Rettungsdienst aus der Luft aktu­ell unein­ge­schränkt gesi­chert

Die Corona-Pandemie stellt in Deutschland auch den Rettungsdienst aus der Luft vor gro­ße Herausforderungen. Um die not­fall­me­di­zi­ni­sche Versorgung der Bevölkerung aus der Luft wei­ter­hin zu gewähr­leis­ten, gel­ten an den 37 Stationen der ADAC Luftrettung aktu­ell erhöh­te Sicherheitsmaßnahmen. Wichtigste Botschaft bei aller Besorgnis: Der Rettungsdienst der flie­gen­den Gelben Engel ist der­zeit unein­ge­schränkt ver­füg­bar. Inzwischen wur­den auch die ers­ten zwei Corona-Patienten mit ADAC Rettungshubschraubern trans­por­tiert: Sie wur­den von einem Krankenhaus im ost­fran­zö­si­schen Metz in die Uniklinik Homburg/Saar geflo­gen – im Rahmen von grenz­über­schrei­ten­der Nachbarschaftshilfe. Im Einsatz hier­für waren die Crews der Rettungshubschrauber „Christoph 77“ in Mainz und „Christoph 66“ in Eßweiler.

Wir sind da. So schnell wie bis­her und auch so sicher wie bis­her“, betont Frédéric Bruder, Geschäftsführer der gemein­nüt­zi­gen Gesellschaft, die zur ADAC Stiftung gehört. Die wei­te­re Entwicklung sei der­zeit aller­dings nicht vor­aus­seh­bar, so dass sich auch die ADAC Luftrettung auf eine wei­te­re Eskalation ein­stel­len muss. Sollte sich das Virus in Deutschland wei­ter aus­brei­ten, wer­den zusätz­lich zwei Ersatzhubschrauber bereit­ge­stellt, um einen mög­li­cher­wei­se erhöh­ten Transportbedarf in bestimm­ten Regionen leis­ten zu kön­nen.

Die gute Nachricht vor­weg: Bis jetzt ist es noch zu kei­nen Infektionen von Crew-Mitgliedern der ADAC Rettungshubschrauber gekom­men, die die Einsatzbereitschaft gefähr­den wür­den. „Wir tun alles, unse­rem Auftrag im Rahmen der Daseinsvorsorge mög­lichst unein­ge­schränkt nach­zu­kom­men und dabei unse­re Crews und uns alle best­mög­lich vor einer Ansteckung bzw. Erkrankung zu schüt­zen“, erklärt Frédéric Bruder. Deshalb hat der­zeit nie­mand außer den Crews, die je aus einem Piloten, Notarzt und Notfallsanitäter bestehen, Zutritt zu den Luftrettungsstationen. Auch Ausbildungs-Mitflüge sowie die sozia­len Kontakte unter­ein­an­der wer­den wäh­rend des Dienstbetriebs auf ein Minimum redu­ziert. Soweit mög­lich gilt der Mindestabstand von zwei Metern.

Zu wei­te­ren Schutzmaßnahmen zäh­len bei Bedarf neben dem Gebrauch von Schutzmasken und Schutzanzügen auch der ver­stärk­te Einsatz von Desinfektionsmitteln nach jedem Einsatz. Um zu ver­hin­dern, dass sich Mitarbeiter wegen feh­len­der Kinderbetreuung vom Dienst abmel­den müs­sen, hat die ADAC Luftrettung Sonderbudgets für Räumlichkeiten, Kinderbetreuer und Spielzeug für die Kinder unse­rer Crews zur Verfügung gestellt.

Dr. Matthias Ruppert, Leiter der Flugmedizin, berich­te­te, dass es vor den ers­ten zwei Verlegungsflügen von Corona-Patienten bereits etli­che Einsätze der ADAC Luftrettung wegen Corona-Infektionen gab, bei denen die Patienten boden­ge­bun­den in Kliniken trans­por­tiert wer­den konn­ten. „Unabhängig von Corona sind wir mit unse­ren Hubschraubern gerüs­tet für einen Transport von Patienten mit Infektionserkrankungen”, betont Ruppert.

Zusätzlich zu den Basis-Hygiene-Maßnahmen gilt bei einem Corona-Verdachtsfall, dass der Erkrankte nach den eige­nen Standards für einen Lufttransport in die Schutzkategorie drei (höchs­te Stufe: vier) fällt. Dann darf die­ser nur noch im beatme­ten Zustand geflo­gen wer­den. Dazu Flugmediziner Ruppert: „Im Bedarfsfall muss der Patient so ver­sorgt wer­den, dass die von ihm aus­ge­hen­de Ansteckungsgefahr auf ein Minimum redu­ziert wird.”

Der Vorbehalt, Patienten nur unter Beatmung mit einem geschlos­se­nen System im Hubschrauber trans­por­tie­ren zu kön­nen, gel­te auch für ande­re schwer­wie­gen­de Atemwegsinfektionen. Insgesamt beob­ach­tet auch die ADAC Luftrettung, dass der Nachschub an Schutzmasken und -anzü­gen knapp wer­de, noch aber sei man aus­rei­chend ver­sorgt.

Christoph 77“ aus Mainz nach einem Einsatz in der Dämmerung: Zusammen mit „Christoph 66“ aus Eßweiler trans­por­tier­te die Crew die ers­ten Corona-Patienten

Weil die Crews wegen ihres täg­li­chen Kontakts zu Patienten zu einem Personenkreis mit erhöh­tem Risiko zäh­len, wer­den aktu­ell alle grö­ße­ren Meetings der Luftretter abge­sagt; wenn auch nur ein Teilnehmer erkran­ken wür­de, müss­ten alle, die mit ihm in Kontakt waren, in Quarantäne. Das könn­te im schlimms­ten Fall die not­fall­me­di­zi­ni­sche Versorgung der Bevölkerung in Deutschland aus der Luft gefähr­den. Diese auf­recht­zu­er­hal­ten, hat für die ADAC Luftrettung in den kom­men­den Wochen obers­te Priorität.

Auch in den Rettungsleitstellen hat man auf die Corona-Pandemie reagiert. Wer aktu­ell bei einem Notfall die 112 anruft, wird in vie­len der Leitstellen obli­ga­to­risch nach Symptomen oder Kontakt zu Infizierten befragt und soll­te laut ADAC Luftrettung zwin­gend Angaben über Besuche in Risikogebieten machen. Dann kann sich der Rettungsdienst bereits früh­zei­tig auf einen mög­li­chen Corona-Verdachtsfall ein­stel­len.

Bundesweit arbei­ten für die ADAC Luftrettung fast 1300 Menschen – dar­un­ter rund 160 Piloten, etwa 250 Notfallsanitäter, 150 Techniker, und rund 600 Notärzte. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten. Die Zahl der Rettungseinsätze der flie­gen­den Gelben Engel lag 2019 zum fünf­ten Jahr in Folge mit rund 54.000 auf Rekordniveau – das ent­spricht rund 150 Einsätzen täg­lich.

Quelle: Pressemitteilung der ADAC Luftrettung vom 25. März 2020

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