30 Jahre „Christoph Brandenburg“ in Senftenberg — Feierstunde und Tag der offe­nen Tür

30 Jahre „Christoph Brandenburg“. Ein run­der Geburtstag ist ein schö­ner Anlass die­ses zu fei­ern. Das dach­te sich auch die größ­te Luftrettungsstation der ADAC Luftrettung gGmbH in Deutschland und ver­an­stal­te­te einen Tag der offe­nen Tür, um zusam­men mit der Bevölkerung am 4. Mai 2024 von 10 bis 16 Uhr die­ses Ereignis gebüh­rend zu bege­hen.
Um den betrieb­li­chen Ablauf nicht zu stö­ren, wur­de eigens ein Ersatzhubschrauber nach Senftenberg geflo­gen. Auch die ört­li­che Feuerwehr unter­stütz­te die Feier mit eini­gen Einsatzfahrzeugen. Die Sana Kliniken Niederlausitz bot eine Teddy Klinik an, bei der selbst mit­ge­brach­te Kuscheltiere unter­sucht und ver­arz­tet wur­den.

Abseits der Publikumsveranstaltung fand im Hangar des „Christoph Brandenburg“ eine Feierstunde und eine Netzwerkveranstaltung mit Politikern sowie Piloten, Ärzten, Notfallsanitätern und Rettungsassistenten der ADAC Luftrettung gGmbH statt. Moderiert wur­de die Veranstaltung von Dr. Arne Fleischhacker, Regionalleiter Medizin Ost der ADAC Luftrettung gGmbH.






Die stell­ver­tre­ten­de Ministerpräsidentin und Gesundheitsministerin des Landes Brandenburg Ursula Nonnemacher eröff­ne­te die Feierstunde und sag­te anläß­lich des Jahrestages: „Die Luftrettung mit ihren fünf Standorten in unse­rem Flächenland Brandenburg ist beson­ders wich­tig. Der Standort Senftenberg mit dei­nen zwei Helikoptern ist dabei ein Aushängeschild. Innerhalb von 20 Minuten kön­nen die Retter an jedem Punkt in der Lausitz sein. Das ist wert­vol­le Zeit, die im Ernstfall über Leben und Tod ent­schei­det. Der 24 Stunden am Tag ver­füg­ba­re, zügi­ge Intensivtransport unter­stützt alle Krankenhäuser der Region kom­ple­xe Fälle zu behan­deln.“

Alexander Erbert, Beigeordneter und Dezernent für Gesundheit, Jugend und Soziales des Landkreises Oberspreewald-Lausitz beton­te den Teamgeist die­ser Station. Er über­reich­te dem Stationsleiter Frank Girschick als Geschenk ein Schild „30 Jahre Christoph Brandenburg in Senftenberg – Wir sagen Danke!“

Andreas Pfeifer, Bürgermeister der Stadt Senftenberg, wür­dig­te die her­vor­ra­gen­de Zusammenarbeit und beton­te, dass die ärzt­li­che Versorgung ein wich­ti­ger Bestandteil in Senftenberg ist.
Er ließ es sich nicht neh­men, zusam­men mit den ande­ren offi­zi­el­len Gästen, im Anschluss an die Veranstaltung einen Rundgang über das Gelände zu machen und sich über die aus­ge­stell­ten Fahrzeuge und über die Arbeit der Feuerwehr und Rettungsdienste zu infor­mie­ren.





Der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH Frédéric Bruder hob her­vor: „Für die her­vor­ra­gen­de und ver­trau­ens­vol­le Zusammenarbeit über die letz­ten 30 Jahre hin­weg möch­te ich dem Land Brandenburg als Träger, unse­rem Kooperationspartner Sana Kliniken Niederlausitz, den Partnern aus dem Rettungsdienst sowie unse­ren Crews mei­nen gro­ßen Dank aus­spre­chen. Wenn Patientinnen und Patienten in der Region per Hubschrauber medi­zi­nisch erst- und wei­ter­ver­sorgt Zukunft auf uns zäh­len. Wir sind da – am Tag und in der Nacht.“
Weiter führ­te Bruder aus, dass es nicht immer not­wen­dig sei, über­all den größ­ten Hubschrauber ein­zu­set­zen. Er zeig­te die Kosten bei­den Anschaffungs- und Betriebskosten zwi­schen den Hubschraubermustern auf. Die ADAC Luftrettung gGmbH hat hier eine Kosten- und Umweltverantwortung.
Auch in der Luftrettung herrscht Fachkräftemangel. Er appel­lier­te an die Politik, Stationen län­ger­fris­tig und nicht nur für eine Laufzeit von 2 oder 4 Jahre aus­zu­schrei­ben. Dabei soll­te nicht nur das rein kom­mer­zi­el­le güns­tigs­te Angebote aus­schlag­ge­bend sein, son­dern auch Qualität und Erfahrung sind hier­bei zu berück­sich­ti­gen. Ein wei­te­rer Aspekt ist die Standortsicherung, damit das Personal nicht stän­dig mit der Familie umzie­hen oder lan­ge Anfahrwege zur Luftrettungsstation in Kauf neh­men muss.
Bruder beton­te die beson­de­re Bedeutung der Luftrettungsstation Senftenberg. Ist sie doch die ers­te Station der ADAC Luftrettung gGmbH, die mit Nachtsichtgeräten aus­ge­stat­tet wur­de. Auch ging er auf die Randzonenerweiterung ein. Normalerweise fliegt ein Rettungshubschrauber von Sonnenaufgang, frühs­tens 7 Uhr bis Sonnenuntergang. Geplant ist, die­se Zeiten grund­sätz­lich zu erwei­tern, bei­spiels­wei­se täg­lich von 6 bis 22 Uhr.

Retten gegen die Zeit – die Herausforderung in einem Flächenland“ lau­te­te der ers­te Titel des Vortrages. Dr. med. Oliver Eckermann, Ärztlicher Leiter der Luftrettungsstation Senftenberg, führ­te an einem Beispiel aus der Vergangenheit aus, wie eine Planung und Durchführung eines Einsatzes abläuft und wie wich­tig die Luftrettung im Flächenland ist. Ein 14-tägi­ger Säugling muss­te mit einer RSV Infektion, ein Virus, das die Atemwege befällt, in einem Inkubator von Rüdersdorf nach Berlin-Tempelhof ver­bracht wer­den. Er zeig­te auf, wel­che Herausforderungen zu bewäl­ti­gen sind. Beispielsweise, die eige­ne Qualifikation hin­ter­fra­gen, ist ein ande­res Zielkrankenhaus ver­füg­bar, unter­schied­li­che Systeme bei Inkubatoren, kann der Transport durch­ge­führt oder soll­te er abge­lehnt wer­den, etc. Nach Abwägung der ein­zel­nen Punkte, Motivation, Engagement und auch das Selbstvertrauen in die eige­nen Fähigkeiten beschloss die Crew den Transport durch­zu­füh­ren. Dem Jungen konn­te gehol­fen wer­den.
Notarzt PD Dr. Thomas Kiss ver­deut­lich­te dies anhand eines wei­te­ren Beispiels einer Familie.

Ulf Hallier, Pilot „Christoph 33/Brandenburg“ erläu­ter­te in sei­nem Vortrag „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da – Luftrettung in der flie­ge­ri­schen Nacht“ die Verwendung von Nachtsichtbrillen, soge­nann­ten NVIS (Night Vision Imaging System). Durch die NVIS wer­den Hindernisse und Wetterverschlechterungen schnel­ler und bes­ser erkannt sowie die siche­re Durchführung von Landungen in unbe­kann­tem Gelände, bei kurz­fris­ti­ger nicht vor­her­ge­sag­ter Wetterverschlechterungen, bei medi­zi­ni­schen Problemen wäh­rend der Versorgung des Patienten und für Primäreinsätzen in der Nacht.
Die Ausbildung der Piloten für die Führung eines Hubschraubers mit NVIS beträgt min­des­tens 6 Monate, bes­ser 12 Monate und min­des­tens 35 Flugstunden unter NVIS.

Zum Schluss gaben Pilot und Stationsleiter Frank Girschick und die ärzt­li­che Leiterin Rettungsdienst Dr. Petra Prignitz im Landkreis Oberspreewald, in ihren Vortag „Christoph Brandenburg – 30 Jahre Intensiv-Transport-Hubschrauber des Landes Brandenburg in Senftenberg“ einen Rückblick über die Anfänge der Station.

Copterweb.de wünscht der Luftrettungsstation Senftenberg alles Gute und immer eine siche­re Rückkehr zur Station.

Eingesetzte Hubschraubertypen als Christoph Brandenburg
BK117 von 1994 — 2003 EC145 von 2003 bis 2016
H145 D2 von 2016 bis 2022 H145 D3 ab 2022

Autor: Werner Latten, Berlin

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