Seit mehr als 20 Jahren ist “Christoph Berlin“ inzwischen in Berlin und Brandenburg bereits im Einsatz, um verletzten oder erkrankten Menschen bei Tag und Nacht zu helfen. Anlässlich dieses Jubiläums hatte die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH am 14.10.2014 zu einer Feierstunde an die Station in Berlin geladen. Rund 90 geladene Gäste, unter ihnen Kooperationspartner aus Politik, Rettungsdienst und Medizin, folgten der Einladung.
Prof. Dr. Walter Schaffartzik, Ärztlicher Leiter des Unfallkrankenhauses Berlin (ukb), eröffnete die Veranstaltung im Kesselhaus des ukb: „Wir im Unfallkrankenhaus Berlin sind stolz, dass “Christoph Berlin“ bei uns stationiert ist. Denn ein kritisch Kranker oder schwerstverletzter Patient hat nur eine realistische Überlebenschance, wenn er schnellstmöglich in einem spezialisierten Zentrum weiter behandelt werden kann. Die Spezialkliniken des ukb bieten eine solche schnelle und hochqualifizierte Versorgung von Notfall- und Intensivpatienten.“
Dr. Hans Jörg Eyrich, Geschäftsführer der Geschäftsführer der HDM Luftrettung und Vorstand DRF gemeinnützige AG, schloss sich an mit den Worten: „Rund sechs Millionen Menschen leben in der Metropolregion Berlin-Brandenburg, eine Region, die unterschiedlicher kaum sein könnte: Berlin als Hauptstadt mit einer enormen Bevölkerungsdichte und Brandenburg als eines der am dünnsten besiedelten Flächenländer in der Bundesrepublik. Für den Rettungsdienst ist dies eine besondere Herausforderung. Inmitten dieser Region ist „Christoph Berlin“ seit 20 Jahren stationiert und fest etabliert: Waren es anfangs unter 100 Einsätze pro Jahr, wurde er im vergangenen Jahr 1.167-mal alarmiert. Diese Zahl heute verdeutlicht, dass die Stationierung unseres Hubschraubers hier in Berlin absolut notwendig war. Als erster Hubschrauber in Berlin/Brandenburg wird “Christoph Berlin“ von Beginn an rund um die Uhr für verletzte oder schwer erkrankte Patienten eingesetzt.“
Uwe Grünhagen, Landesvorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband Berlin e.V., sprach im Anschluss und betonte besonders die stabile Partnerschaft des ASB Berlin und der HDM Luftrettung, die auch in den nächsten Jahren so erfolgreich wie bisher weiter geführt gehen soll.
Ihm folgte Klaus Zuch, Abteilungsleiter für öffentliche Sicherheit und Ordnung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, am Rednerpult. In seiner Rede hob er die gute Zusammenarbeit all derer hervor, die Tag für Tag dafür sorgen, dass die Menschen in der Region im Notfall schnelle medizinische Hilfe bekommen. Luftrettung sei aus dem Rettungsdienstsystem nicht mehr wegzudenken. Nicht nur die Menschen in Berlin profitieren von “Christoph Berlin“, sondern auch das gesamte Umland.
Sieglinde Ehbrecht, Referatsleiterin Ambulante Versorgung des VDEK, Dietrich Schneider, Unternehmens-bereichsleiter Sonstige Leistungs-erbringer der AOK Nord-Ost, und Christian Reuter, Bundesgeschäfts-führer des ASB Deutschland schlossen mit ihren Grußworten und würdigten das Engagement und die wichtige Arbeit der Mitarbeiter der Station.
Abschließend sprachen Dr. Jörg Beneker, ärztlicher Leiter der Station Berlin, und Thomas Reimer, Pilot und Leiter der Berliner Station, ihrer Berliner Besatzung einen Dank aus, ohne die eine Luftrettung rund um die Uhr nicht möglich wäre.
Die Redaktion von copterweb.de schließt sich an dieser Stelle dem Dank an und gratuliert auch ganz herzlich Dr. Jörg Beneker, stellvertretend für das medizinische Personal, und Thomas Reimer, stellvertretend für das fliegende Personal, zum Jubiläum. Bei dieser Gelegenheit sei aber auch der frühere langjährige Stationsleiter Konrad Böttcher erwähnt, der über viele Jahre neben der Hubschrauber-Crew engagiert, aber ruhig im Hintergrund für den Erfolg der Station gearbeitet hat.
Die Station in Berlin
“Christoph Berlin“ wird für den schnellen und schonenden Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken eingesetzt. Darüber hinaus wird er bei Notfällen in Ergänzung zum bereits vorhandenen Rettungsdienst auch als schneller Notarztzubringer alarmiert. Dazu ist er vom Unfallkrankenhaus Berlin aus 24 Stunden täglich einsatzbereit. Innerhalb von 15 Minuten kann er jeden Einsatzort im Umkreis von 50 Kilometern Luftlinie erreichen. Er wird vorrangig für Einsätze in Berlin und Brandenburg, aber auch in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt. Im Laufe der Jahre haben sich die Einsatzzahlen stetig erhöht und im ersten Halbjahr 2014 leisteten die Berliner Luftretter insgesamt 584 Einsätze.
Dem interessierten Leser oder Kenner der Luftrettung wird im Hinblick auf das jetzige Jubiläum sicherlich schon aufgefallen sein, dass immer mal wieder zwei unterschiedliche Zeitpunkte der Indienststellung genannt werden. Tatsache ist, dass der Intensivtransporthubschrauber „Christoph Berlin”, damals noch als “ITH Berlin”, am 15. August 1993 in Betrieb genommen wurde. Am 14. Oktober 1994 hingegen erfolgte erst die Genehmigung für den “ITH Berlin” durch die damalige Senatsverwaltung für Inneres. Wie man dem 20-jährigen Jubiläum am 14.Oktober 2014 entnehmen kann, hat man sich nun auf dieses offizielle Datum festgelegt.
“Christoph Berlin“ im Rückblick
Der Intensivtransporthubschrauber war in der Zeit von August 1993 bis zur Schließung des Flughafen Berlin-Tempelhof im Oktober 2008 am Flughafen stationiert und schon damals rund um die Uhr einsatzbereit. Die Station wird darüber hinaus seit Beginn zusammen mit dem ASB Berlin betrieben.
Die Crew hatte zu Beginn ihrer Tätigkeit noch keine Unterkünfte vor Ort und kam zu den Einsätzen jeweils von Außerhalb zum Hubschrauber. Später konnte HDM in die ehemaligen Räumlichkeiten der Amerikaner ziehen.
Wie bei allen Stationen, die HDM seinerzeit aufgebaut hat, kam als Hubschrauber eine Bell 412 HP zum Einsatz. Die seinerzeit eingesetzten Bell 412 HP verfügten alle lange Zeit an Stelle des heutigen Kufenlandegestells über ein Fahrwerk.
Später wurde dann letztlich auch aus Kostengründen nach und nach auf das heutige Kufenlandegestell umgestellt.
Zur Crew gehörten natürlich die Piloten von HDM, die Rettungsassistenten des ASB sowie Notärzte der umliegenden Kliniken. Der „ITH Berlin” führte zunächst nur Transporte von Intensivpatienten zwischen den Kliniken durch. Der ITH erlaubte hier nun auch die Vernetzung von Kliniken der Grund- und Regelversorgung mit den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten von Schwerpunkt- und Spezialkliniken. Einsätze wurden in Berlin und Brandenburg, aber auch in andere Bundesländer durchgeführt. Neben der Einsatzbereitschaft rund um die Uhr hatte die Stationierung am Flughafen Berlin-Tempelhof aber auch einen schon damals nicht zu unterschätzenden Vorteil. Nämlich die Einsätze für die Bevölkerung relativ lärmarm sowohl am Tag, aber vor allem in der Nacht durchführen zu können. Zudem konnte trotz Kooperation mit dem damaligen „Klinikum Steglitz“ (heute Campus Benjamin Franklin der Charité in Berlin-Lichterfelde) und später auch dem Unfallkrankenhaus der Hubschrauber von jeder Klinik angefordert werden. Später kamen auch Einsätze bei nächtlichen Notfällen für die Versorgung und den Transport von Notfallpatienten dazu.
Betrachtet man im Hinblick auf die geschichtlichen und politischen Ereignisse die damalige (Hubschrauber-) Entwicklung in Berlin, so stellt man heute doch überrascht fest, dass zeitweise neben der Bell 412 auch eine Bo105, eine Bell 206 und eine Sikorsky S 76 in der Luftrettung tätig waren.
Bemerkenswert ist abschließend vielleicht noch, dass die Station in Berlin in der Zeit von 1994 bis 2008 auch regelmäßig Gast auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin war. Die Einsätze wurden während der Ausstellung von dort aus organisiert und geflogen.
Die wichtigsten Zeitpunkte in der Übersicht
August 1993: Am 15. August 1993 erfolgte die Inbetriebnahme als „ITH Berlin“ Der Intensivtransporthubschrauber ist am Flughafen Berlin-Tempelhof stationiert und rund um die Uhr einsatzbereit. Es kommt ein Hubschrauber des Typs Bell 412 zum Einsatz. Die Station wird zusammen mit dem ASB Berlin betrieben.
Mai / Juni 1994: Der „ITH Berlin“ ist mit der kompletten Bell 412-Flotte zu Gast auf der ILA in Berlin. Es dürften damals wenigstens 9 (!) Bell 412 kurzfristig in Berlin zu Besuch gewesen sein. Darüber hinaus ein Bell 206 und ein Bell 230 in der typischen Lackierung von HDM.
März 1995: Der „ITH Berlin“ wird als erster Intensivtransporthubschrauber für Berlin und Brandenburg getauft. Die Taufe nimmt Monika Diepgen, die Ehefrau des damaligen Regierenden Bürger-meisters von Berlin, Eberhard Diepgen, vor.
Oktober 1994: Am 14. Oktober 1994 erfolgte die Genehmigung für den „ITH Berlin“ durch die damalige Senatsverwaltung für Inneres.
Anfang 2000: Die DRF, HDM, HSD und Rotorflug schließen sich im Rahmen einer Kooperation zum „Team DRF“ zusammen. Rotorflug verlässt jedoch später den Zusammenschluss wieder.
Juli 2005: Die Änderung des Rufnamens „ITH Berlin“ in „Christoph Berlin“ wurde im Juli 2005 genehmigt und umgesetzt. Die Änderung war bereits geraume Zeit zuvor beantragt worden.
September 2008: Seit dem 23. September 2008 firmiert die vormalige DRF unter dem neuen Namen „DRF Luftrettung” und neuer Rechtsform. Sie hat sich mit ihren bisherigen Kooperationspartnern HDM und HSD unter diesem Namen zusammengeschlossen.
Oktober 2008: Aufgrund der Schließung des Flughafens Tempelhof erfolgt am 28.10.2008 der Umzug an das Unfallkrankenhaus Berlin. Der Hubschrauber ist so direkt an eine Klinik angebunden.
Juli 2009: Der Hangarneubau auf dem Dach der Unfallklinik Berlin wird fertiggestellt und die Einweihung erfolgte am 14.07.2009. Der Hangar zur Unterbringung der Bell 412 beinhaltet auch einen Raum zur Flugvor- und -nachbereitung sowie sanitäre Anlagen. Die Sozial- und Ruheräume für die Besatzungen befinden sich unterhalb des Hangars, im Obergeschoss des Unfallkrankenhauses (UKB). Im Zuge des Neubaus wurde auch eine Tankanlage und ein Helipad mit drehbarer Plattform installiert.
Oktober 2011: Es wird ein Hubschrauber des Typs EC 145 in Dienst gestellt. Dieser ist aufgrund seiner geringeren Außenmaße hervorragend für die Luftrettung geeignet und bietet aufgrund der NVG-Zulassung (Night Vision Goggles) erweiterte Möglichkeiten im 24-Stunden-Einsatz.
Januar 2012: Ab sofort kommen an Bord von „Christoph Berlin“ sogenannte Nachtsichtbrillen (NVGs) zum Einsatz.
Oktober 2014: „Christoph Berlin“ feierte am 14.10.2014 sein 20-jähriges Jubiläum.
„Christoph Berlin“ heute — Daten und Fakten zur Berliner Station
Betreiber:
HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH
Hubschraubertyp:
EC 145
Funkrufname:
Christoph Berlin
Personal:
6 Piloten der HDM Luftrettung
13 Rettungsassistenten des ASB
21 Notärzte des Unfallkrankenhauses Berlin und der umliegenden Kliniken
Stationsleiter: Pilot Thomas Reimer
Leitender Notarzt: Dr. Jörg Beneker
Leitender Rettungsassistent: Danny Jonik
Neben der Instrumentenflugberechtigung verfügen die Piloten über große Erfahrung im 24-Stunden-Luftrettungsdienst.
Die Hubschrauberärzte sind ausgebildete Fachärzte für Anästhesie mit praktischer Erfahrung und Kompetenz in der Notfallmedizin. Sie sind darüber hinaus für die Durchführung von Intensivtransporten nach DIVI-Richtlinien qualifiziert.
Alle Rettungsassistentinnen und Rettungsassistenten verfügen neben ihrer rettungsdienstlichen Ausbildung über die Doppelqualifikation als Fachkrankenschwester/-pfleger für Intensivmedizin.
Einsatzgebiet
„Christoph Berlin” führt vorrangig Transporte von Intensivpatienten zwischen Kliniken durch. Einsätze werden in Berlin und Brandenburg, aber auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern geflogen.
Darüber hinaus wird der rot-weiße Hubschrauber in Ergänzung zum bereits vorhandenen Rettungsdienstes Tag und Nacht zur Rettung von Notfallpatienten eingesetzt. Innerhalb von 15 Minuten kann der Hubschrauber jeden Einsatzort im Umkreis von 60 Kilometern erreichen. In der Notfallrettung umfasst sein Einsatzgebiet vor allem Berlin und Brandenburg.
Luftrettung bei Nacht
Der an der Station Berlin eingesetzte Hubschrauber ist 24 Stunden täglich einsatzbereit. So trägt „Christoph Berlin“ rund um die Uhr wesentlich zur intensiv- und notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung in Berlin und Brandenburg bei. Nachts führt er überwiegend Transporte von Patienten zwischen Kliniken durch. Darüber hinaus wird er auch bei nächtlichen Notfällen für die Versorgung und den Transport von Notfallpatienten angefordert.
Nächtliche Rettungseinsätze werden nach besonderen Verfahren geflogen. Ausgebildete Einsatzkräfte vor Ort erkunden zunächst einen geeigneten Landeplatz. Sie prüfen, ob der Nahbereich und das Landegebiet hindernisfrei sind, kümmern sich um die Ausleuchtung und geben über Funk ihre Erkundungsergebnisse an die fliegende Besatzung weiter. Die Besatzung entscheidet dann nach einer Überprüfung der Informationen aus der Luft, ob die Landestelle geeignet ist und sicher angeflogen werden kann.
Ein Meilenstein für die Luftrettung in Deutschland bedeutete 2009 die Einführung von Nachtsichtgeräten (Night Vision Goggles –NVGs) in der zivilen Luftfahrt: Seit Januar 2012 nutzen die Piloten an Bord von „Christoph Berlin“ Nachtsichtgeräte bei ihren Luftrettungseinsätzen in der Dunkelheit. Damit ist Berlin nach München und Regensburg die bundesweit dritte Station der DRF Luftrettung, die Nachtsichtgeräte einsetzen darf.
Einsatzstatistik:
Gesamteinsätze 1. Halbj. 2014: 584
davon Intensivtransporte: 262
davon Notfalleinsätze*: 322
Gesamteinsätze 2013: 1.167
davon Intensivtransporte: 597
davon Notfalleinsätze*: 570
Gesamteinsätze 2012: 1.094
davon Intensivtransporte: 624
davon Notfalleinsätze*: 470
* inklusive Fehleinsätze
Die weiteren Einzatzzahlen (soweit bekannt):
Jahr | Einsätze |
2011 | 989 |
2010 | 899 |
2009 | 749 |
2008 | 637 |
2007 | 676 |
2006 | 707 |
2005 | 718 |
2004 | 685 |
2003 | 749 |
2002 | 765 |
2001 | 702 |
2000 | 625 |
1999 | ? |
1998 | ? |
1997 | ? |
1996 | ? |
1995 | ? |
1994 | ? |
1993 | ? |
Hintergrundinformationen zur HDM Luftrettung
Die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH ist seit den 90er Jahren in der Luftrettung tätig, die Gründung ihrer ersten Station erfolgte am 1. April 1991 am Klinikum Großhadern in München. Weitere Stationen kamen in den folgenden Jahren hinzu. Sie betreibt heute bundesweit fünf Stationen, in Bad Berka, Berlin, München, Nürnberg und Regensburg. Sie zeichnet sich besonders durch ihre Kompetenz in den Bereichen Intensivtransport und Luftrettung bei Nacht aus.
Seit Gründung der jeweiligen Stationen bis zum Zusammenschluss im „Team DRF“ setzte sie ausschließlich Hubschrauber des Typs Bell 412 HP ein. Gerade die besonders geräumige Bell 412 HP kann man hier als fliegende Intensivstation bezeichnen. So waren die HDM-Stationen als Erste in der Lage, während des Verlegungsfluges umfangreiche medizinische Maximaltherapien in vollem Umfang aufrecht zu erhalten. So konnten in der abgebenden Klinik begonnene intensivmedizinische Maßnahmen ohne Unterbrechung während des Transportes weitergeführt werden. Inzwischen wird die Bell 412 immer häufiger durch die EC 145 ersetzt. So erfolgten Wechsel schon an den Stationen in München, Regensburg und Berlin.
Die Hubschrauber der HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH werden für den schnellen und schonenden Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken ebenso eingesetzt wie zur schnellen Notfallrettung. Dazu sind alle fünf Stationen rund um die Uhr einsatzbereit. Ihre Besatzungen bestehen aus je zwei Piloten, einem Rettungsassistenten/HCM und einem Notarzt (Notfall- und Intensivmediziner).
Bei nächtlichen Notfällen werden die Hubschrauber für die Versorgung und den Transport von Notfallpatienten direkt zum Einsatzort angefordert. Darüber hinaus führen die Hubschrauberbesatzungen Transporte von Früh- und Neugeborenen, Transporte von Transplantationsteams sowie intensivmedizinische Maximaltherapien wie zum Beispiel ECLA (extrakorporale Lungenersatztherapie), PECLA (pumpenlose arterio-venöse Lungenunterstützung) und IABP (intraaortale Pumpe zur Herzunterstützung) durch.
Die Hubschrauberärzte sind ausgebildete Fachärzte aus dem Bereich Intensivmedizin mit praktischer Erfahrung und hoher Kompetenz in der Notfallmedizin. Sie sind darüber hinaus nach den Richtlinien der DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) für die Durchführung von Intensivtransporten qualifiziert. Alle Rettungsassistenten sind ausgebildete HEMS (Helicopter Emergency Medical Service) Crew Member. Diese Zusatzqualifikation erlaubt ihnen, den Hubschrauberpiloten bei der Navigation und der Luftraumbeobachtung zu unterstützen. Neben ihrer rettungsdienstlichen Ausbildung verfügen alle Rettungsassistenten zudem über eine Zusatzqualifikation für Intensivmedizin.
Hintergrundinformationen zur DRF Luftrettung
Die HDM Luftrettung gehört zur DRF Luftrettung. Diese setzt an 30 Stationen in Deutschland und Österreich Hubschrauber für die Notfallrettung und den Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken ein, an acht davon sogar rund um die Uhr. Über die Hubschrauberrettung hinaus führt die DRF Luftrettung weltweite Patiententransporte mit Ambulanzflugzeugen durch. Im vergangenen Jahr starteten die rot-weißen Luftretter zu insgesamt 38.180 Einsätzen.
Zur Finanzierung ihrer lebensrettenden Arbeit ist die gemeinnützig tätige Organisation auf die Unterstützung von Förderern und Spendern angewiesen, Infotelefon: 0711 – 70072211. Aktuelle Informationen auch im Internet unter www.drf-luftrettung.de oder unter www.facebook.com/drfluftrettung
Hintergrundinformationen zum Unfallkrankenhaus Berlin
Das Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) ist ein hoch spezialisiertes klinisches Zentrum zur Behandlung Schwerkranker und zur Rettung und Rehabilitation Schwerverletzter aus dem gesamten Bundesgebiet. In Spezialdisziplinen wie der Therapie von Brand-, Rückenmark- und Handverletzungen belegt das ukb international eine Spitzenposition. Das 1997 eröffnete Haus in Berufsgenossenschaftlicher Trägerschaft ist mit 550 Betten, 25 Kliniken, Instituten und Zentren, 20 Stationen, einer Aufnahmestation, zehn Zentral OPs, zwei ambulanten OPs und einem spezialisierten Operationssaal im Zentrum für Schwerbrandverletzte eines der modernsten Schwerpunktkrankenhäuser Europas. Jährlich werden über 87.000 Patienten behandelt.
Hintergrundinformationen Night Vision Googgles
Mit dem Einsatz von Night Vision Goggles (NVGs) hat die DRF Luftrettung als erste Luftrettungsorganisation im Jahr 2009 eine Innovation in Deutschland angestoßen: An drei ihrer 24-h-Stationen nutzt sie heute Night Vision Goggles – seit Juli 2009 in München, seit 2011 in Regensburg und seit Anfang 2012 in Berlin.
Zum Hintergrund
Die DRF Luftrettung betreibt in Deutschland acht Stationen im 24 h-Betrieb: Bad Berka, Berlin, Halle, Hannover, München, Nürnberg, Regensburg und Rendsburg.
Die zur DRF Luftrettung gehörende HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH betreibt fünf der oben genannten acht 24-h-Stationen. Die Organisation hat schon vor Jahren spezielle Verfahren für den Anflug von Einsatzorten bei Nacht entwickelt. Das Konzept umfasst den Einsatz von zwei Piloten mit Instrumentenflugberechtigung (IFR), einen für den Instrumentenflug ausgerüsteten Hubschrauber, ein Satellitennavigationssystem mit digitaler Karte und die Einhaltung spezieller Anflugprofile.
Night Vision Goggles bei der HDM Luftrettung
Die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH ist der erste zivile Luftrettungsbetreiber in Deutschland, der seit Juli 2009 an seiner Station München Nachtsichtgeräte (Night Vision Goggles NVGs) einsetzen darf. Die am Pilotenhelm befestigten Brillen verstärken das in der Nacht vorhandene Restlicht und bieten so den Piloten eine neue optische Orientierung in der Dunkelheit.
NVGs sind neben dem speziellen Nachtflugverfahren und dem IFR-Betrieb (Instrumental Flight Rules Flug unter Instrumentenbedingungen) ein weiterer wichtiger Baustein für die sichere Luftrettung bei Nacht.
Nachtsichtgeräte werden in anderen europäischen Ländern wie der Schweiz, Holland und Norwegen bereits seit vielen Jahren in der Luftrettung genutzt. In Deutschland fehlte jedoch lange Zeit die behördliche Zulassung für den Einsatz von NVGs in der zivilen Luftfahrt. An dieser Genehmigung arbeitete die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH gemeinsam mit dem Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters viele Jahre.
Welche Bedeutung kommt der Luftrettung grundsätzlich und in der Nacht zu?
Zwischen 2000 und 2003 wurde an der Regensburger Station der HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH die sogenannte LUNA-Studie (Luftrettung bei Nacht) zum Nutzen von Hubschraubern in der nächtlichen Notfallversorgung bzw. im Intensivtransport durchgeführt. Diese war vom Bayerischen Staatsministerium des Innern zusammen mit dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg beauftragt worden. Der Kern des Ergebnisses war, dass die Vorhaltung von Hubschraubern in der Nacht und am Tag medizinisch notwendig ist.
Dies steht im Einklang mit den aktuellen Forderungen aller notfallmedizinisch relevanten Fachgesellschaften. Demnach muss die klinische Therapie von Patienten bei wesentlichen notfallmedizinischen Krankheitsbildern, wie z.B. Schlaganfall oder Herzinfarkt, nach höchstens 90 Minuten beginnen. Diese kurzen Zeiträume können außerhalb von Ballungszentren häufig nur mit der Luftrettung eingehalten werden (Quelle: Eckpunktepapier „Notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung in Klinik und Präklinik“ vom 9.08.2007, Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte (agswn), Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement (INM) für weitere Fachgesellschaften).
Die gestiegene Bedeutung des Nachtflugs lässt sich auch an den gestiegenen Einsatzzahlen an den acht Nachtflugstandorten der DRF Luftrettung ablesen. Im Jahr 2013 wurde jeder fünfte Einsatz an den 24-h-Stationen der DRF Luftrettung nachts geleistet.
Im vergangenen Jahr 2013 wurde „Christoph Berlin“ zu 1.167 Einsätzen alarmiert. Damit flog die Besatzung sieben Prozent mehr Einsätze als im Jahr zuvor (2012: 1.094 Einsätze). 320-mal startete sie zu Nachteinsätzen.
Night Vision Goggles (NVG’s) allgemein
Seit wann gibt es die NVG-Technik?
Die NVG-Technik ist grundsätzlich nicht neu. Sie wird seit den 80er Jahren in Deutschland im militärischen und polizeilichen Bereich eingesetzt. Night Vision Goggles werden außerdem seit vielen Jahren in anderen Ländern, wie der Schweiz, den Niederlanden und Norwegen auch in der zivilen Luftrettung verwendet. In Deutschland war diese Nutzung bis vor ein paar Jahren jedoch nicht möglich.
Wie funktioniert die NVG-Brille rein technisch?
Das in der Nacht vorhandene Restlicht (z.B. von Mond, Sternen, Städten) wird aufgenommen, durch eine Kathodenröhre verstärkt und die Landschaftsabbildung auf einen Schirm vor die beiden Okulare der Brille projiziert. Die Brille hat einen reduzierten Blickwinkel (42 Grad) und eine zweidimensionale monochromatische (=„grünlich-schwarze“) Darstellung.
Wie ist die Maschine technisch ausgerüstet?
Die EC 145 ist anstatt der sonst weißen Innenlackierung schwarz/grau gehalten, damit einfallendes weißes Licht nicht reflektiert wird. Auch die Beleuchtung des Cockpits ist durch Grünlichtfilter ergänzt, damit die NVG-Sicht nicht durch störende Reflektionen an den Windschutzscheiben beeinträchtigt wird. Ein besonders lichtdichter Vorhang trennt die Kabine vom Cockpit, um eine Störung der Cockpitarbeit durch die Kabinenbeleuchtung zu vermeiden.
Auswirkungen des NVG-Einsatzes
Was sind die Vorteile des NVG-Einsatzes bei Flügen in der Nacht?
Die am Pilotenhelm befestigten Brillen verstärken das in der Nacht vorhandene Restlicht und bieten so den Piloten eine neue optische Orientierung in der Dunkelheit. Die Landschaft und Hindernisse (z.B. Hochspannungsleitungen) können besser erkannt werden. Unvorhergesehenen Wetterbedingungen, wie z. B. tiefen Wolken, Nebelfeldern oder starken Niederschlägen kann frühzeitig ausgewichen werden.
Diese Nachtsichtfähigkeit macht die Night Vision Goggles zu einem weiteren wichtigen Baustein für die sichere Luftrettung bei Nacht. Die bisher genutzten Mittel, wie Hochleistungsscheinwerfer mit 15 Millionen cd, Instrumentenflugausrüstung, Satellitennavigationssysteme und spezielle Hinderniskarten, werden ergänzt.
Wie werden Einsätze nachts geflogen?
Die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH gilt bundesweit als Vorreiter im Bereich der Luftrettung in der Nacht. Neben der oben genannten technischen Mittel setzt die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH aus Sicherheitsgründen bei Nachtflügen grundsätzlich zwei Piloten ein, die eine Zusatzausbildung für den Flug nach Instrumenten haben. Das heißt es können Flüge ohne visuelle Referenz zur Umwelt (z.B. Flug in und über den Wolken ab bestimmten Höhen) durchgeführt werden. Darüber hinaus hat die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH ein spezielles Sicherheitskonzept für den Nachtflug erstellt, das eine Landeplatzerkundung und Ausleuchtung durch die Feuerwehren beinhaltet. Für diese Aufgabe wurden in den vergangenen Jahren durch die HDM Luftrettung gemeinnützige GmbH allein in Bayern Feuerwehrleute ausgebildet.
Nach diesem Sicherheitskonzept, läuft ein Rettungseinsatz mit Nutzung der Night Vision Goggles bei Nacht folgendermaßen ab:
Sofort nach Alarmierung fliegt der Hubschrauber, gestützt von einem Satellitennavigationssystem mit digitaler Hinderniskarte, in 300 bis 1000 Meter Höhe zur Notfallstelle. Die Night Vision Goggles ermöglichen dabei die Beurteilung der Wetterlage, Geländeformen und Hindernissen. Während des Anfluges wird am Einsatzort von den Feuerwehr-Einsatzkräften ein geeigneter Landeplatz erkundet und ausgeleuchtet. Über Funk werden dann die Landeplatz- und Hindernisinformationen an die anfliegende Hubschrauberbesatzung weitergegeben. Nach Ankunft über der Landestelle führt die Hubschrauberbesatzung eine „Hocherkundung“ der Landestelle durch.
Hier spielen nun die NVG’s eine ganz wesentliche Rolle: Die Nachtsichtgeräte ermöglichen den Piloten, in Verbindung mit dem Hochleistungsscheinwerfer, eine sehr detaillierte Erkundung der Hinderniskulisse um den Landeplatz. Wird der Landeplatz als geeignet und sicher beurteilt, führt die Besatzung mit einem besonderen Landeverfahren den Anflug durch.
Autor:
Rolf Klukowski, Berlin
Martin B. Hausmann, Limburg