Die neue Rega-Drohne fliegt und sucht selb­stän­dig

Anlässlich ihrer Jahresmedienkonferenz hat die Rega heu­te ein neu­es Einsatzmittel zur Suche von ver­miss­ten Personen vor­ge­stellt: Die neu ent­wi­ckel­te Rega-Drohne soll selb­stän­dig gross­flä­chi­ge Suchgebiete abflie­gen und ist mit ver­schie­de­nen Sensoren wie bei­spiels­wei­se einer Wärmebildkamera aus­ge­stat­tet. Damit steht künf­tig ein wei­te­res Einsatzmittel für die Suche nach Menschen in Not zur Verfügung. 

Seit rund ein­ein­halb Jahren arbei­tet die Rega an ihrem eige­nen Drohnen-Projekt. Die Rega-Drohne soll künf­tig bei Sucheinsätzen für ver­miss­te, ver­letz­te oder erkrank­te Personen ergän­zend zum Einsatz kom­men, bei­spiels­wei­se wenn schlech­te Sichtverhältnisse den Einsatz eines Helikopters ver­un­mög­li­chen. Solche Einsätze fin­den in enger Absprache mit ande­ren Einsatzpartnern, ins­be­son­de­re mit den zustän­di­gen Polizeibehörden, statt. Bis das Drohnen-System ab 2020 bei Suchaktionen ein­ge­setzt wer­den kann, ste­hen wei­te­re umfang­rei­che Testflüge an.

Sinnvolle Erweiterung des Einsatzspektrums

«Die Rega setzt seit ihrer Gründung moderns­te Technologien ein, um die Luftrettung wei­ter zu ver­bes­sern und noch mehr Menschen in Not zu hel­fen», sagt CEO Ernst Kohler. «Ich bin über­zeugt, dass die Rega-Drohne das Einsatzspektrum der Rega noch­mals erwei­tern wird», so Kohler. Bei der Entwicklung des Drohnen-Systems konn­te die Rega ihre jahr­zehn­te­lan­ge Erfahrung aus unzäh­li­gen Suchaktionen ein­brin­gen. Allein im letz­ten Jahr such­te die Rega rund 160-mal aus der Luft nach einer ver­miss­ten Person, weil ein begrün­de­ter Verdacht bestand, dass eine Person Hilfe benö­tigt.

Die Initiative sel­ber ergrif­fen

«Wir haben die Entwicklung der Drohnen-Technologie seit ihren Anfängen ver­folgt und waren immer davon über­zeugt, dass Drohnen vor allem bei Suchaktionen unter­stüt­zen kön­nen», sagt Sascha Hardegger, Leiter Helikopter Einsatz und Projektverantwortlicher. Ein Drohnen-System, das die Anforderungen der Rega erfül­le, exis­tie­re auf dem Markt bis­her nicht. Insbesondere die Möglichkeit, eine ver­hält­nis­mäs­sig klei­ne, leich­te und fle­xi­ble Drohne über meh­re­re Kilometer Distanz und wäh­rend meh­re­rer Stunden Einsatzdauer ohne Sichtverbindung zum Drohnen-Piloten ein­zu­set­zen, gebe es heu­te noch nicht. «Deshalb haben wir sel­ber die Initiative ergrif­fen und die Rega-Drohne gemein­sam mit geeig­ne­ten Partnern ent­wi­ckelt», so Hardegger. Inzwischen arbei­tet die Rega seit rund ein­ein­halb Jahren inten­siv an ihrem eige­nen Drohnen-Projekt mit dem Ziel, die­ses zusätz­li­che Einsatzmittel bald für Sucheinsätze zur Verfügung zu stel­len.

Die Drohne sieht aus wie ein Mini-Helikopter

Mit drei Rotorblättern und einem Rotordurchmesser von etwas mehr als zwei Metern sieht die neue Rega-Drohne aus wie ein Mini-Helikopter und hat äus­ser­lich nicht vie­le Gemeinsamkeiten mit han­dels­üb­li­chen Multikopter-Drohnen. Bei einem Sucheinsatz fliegt sie in einer Höhe von 80 bis 100 Metern dank Satellitennavigation prä­zi­se und auto­nom gross­flä­chi­ge Suchgebiete auf einer vor­de­fi­nier­ten Route ab. Anderen Luftfahrzeugen oder Hindernissen, wie bei­spiels­wei­se Kabeln oder Helikoptern, weicht sie selb­stän­dig aus. Dafür sor­gen Antikollisionssysteme sowie zahl­rei­che an Bord gespei­cher­te Informationen wie Geländemodell und Hindernisdatenbanken. Die Drohne wird nicht über dicht besie­del­ten Gebieten oder in Flugplatznähe ein­ge­setzt. Zudem ist sie mit einem Notfallschirm aus­ge­rüs­tet.

Sensoren an Bord zur Ortung von ver­miss­ten Personen

Verschiedene Sensoren an Bord der Drohne, dar­un­ter eine Wärmebildkamera, ermög­li­chen die Ortung von ver­miss­ten Personen. Ihre Signale und die­je­ni­gen der Kamera für Tageslicht wer­den mit­hil­fe einer ler­nen­den Software in Echtzeit an Bord der Drohne kate­go­ri­siert. Diese Software wird in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich ent­wi­ckelt. Wenn die Algorithmen auf­grund der Bildauswertung weni­ger Pixel eine Person ver­mu­ten, über­mit­telt die Drohne die­se Information sofort an den Operator am Boden. Bei der Suche nach ver­letz­ten oder erkrank­ten Personen soll auch die inte­grier­te Mobiltelefon-Ortung unter­stüt­zen: Damit kann die Rega-Drohne in unbe­sie­del­ten Gebieten auf eini­ge hun­dert Meter Entfernung ein Mobiltelefon orten und so mit gros­ser Wahrscheinlichkeit auch des­sen Besitzer fin­den. Der Prototyp die­ses Geräts wird der­zeit in Zusammenarbeit mit der Polizei, in deren Zuständigkeit die Notsuche nach ver­miss­ten Personen fällt, getes­tet. Dem Schutz sen­si­bler Daten wird dabei spe­zi­el­le Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Drohne als Ergänzung

«Auch wenn die Drohne sel­ber unbe­mannt ist und auto­ma­tisch fliegt, bedarf es einer gut aus­ge­bil­de­ten Drohnen-Crew, bestehend aus einem Operator und einem Piloten, wel­che die Suche mit den ver­schie­de­nen Einsatzkräften koor­di­niert und die Drohne sinn­voll ein­setzt», erklärt Sascha Hardegger. «Nur das Zusammenspiel aller betei­lig­ter Einsatzkräfte vor Ort ist bei schwie­ri­gen Personensuchen erfolgs­ver­spre­chend. Die Drohne wird in bestimm­ten Fällen eine gute Ergänzung, jedoch kein Ersatz für den Rega-Helikopter und des­sen Crew sein. Ist die Suche nach einer ver­letz­ten oder erkrank­ten Person erfolg­reich, braucht es auch in Zukunft den Rega-Helikopter oder ein ande­res Einsatzmittel, um die­se zu ret­ten oder medi­zi­ni­sche Hilfe zum Patienten zu brin­gen.» 

Quelle: Rega-Newsletter vom 12. April 2019

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