Ein Traditionsunternehmen der Hubschrauberbranche, die WIKING Helikopter Service GmbH, befand sich länger in massiven finanziellen Schwierigkeiten, die offensichtlich auf jahrelanges Missmanagement und Fehlentwicklungen (z. B.: Ambulanzhubschrauber Offshore in Zusammenarbeit mit ADAC, Wiking Helicopter Service Ltd. in Eastleigh/Großbritannien) zurückgingen und hat letztlich einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Wilhelmshaven ordnete daraufhin am 15. Juni 2022 die vorläufige Insolvenzverwaltung an.
Trotz in Teilen stark reduzierter Insolvenzmasse waren viele unterschiedliche Unternehmen an der Übernahme interessiert. Nach langwieriger Auswahl und Verhandlungen mit unschönen Begleiterscheinungen ist aktuell die Entscheidung zugunsten der Northern Helicopter GmbH (NHC) gefallen. Dem Vernehmen nach will NHC jedoch nur den Teil mit Airbus H145 (Schwerpunkt: Seelotsenversatz) weiterführen. Damit sind erhebliche Auswirkungen insbesondere für die Belegschaft von WIKING zu erwarten.
siehe auch Presseartikel des Handelsblatt:
Zoff um Rettungshelikopter – Deutsche Luftrettung unter Verdacht
WIKING Helikopter Service GmbH wurde im August 1975 von der VTG Vereinigte Tanklager und Transportmittel GmbH in Hamburg, einem Unternehmen der Preussag AGund dem norwegischen Hubschrauberunternehmen Helikopter Service A.S. in Oslo, gegründet. Ursprünglich als reine Unterstützung für den Seelotsenversatz gegründet, fliegt WIKING heute mit Airbus H145 und Leonardo AW139 auch für internationale Öl- und Gasfirmen und versorgt die Offshore-Wind-Industrie mit Personal und Material. Der Firmensitz befindet sich auf dem JadeWeserAIRPORT (EDWI) in Sande-Mariensiel bei Wilhelmshaven und Stützpunkt in Emden.
Nicht vergessen darf man den Bereich Luftrettung. WIKING stellte von Oktober 1997 bis Dezember 2002 den Hubschrauber Sikorsky S-76 D-HOSB in Bra-sur-Lienne/Belgien (Centre Médical Héliporté, CMH) bereit.
Seit 2017 hat WIKING einen neuen Alleingesellschafter mit der KAAN Air INTERNATIONAL AG, Zürich/Schweiz. KAAN Air selbst wurde 2000 in Istanbul gegründet und gehört zur Başarı Holding (1989, Ankara), einem türkischen Großkonzern mit neun verschiedenen Unternehmen. KAAN Air verfügt in der Flotte u. a. über drei Kamow Ka-32 zur Waldbrandbekämpfung in der Türkei.
Das Emder Luftfahrtunternehmen Northern Helicopter GmbH (ehem. Teuto-Air Lufttransporte GmbH) mit Sitz Flugplatz Emden (EDWE) ist seit 2019 ein Unternehmen der DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG und betreibt Luftrettung von zwei Standorten aus für die Offshore-Wind-Industrie in Nord- und Ostsee sowie Ambulanzflugbetrieb mit BK117 im ostfriesischen Küstenbereich. Die Reederei F. Laeisz GmbH (Rostock) hat NHC vertraglich seit Juni 2022 mit dem Betrieb der Hubschrauber für das an das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) vercharterte Forschungsschiff „Polarstern“ beauftragt. Dazu stehen drei BK117 zur Verfügung.
Die DRF setzt damit weiterhin auf eine Ausdehnung ihrer Aktivitäten innerhalb und auch außerhalb der öffentlich-rechtlichen (ör) Luftrettung. Erinnert werden muss in diesem Zusammenhang an (stichwortartig)
- HSD Hubschrauber Sonder Dienst Flugbetriebs GmbH & Co
- HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH
- Helitalia SpA
- ARA Flugrettung gemeinnützige GmbH
- Team DRF
- Falck DRF Luftambulance A/S
- AP³ Luftrettung GmbH
- Akademie der DRF Luftrettung, ATO
- DRF Maintenance GmbH & Co. KG, Atting (Straubing/EDMS)
Die DRF nennt sich selbst inzwischen „Gruppe DRF Luftrettung”, die sich weiterhin auch in Deutschland, hier in den Ländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, aufgrund zu erwartender Ausschreibungen ör Luftrettungstandorte positioniert.
Die weitere Entwicklung bleibt spannend, insbesondere in Bezug auf die anstehenden personellen Veränderungen im Vorstand der DRF Stiftung Luftrettung gemeinnützige AG zum 1. Dezember 2022.
Autor: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn