Der Zelt-Hangar in Mainz hat ausgedient: Am Freitag wird die neue Station von „Christoph 77” offiziell eingeweiht.Verwaist sind die Container – lange Jahre Unterbringungsort für die Besatzungen — und der temporäre Zelt-Hangar am Bodenlandeplatz von Christoph 77. Die Besatzung hat bereits die neuen Sozialräume bezogen, der Hubschrauber steht auf dem Dachlandeplatz. Am 8. August 2008 weiht Karl Peter Bruch, Staatsminister im Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz zusammen mit dem Ärztlichen Direktor des Klinikums der Johannes-Gutenberg-Universität und der Geschäftsführerin der ADAC-Luftrettung gGmbH sowie weiteren geladenen Gästen das Luftrettungszentrum ein.
Der große Dachlandeplatz berücksichtigt die aktuellen luftrechtlichen Vorschriften. Die fahrbare Plattform für Christoph 77 verfügt wegen der unterschiedlichen Windrichtungen auf dem Dach über einen drehbaren Innenkreis. Eine große Fläche bietet darüber hinaus Platz für einen zweiten Hubschrauber. Das Lande-H auf dem früheren Bodenplatz ist abgedeckt. Im dringenden Fall kann die Plane entfernt und der Platz ausnahmsweise noch angeflogen werden. Transportierte Betroffene können mit Trage auf Bodenniveau ausgeladen und über Rampen direkt zum Patientenaufzug gefahren werden. Bei Start und Landung des Hubschraubers ist aus Sicherheitsgründen ein Landeplatzbeauftragter anwesend. Er wird zeitgleich mit der Crew alarmiert. Eine moderne Tankanlage mit 40 m³ ermöglicht nunmehr das direkte Betanken an der Station. Zusätzliche Flüge entfallen. Eine Pumpanlage fördert hierzu eine begrenzte Menge an Treibstoff vom Bodentank nach oben. Ein vergleichbares System wird auf dem Dachlandeplatz von Christoph 2 an der BG-Unfallklinik in Frankfurt/Main betrieben. Mit diesem Verfahren und der Verlagerung des Hubschraubers auf das Dach ergibt sich eine Entlastung bei der Lärmbelästigung für die Anwohner — einem langjähriges Ärgernis für alle Beteiligten. Die Unterkunftsräume für die Besatzung befinden sich ein Stockwerk tiefer. Universitätsklinikum, Land und ADAC-Luftrettung haben für das neue Luftrettungszentrum im Rahmen des Neubaus gemeinsam über 5 Mio € investiert.
Minister Bruch zieht für Christoph 77 eine positive Bilanz in der Luftrettung von Rheinland-Pfalz insgesamt: Sie ist mit den Stationen in Koblenz, Ludwigshafen, Mainz und Wittlich ein unverzichtbarer Bestandteil des rheinland-pfälzischen Rettungsdienstes. Die Hubschrauber der ADAC-Luftrettung stellen zusammen mit der Luxembourg Air Rescue das schnelle Heranführen des Notarztes auch bei internistischen Notfällen an die Einsatzstelle sicher. Der Minister erwartet zukünftig in diesem Aufgabenbereich eine weitere Steigerung der Einsatzzahlen. Er ist allen dankbar, die „eine so zuverlässige, einwandfrei und effektiv arbeitende Luftrettung in Rheinland-Pfalz“ ermöglicht haben.
In den 11 Jahren seit dem 1. Juli 1997 hat Christoph 77 bereits Geschichte geschrieben. Er ist als echter, offizieller Dual-Use Hubschrauber der öffentlich-rechtlichen Luftrettung in Dienst gestellt worden. Seitdem haben sich die vorgesehenen Anteile (70/30 %)von Sekundär- und Primäreinsätzen aber nahezu umgekehrt. Über einen langen Zeitraum war eine MD 900 eingesetzt, bevor eine der beiden EC 145 der ADAC-Luftrettung in Mainz flog. Im Bedarfsfall wird sie aus flugbetrieblichen Gründen durch eine BK 117 ersetzt. Seit dem vergangenen Sommer ist der Hubschrauber nachts nicht mehr verfügbar. Bei notwendigen Sekundärtransporten mit ITH arbeitet Rheinland-Pfalz eng mit Hessen zusammen.
Zum 11-jährigen Stationsjubiläum ist ein eigens geschaffener Aufnäher mit limitierter Auflage hergestellt worden. Gleichzeitig verdeutlicht ein neuer, allgemeiner Stationsaufnäher die Veränderungen an der Station. Näheres hierzu ist auf der Seite bk-helicopter-patch-design zu finden.
Artikel: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn
Fotos: Ulrich Schröer, Andreas Köppel, bk-helicopter-patch-design