H160: Erste Kundenmaschine aus­ge­lie­fert

Airbus Helicopters hat welt­weit die ers­te H160 an All Nippon Helicopter (ANH) aus­ge­lie­fert. Damit ist ein Meilenstein für die­ses neue Modell erreicht. Im Airbus-Werk in Kobe (Japan) wer­den noch elek­tro­ni­sche Komponenten ein­ge­rüs­tet und die Flugausbildung durch­ge­führt, bevor der Hubschrauber im nächs­ten Jahr in den Flugdienst geht.

Mit die­sem aktu­ell wohl moderns­ten Hubschraubermodell H160B (Kennung JA01NH, Werkskennung zuvor F-WWOT, SN 1004) ersetzt ANH eine der bis­her sechs AS365. Es ist für die elek­tro­ni­sche Berichterstattung von TV-Nachrichten aus ganz Japan vor­ge­se­hen. ANH betreibt wei­te­re fünf H135 des Herstellers Airbus.

Bruno Even, CEO Airbus Helicopters, und Jun Yanagawa, President ANH, zeig­ten sich stolz über die Erstauslieferung als Zeichen der engen Zusammenarbeit zwi­schen Frankreich und Japan und des Einsatzzwecks.

Bereits im April 2015 wur­de der H160 als neu­er Mehrzweckhubschrauber für bis zu 12 Passagiere auf der Heli-Expo in Orlando prä­sen­tiert, der Erstflug war am 13. Juni 2015. Mit drei Prototypen erfolg­te in der Folgezeit die umfang­rei­che Flugerprobung. Das ehr­gei­zi­ge Ziel der EASA-Zulassung schon Mitte 2018 wur­de mit Juli 2020 ver­fehlt. Die 2018 von Airbus Helicopters ange­kün­dig­te Erstauslieferung an Babcock wur­de nicht umge­setzt. Die Kundenmaschine für ANH absol­vier­te im Januar 2021 ihren Erstflug.

Wegweisend ist die neue Produktion. Mit hohem Automationsgrad wer­den in Marignane (Frankreich) bereits mit Ausstattungskomponenten ver­se­he­ne Baugruppen auf der Fertigungslinie an nur fünf Stationen end­mon­tiert. Das bedeu­tet für den Hersteller mas­si­ve Kosteneinsparungen mit ange­streb­ter Produktionszeit von nur 40 Tagen. Für Kunden ergibt sich der Vorteil einer für die Branche sehr kur­zen Festlegungsfrist der Schlusskonfiguration von 24 Wochen.

Positive Auswirkungen hat der Bau des neu­en Hubschraubers auch für den Standort Donauwörth von Airbus Helicopters mit einem neu­en Standbein. Ende Oktober 2021 war der ers­te Spatenstich für eine neue 3.900 Quadratmeter gro­ße Fertigungshalle. In die­ser Produktionsstätte sol­len ab November 2022 bis zu 200 Mitarbeiter das zen­tra­le Bauteil der Maschinen, die voll aus­ge­rüs­te­te Zelle, als Grundkörper für die Zulieferung zur Schlussmontage nach Marignane mon­tie­ren. Die bis­he­ri­ge Kapazität von 15 Zellen der letz­ten Monate soll damit auf bis zu 35 jähr­lich mit wei­te­rer Steigerungsmöglichkeit erhöht wer­den.

Nach Herstellerangaben han­delt es sich bei der H160 um den der­zeit moderns­ten und inno­va­tivs­ten Hubschrauber der Welt. 68 Patente sind in die Konstruktion ein­ge­flos­sen. Der Helikopter ver­fügt bei sei­nem Fünfblatt-Rotor über die soge­nann­ten „Blue Edge”-Rotorbätter mit abge­win­kel­ten Blattenden, die ursprüng­lich am Bluecopter EC135 erprobt wur­den.

Die H160 ist ein zwei­mo­to­ri­ger Hubschrauber der nächs­ten Generation in der 6-Tonnen-Klasse und wird von zwei Safran Arrano 1A-Triebwerken (je 738 kW Dauerleistung) ange­trie­ben. Das modu­la­re Konzept ermög­licht die ein­satz­spe­zi­fi­sche Ausstattung für den viel­fäl­ti­gen Einsatz, u.a. Offshore, Material- und Personentransporte, medi­zi­ni­sche Bereiche und behörd­li­che Aufgaben. Auch die Version ACH160 wird ange­bo­ten — ver­ein­facht als VIP-Konfiguration zu bezeich­nen.

So hat z. B. Frankreich vier zivi­le H160 zwi­schen 2022 — 2032 für SAR-Hubschrauber der fran­zö­si­schen Marine vor­ge­se­hen. Die mili­tä­ri­sche Version H160M Guépard soll ab 2026 in einer Stückzahl von 169 Maschinen teil­streit­kraft-über­grei­fend alte Hubschrauber (Gazelle, Alouette III, Dauphin, Panther und Fennec) erset­zen.

Autor: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.