Magdeburg (27.01.2012): Am heutigen Freitag wurde die DRF Luftrettung vom Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt darüber informiert, dass sie auch in den kommenden sechs Jahren die Luftrettung in Magdeburg sicherstellen kann.
Vorausgegangen war eine am 2. November 2011 vom Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt veröffentlichte europaweite Neuausschreibung der Station „Christoph 36“. Wie bereits vorher für den Standort in Halle-Oppin erfolgte die Ausschreibung in Form einer Dienstleistungskonzession, d.h. Erteilung einer Genehmigung für die Durchführung der Primär-Luftrettung in Sachsen-Anhalt (Luftrettungsstation Landeshauptstadt Magdeburg). Die Vorgaben richten sich dabei nach dem Rettungsdienstgesetz des Landes, in dem die Grundlagen der Luftrettung festgeschrieben sind.
Das Land erteilt als Träger der Luftrettung Hubschrauber-Unternehmen Genehmigungen zur Durchführung. Die Luftrettung dient der Unterstützung und Ergänzung des bodengebundenen Rettungsdienstes, der von den Landkreisen und kreisfreien Städten organisiert wird. Die Primärrettung vom Standort Magdeburg aus verfolgt den Hauptzweck, das medizinische Personal schnell an den Ort zu befördern, an dem die medizinische Behandlung beim Menschen notwendig ist, um Maßnahmen zur Lebenserhaltung oder zur Verminderung schwerer gesundheitlicher Schäden durchzuführen und Transportfähigkeit herzustellen. Die Beförderung von Patienten in ein Krankenhaus mittels Hubschrauber schließt sich an, sofern ein bodengebundenes Fahrzeug des Rettungsdienstes nicht vor Ort oder nicht geeignet ist. Durch das Land Sachsen-Anhalt erfolgen keine Vergütung, keine Übernahme von Verbindlichkeiten oder sonstige Kostenübernahmen, die im Zusammenhang mit dem Betrieb der Luftrettungsstation, der Fluggeräte und der Durchführung der Luftrettung stehen. Der Betreiber verhandelt selbst die Entgelte für die Einsätze mit Kostenträgern und rechnet sie selbst mit ihnen und ggf. Selbstzahlern ab. Er trägt das Kostenrisiko, wenn Patienten oder deren Krankenversicherungen aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen nicht herangezogen werden können.
Die Entscheidung wurde für das wirtschaftlich günstigste Angebot in Bezug auf die Kriterien, die in den Ausschreibungsunterlagen, der Aufforderung zur Angebotsabgabe oder zur Verhandlung bzw. in der Beschreibung zum wettbewerblichen Dialog aufgeführt waren, getroffen. Der Genehmigungszeitraum gilt vom 1.4.2012 bis 31.12.2017.
„Wir freuen uns über das uns entgegengebrachte Vertrauen, die Luftrettung in Magdeburg auch zukünftig fortführen zu können. Über 1.400 Einsätze im Jahr verdeutlichen die Bedeutung einer schnellen Notfallhilfe aus der Luft. Auch in den nächsten Jahren werden wir unsere Qualität in den Bereichen Flugbetrieb, Technik und Medizin engagiert für die Notfallpatienten in der Region einsetzen.“ freute sich Steffen Lutz, Vorstand der DRF Luftrettung.
Bereits im März 2006 gewann die DRF Luftrettung, damals noch Deutsche Rettungsflugwacht, die europaweite Ausschreibung für den Magdeburger Standort am Klinikum in Magdeburg-Olvenstedt und löste das Bundesministerium des Innern als Betreiber ab. (wir berichteten) Seit dem 24. April 2006 fliegt die DRF Luftrettung mit einer EC135 als „Christoph 36” (wir berichteten). Die Notärzte werden von der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gestellt; die HCM (HEMS-Crew Member) sind Rettungsassistenten aus der DRK Rettungsdienst Börde gGmbH und dem Kreisverband Magdeburg/Jerichoer Land/Salzland der JUH.
Mit dieser Entscheidung sind auch die Bemühungen der im niedersächsischen Seevetal ansässigen DL Helicopter GmbH gescheitert, über die beiden Ausschreibungen in Sachsen-Anhalt in der Luftrettung Fuß zu fassen. Eine geeignete EC135 P2 (SN 460) stand schon vorher aus Spanien von Inaer (EC-KKF) zur Verfügung, war extra umlackiert und in Deutschland (D-HHDL) registriert worden. Der beabsichtigte Einsatz im zweiten dänischen Standort Karup konnte jedoch nicht umgesetzt werden. Nach zwischenzeitlichem Einsatz im Ausland wurden wohl im Hinblick auf Ausschreibungen von DL in Uetersen Piloten auf dem Muster geschult. Ein eigener HEMS-Berater, zugleich Pilot, war für die neuen Aktivitäten der Ansprechpartner. Es war jedoch allgemein bekannt, dass die noch vorhandene BK117 zum Verkauf steht, nachdem sie u.a. in der Luftrettung Österreichs eingesetzt war und lange Zeit zu Wartungsarbeiten in Straubing stand.
DL Helicopter ist bislang im Bereich von Charter- und Offshore-, Materialtransport-, Montage-, Film-/Foto- und Rundflügen sowie im Schulungsbereich tätig. Zwischenzeitlich ist die Anzahl von Piloten und Maschinen reduziert worden. Die EC135 fliegt bereits seit Ende letzten Jahres mit britischer Registrierung G-CGZD für Bond Air Services in Großbritannien. Bond stellt für die Luftrettung von East Anglian Air Ambulance (EAAA) den Flugbetrieb u.a. mit der ehemaligen ADAC-Maschine D-HJAR, heute G-CGXK, sicher.
Artikel: Julian Löhe, Ulrich Schröer — Freier Fachjournalist, Bonn
Symbolfoto: DRF Luftrettung