ADAC Luftrettung in Ulm: Mit Nightvision in die vier­te Welle

Christoph 22“, der am Ulmer Bundeswehrkrankenhaus sta­tio­nier­te Rettungshubschrauber der gemein­nüt­zi­gen ADAC Luftrettung, wird ab sofort auch im Winterhalbjahr bis 20 Uhr alar­miert. So sind auch in der Dämmerung und bei Dunkelheit Notfalleinsätze und Patientenverlegungen mög­lich, wenn Patienten mit Schlaganfall, Herzinfarkt oder schwe­ren Verletzungen in der nächst­ge­le­ge­nen Klinik aus Kapazitätsgründen kei­ne Aufnahme fin­den. „Wir sind froh, dass das Innenministerium Baden-Württemberg als Träger der Luftrettung die­ses Projekt ins­be­son­de­re auch in der der­zeit ange­spann­ten Coronalage unter­stützt,“ lob­te Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. Die für das Winterhalbjahr 2021/2022 geneh­mig­ten Flüge nach Sonnenuntergang sind Teil einer bun­des­wei­ten Initiative der ADAC Luftrettung, die das Ziel hat, den Rettungsdienst aus der Luft mit einer Erweiterung der Einsatzzeiten in die Dämmerung und Dunkelheit hin­ein deut­lich zu ver­bes­sern: Und zwar res­sour­cen- und kos­ten­scho­nen­der als ein 24-Stunden-Betrieb, für den es flä­chen­de­ckend in vie­len Regionen in Deutschland – vor allem in den Nachtstunden – kei­nen Bedarf gibt.

Die Testphase mit „Christoph 22“, die vom Ulmer Bundeswehrkrankenhaus im Rahmen eines zivil-mili­tä­ri­schen Projekts mit der ADAC Luftrettung wis­sen­schaft­lich beglei­tet wird, soll die Chancen der soge­nann­ten bedarfs­ge­rech­ten Randzeitenerweiterung im Rettungsdienst auf­zei­gen. Das von der ADAC Luftrettung ent­wi­ckel­te Konzept wird in Mainz bereits bis 22 Uhr erfolg­reich umge­setzt – und soll grund­sätz­lich auf wei­te­re Stationen aus­ge­wei­tet wer­den.

Für die flie­gen­den Gelben Engel in Ulm bedeu­tet die Alarmierung bis 20 Uhr eine deut­li­che Verbesserung der not­fall­me­di­zi­ni­schen Versorgung in der Region. Bisher wer­den Rettungshubschrauber in den meis­ten Regionen nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ein­ge­setzt. Technisch mög­lich wer­den die Rettungsflüge bei Dunkelheit durch spe­zi­el­le Nachtsichtbrillen. Sie sind Teil eines hoch­mo­der­nen „Night-Vision-Imaging-Systems“ (NVIS). Es ermög­licht den Piloten auch bei mini­ma­len Lichtverhältnissen an unbe­kann­tem und unbe­leuch­te­ten Einsatzorten sicher zu star­ten und zu lan­den.

Für die NVIS-Einsätze wur­de die Ulmer Crew in den ver­gan­ge­nen Wochen inten­siv geschult. Der ADAC Rettungshubschrauber, der zu den moderns­ten Maschinen gehört, wur­de zeit­gleich mit einem zusätz­li­chen Scheinwerfer zur bes­se­ren Ausleuchtung von Einsatzorten aus­ge­rüs­tet. Die ADAC Luftrettung hat lang­jäh­ri­ge Erfahrung im Nachtflug: Seit 2011 flie­gen die Crews bei nächt­li­chen Verlegungstransporten mit Nachtsichtbrillen. 2020 star­te­ten die ADAC Rettungshubschrauber fast 3000-mal in der Dämmerung und bei Nacht. Nach Sanderbusch (Niedersachsen), Senftenberg (Brandenburg), Mainz (Rheinland-Pfalz) und Greven (Westfalen) ist Ulm die fünf­te Station, die die hoch­mo­der­ne NVIS-Technologie nutzt.

Christoph 22“ ist mit einer Einsatzgeschwindigkeit von rund 230 Stundenkilometern unter­wegs und deckt einen Einsatzradius von 70 Kilometern rund um Ulm ab. Er wird schwer­punkt­mä­ßig im Raum Ulm/Neu-Ulm, Schwäbischer Alb sowie Teilen von Oberschwaben und Bayerisch-Schwaben ein­ge­setzt. Alarmiert wird der Helikopter vor allem wegen Verletzungen nach Unfällen, bei inter­nis­ti­schen Notfällen des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen sowie neu­ro­lo­gi­schen Notfällen. Hier kann er sei­ne Vorteile beson­ders aus­spie­len.

Der ADAC Rettungshubschrauber ist tags­über in rund zwei Minuten start­klar, bei NVIS-Alarmierungen wer­den vor dem Start aus Sicherheitsgründen ein bis zwei wei­te­re Minuten benö­tigt, um die nöti­gen Wetterdaten ein­zu­ho­len. Anschließend bringt der Hubschrauber Notarzt und Notfallsanitäter auf schnells­tem Wege zum Patienten. Auch die Landung erfolgt vor­sich­ti­ger als am Tag und benö­tigt etwas mehr Zeit. Ziel der wis­sen­schaft­li­chen Begleitung ist es zu über­prü­fen, in wel­chen Situationen der Einsatz des Rettungshubschraubers auch nach Einbruch der Dunkelheit und trotz des etwas erhöh­ten Zeitbedarfs sinn­voll mög­lich ist.

Für „Christoph 22“ sind an der Station in Ulm ins­ge­samt 28 Teammitglieder im wech­seln­den Einsatz: drei Piloten der ADAC Luftrettung sowie 18 Notärzte und sie­ben Notfallsanitäter (TC HEMS) der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie des Bundeswehrkrankenhauses Ulm. 2020 hob „Christoph 22“ zu fast 1.500 Einsätzen ab.

Ulm ist der zwei­te Standort der Luftrettung in Deutschland. Am 1. November 2021 fei­er­te die Station 50-jäh­ri­ges Bestehen. Bis 2003 wur­de sie mit Piloten und Hubschraubern der Luftwaffe betrie­ben — mit dem Rufnamen „SAR Ulm 75“. Danach wur­de der Hubschrauber gelb und fliegt seit­dem unter dem zivi­len Rufnamen „Christoph 22“. Aktuell ist die Maschine bei Einsätzen mit der „50 Jahre Christoph“-Sonderbeklebung der ADAC Luftrettung unter­wegs.

Quelle: Pressemitteilung der ADAC Luftrettung gGmbH vom 3. Dezember 2021

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