungsgeschichte der Luftrettung über den heutigen Stand mit aktuellen Rahmenbedingungen hin zu einer Aussicht auf die Bedeutung als hoch qualifiziertes Notarztsystem und die Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten durch modernere Technik. Er forderte eine Weiterentwicklung des medizinischen Qualitätsmanagements u.a. durch übergreifende Ausbildungskonzepte und Simulationstraining. Er erwarte eine Zunahme der Einsätze nicht zuletzt durch die Sofortalarmierung bei bestimmten Einsatzstichworten, um Patienten auch primär über größere Entfernungen in die optimale Zielklinik zu bringen. Nach wie vor stelle das hochwertige RTH-System eine Rückfallebene in der Versorgung dar.
Nach der Einsegnung durch Vertreter der beiden großen Konfessionen übergab Unger symbolisch den Stick einer EC 135 an die Ministerin, die ihn über den Leiter der Bundespolizei-Fliegergruppe und den mit der Wahrnehmung der Aufgaben beauftragten Leiter der Staffel Mitte letztlich an den stationsverantwortlichen Piloten und die diensttuende Notärztin weiterreichte.
Etwas untergegangen ist im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung der Knopfdruck, mit dem der überarbeitete Internetauftritt von Christoph 7 aktiviert wurde. Die Seite ist nunmehr übersichtlicher gestaltet und es lässt sich einfacher navigieren.
Mit der BO 105 flog am letzten Einsatztag die Besatzung Pilot Roland Pohl, Rettungsassistent Klaus-Peter Jäckel und Notärztin Marion Regenbogen insgesamt drei Einsätze, zwei davon direkt vom Veranstaltungsgelände aus. Am ersten Einsatztag mit EC 135 verzeichnete die Crew Pilot Peter Keim, Rettungsassistent Reiner Krapf und Notarzt Peter Stahl bei Regenwetter nur einen Einsatz: Zu einem internistischen Notfall bereits morgens um 8:48 Uhr nach Großhütte, einem Ortsteil von Baunatal, entstand eine Gesamtflugzeit von neun Minuten. Tagsüber nutzte die Besatzung die Zeit, einzelne Ausstattungsteile neu zu verstauen oder aber um interessierten Besuchern aus dem Rettungsdienst den neuen Hubschrauber zu erklären. Auch am Folgetag waren nur zwei Einsätze zu verzeichnen.
Bei der technischen Ausstattung des Hubschraubers ist das Navigationsgerät EuroNav IV hervorzuheben, das zwischenzeitlich für die ZSH ein Update auf die Version IVplus erfahren hat. In Kürze erfolgt die Nachrüstung mit einer schnurlosen Tastatur, mit der Daten einfacher und schneller eingegeben werden können.
Auch die medizinische Ausstattung entspricht dem aktuellen Stand: Der bislang genutzte Defibrillator Zoll M-Serie wurde durch einen Corpuls3 ersetzt. Der Hubschrauber verfügt damit als erstes Einsatzmittel in Kassel über dieses Gerät, das dort zum Standard im Rettungsdienst werden soll. Zwei neue Perfusoren (Braun), das Beatmungsgerät Oxylog 3000 (Dräger) und ein zusätzliches Monitoring Propaq ergänzen den Satz.
Große Unterstützung erfährt das Luftrettungszentrum durch den Förderverein Christoph 7, zählt er doch aktuell 814 Mitglieder. Nicht zuletzt auf die Aktivitäten, die sonst nicht finanzierbar wären, sind die relativ hohen Einsatzzahlen (2007: 1.354, Stationsangabe) der vergangenen Jahre zurückzuführen. Insgesamt hat Christoph 7 bis zum Übergabetag 32.440 Einsätze in der Luftrettung geflogen. Aber auch die bundesweite Öffentlichkeit wurde durch einen Sendebeitrag in der ARD und den Wiederholungen in den dritten Programmen über die Arbeit des Christoph 7 und seiner Besatzung informiert. Zwischenzeitlich hat auch der Hessische Rundfunk in der Hessenschau aktuell über den neuen Hubschrauber im Einsatz berichtet.
Artikel, Fotos: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn