Fragen wirft das aktuelle äußere Erscheinungsbild der H145 auf, die zukünftig als „Stammmaschine” in Köln als Christoph Rheinland fliegen soll. Schon seit einigen Monaten steht der neue Hubschrauber D-HDOM (SN 20027) bei der ADAC Luftfahrt Technik GmbH in Sankt Augustin-Hangelar bei Bonn. Er wird technisch auf den Einsatz als „Christoph Rheinland” hergerichtet. Hinzu kommt der Einbau der medizinischen Ausstattung.
Zur Zeit ist der Hubschrauber in unauffälligem und deswegen wiederum sehr auffälligem Äußeren unterwegs: Nichts deutet auf die Zugehörigkeit zur Flotte der ADAC Luftrettung hin. Alle sonst üblichen schwarzen Details sind in Gelb überklebt. Offensichtlich stammt der Pilot aber aus Reihen der ADAC Luftrettung. Auf der Seite ist markant und gut lesbar in weißer Schrift ein Aufkleber angebracht, der auf den Einsatz für die Fremdfirma Reiser Simulation and Training GmbH hinweist.
Damit drängt sich zunächst die Frage auf, ob der Hubschrauber für einen besonderen Zweck verchartet ist. Es ist bekannt, dass die ADAC Luftrettung in der Vergangenheit mit eigenen finanziellen Mitteln, insbesondere Mitgliedsbeiträgen und Spenden, die nicht erstattungsfähigen Aufwendungen abgedeckt hat. Könnten hier neue Geschäftsfelder erschlossen werden?
Aufschluss bringt erst ein Blick in die Informationen zur beworbenen Firma: Die heutige „Reiser Simulation and Training GmbH” ist 2014 aus der „Reiser Systemtechnik GmbH” hervorgegangen. Der Sitz des familiengeführten Unternehmens ist in Berg am Starnberger See. Stark vertreten ist Reiser im Rüstungsbereich. Für zahlreiche neue Luftfahrzeuge wurden Simulatoren entwickelt und gefertigt. Für die Ausbildung von luftfahrttechnischem Personal wurden mit der Entwicklung und Fertigung von Instandsetzungstrainern „Maintenance Trainer Rig (MTR)” u.a. für NH90 innerhalb von wenigen Jahren grundlegende Konzepte für Bedarfsträger geschaffen. Diese ermöglichen günstig weitgehende Schulungen ohne direkten Einsatz der Luftfahrzeuge.
Damit ist davon auszugehen, dass die Flüge mit dem ADAC Hubschrauber zur Erfassung von Daten dienen, die unmittelbar fürden Betrieb von Simulatoren benötigt werden. Auch Anbauten deuten auf einen Airdata-Sensor hin. In Hangelar selbst betreibt der ADAC mit seiner Tochterfirma „ADAC HEMS Academy GmbH” ein eigenes Simulatorzentrum. In dem integrierten Trainingszentrum werden erfolgreich Hubschrauberpiloten, Notärzte und Rettungsassistenten im Luftrettungsdienst speziell ausgebildet und trainiert. .
Nicht beantwortet werden kann aber zur Zeit die Frage, ob diese außergewöhnliche Verfahrensweise mit der Kennzeichnung eine direkte Auswirkung der im Dezember 2014 veröffentlichten Compliance-Richtlinie ist und eine klare auch äußerliche Differenzierung und Abgrenzung verschiedener Tätigkeitsfelder des ADAC erfolgen soll.
Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn