50 Jahre Luftrettung in Koblenz

Ein hal­bes Jahrhundert schnel­le Hilfe aus der Luft: Die von der gemein­nüt­zi­gen ADAC Luftrettung gelei­te­te Station in Koblenz besteht seit 50 Jahren. Mit ihrer Eröffnung am 30. Januar 1973 auf dem Gelände des Bundeswehrzentralkrankenhauses nahm die Erfolgsgeschichte der Luftrettung im nörd­li­chen Rheinland-Pfalz ihren Lauf. Seit 1999 betreibt die ADAC Luftrettung den Standort und stellt den ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 23“ bereit.

Mein gro­ßer Dank gilt den Crews in Koblenz, die seit fünf Jahrzehnten einen her­aus­ra­gen­den Job machen“, lobt der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH Frédéric Bruder anläss­lich des Jubiläums und betont: „Die enge Zusammenarbeit mit unse­ren Kameradinnen und Kameraden der Bundeswehr nahm in Koblenz ihren Anfang. Wir wer­den die­se bei­spiel­lo­se Erfolgsgeschichte gern fort­schrei­ben und die Versorgung von Menschen in Notsituationen in und um Koblenz wei­ter ver­bes­sern. Die Bevölkerung in der Region kann sich auch in Zukunft auf uns ver­las­sen. Wir sind da.“

Bei der Stationsübernahme im Jahr 1999 initi­ier­te das Innenministerium Rheinland-Pfalz als Träger der Luftrettung gemein­sam mit dem Bundesministerium für Verteidigung das ers­te Pilotprojekt zur zivil-mili­tä­ri­schen Zusammenarbeit in Deutschland. Basierend auf Artikel 35 des Grundgesetzes zur Amtshilfe über­nah­men ADAC Luftrettung und Bundeswehr Schulter an Schulter die Verantwortung für die Luftrettung. Die Aufgabenteilung: Die ADAC Luftrettung soll­te die Station lei­ten, Rettungshubschrauber und Piloten stel­len, die Bundeswehr das medi­zi­ni­sche Fachpersonal. Das Projekt wur­de zum gro­ßen Erfolg und damit zur Blaupause für Ulm, wo bei­de Organisationen seit 2003 nach dem­sel­ben Prinzip zusam­men­ar­bei­ten und der ADAC Rettungshubschrauber „Christoph 22“ sta­tio­niert ist.

Der Klinische Direktor für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz Oberstarzt Dr. Willi Schmidbauer hebt her­vor: „In der Kooperation mit der ADAC Luftrettung ist es gelun­gen, sowohl zivi­le als auch mili­tä­ri­sche Erfahrung zusam­men­zu­füh­ren und gemein­sam wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Dies wur­de etwa wäh­rend der Ahrtalflut ein­drucks­voll unter Beweis gestellt.“

Das Jahrhunderthochwasser im Sommer 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist ein trau­ri­ger Meilenstein der Stationsgeschichte. „Christoph 23“ war als einer der ers­ten Rettungshubschrauber zur Stelle. Die Station wur­de in den ers­ten Stunden der Katastrophe zur Kommandozentrale für die bis zu sechs ADAC Rettungshubschrauber in den Hochwassergebieten umfunk­tio­niert. Für ihre Rettungsleistung wur­den die flie­gen­den Gelben Engel im September 2022 von der Ministerpräsidentin und dem Innenmister des Landes Rheinland-Pfalz mit der Fluthilfe-Medaille aus­ge­zeich­net.

Die Bundeswehr betrieb zu Beginn einen Rettungshubschrauber vom Typ UH-1D mit dem Funkrufzeichen SAR 73, die ADAC Luftrettung stell­te spä­ter eine Maschine vom Typ EC135 als „Christoph 23“ in den Dienst, die zu den moderns­ten inter­na­tio­na­len Rettungshubschraubern zählt und bis heu­te ein­ge­setzt wird.

Christoph 23“ bringt Notärztin oder -arzt und Notfallsanitäter (Fachbegriff: Technical Crew Member Helicopter Emergency Medical Service, kurz TC HEMS) auf schnells­tem Wege zu den Patienten, etwa Verletzten nach Verkehrsunfällen am Nürburgring und in der Eifel sowie Badeunfällen an Rhein und Mosel. Zudem ist er oft das ein­zi­ge Rettungsmittel für die Erstversorgung und Bergung von Verunglückten auf abge­le­ge­nen Wanderwegen im obe­ren Mittelrheintal. Über die­se als Primäreinsätze bezeich­ne­ten Alarmierungen hin­aus ist „Christoph 23“ auch aus­ge­legt auf Verlegungsflüge zwi­schen zwei Kliniken, soge­nann­te Sekundäreinsätze. Mit einer Einsatzgeschwindigkeit von rund 220 km/h braucht er von Koblenz bis zur Uniklinik Bonn 13 Minuten und rund 20 Minuten zur Uniklinik Köln. In Summe über­nahm die Luftrettungsstation bis­her knapp 53.000 Einsätze, von denen rund 38.000 auf das Konto von „Christoph 23“ gin­gen.

Die Crews bestehen aus drei Piloten, die „Christoph 23“ flie­gen, und dem medi­zi­ni­schen Personal, das sich aus 20 Notärztinnen und -ärz­ten (Fachbereich Anästhesie) sowie fünf TC HEMS zusam­men­setzt. Stationsleiter und lei­ten­der Pilot ist Stefan Goldmann, die lei­ten­de Notärztin Dr. Chadlia Willms, Guido Kranz lei­tet das Team der TC HEMS. Gearbeitet wird im Einschichtbetrieb mit je einem Piloten, einer Notärztin bzw. einem Notarzt und einem TC HEMS. Rufbereit sind „Christoph 23“ und die Crews täg­lich von Sonnenaufgang (frü­hes­tens 7:00 Uhr) bis Sonnenuntergang. Der Einsatzradius ist 50 bis 70 Kilometer groß.

Hubschrauberführende Rettungsleitstelle ist die inte­grier­te Leitstelle Koblenz (Anforderung über Notruf 112). Neben „Christoph 23“ betreibt die ADAC Luftrettung in Rheinland-Pfalz noch vier wei­te­re ADAC Rettungshubschrauber: „Christoph 5“ Ludwigshafen, „Christoph 10“ in Wittlich, „Christoph 66“ aus Imsweiler und „Christoph 77“ in Mainz.

Die ADAC Luftrettung inves­tiert kon­ti­nu­ier­lich in die Verbesserung von Versorgungsqualität und Sicherheit. In die­sem Zuge ist ein neu­er Hangar für Koblenz in naher Zukunft geplant, der den moderns­ten Standards ent­spre­chen wird. Zudem wird vor­aus­sicht­lich im Jahr 2027 ein neu­es Klinikgebäude mit Dachlandeplatz fer­tig­ge­stellt, von dem die Patienten direkt per Aufzug zum Schockraum gelan­gen, was eine wert­vol­le Zeitersparnis bringt.

Einen wür­di­gen Rahmen erhält das 50-jäh­ri­ge Bestehen der Luftrettung in Koblenz bei einer Jubiläumsfeier am 22. und 23. September 2023. Es fin­det ein Symposium in der Falkensteinkaserne statt. Tags dar­auf gibt es einen Tag der offe­nen Tür an der Wehrtechnischen Dienststelle WTD 41 am Moselufer, bei dem Interessierte „Christoph 23“ und die Crews sowie wei­te­re zivi­le und mili­tä­ri­sche Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehr ken­nen­ler­nen kön­nen.

Quelle: Pressemitteilung der ADAC Luftrettung gGmbH vom 27. Januar 2023

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