Nach mehr als 50 Jahren im Einsatz hatte die Bundeswehr bereits im April diesen Jahres die letzten Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D in den Ruhestand geschickt (copterweb.de berichtete). Mit einem kleinen Festakt an der „Wiege der Hubschrauber” in Bückeburg, verabschiedet die Bundeswehr heute die letzte Bell UH-1D und übergibt sie an das Hubschraubermuseum.
Im Beisein des Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, wird eine Formation mit sechs unterschiedlichen Hubschraubern, aus allen Heeresfliegerverbänden, die „Goodbye Huey” vor dem Heeresflugplatz Bückeburg empfangen und zur Abschlusslandung geleiten. Für Generalleutnant Mais ist es eine besondere Ehre dem Festakt beizuwohnen, da er die Bell UH-1D selbst einige Jahre als Hubschrauberpilot flog.
Nach über 50 Jahren Flugdienst bei Heer und Luftwaffe endet mit dem letzten Flug der Bell UH-1D eine Ära bei den Heeresfliegern und verlässt ein besonderes Luftfahrzeug die Bundeswehr. Vielen aufgrund des markanten Fluggeräusches auch bekannt unter dem Spitznahmen „Teppichklopfer”, oder unter dem Beinamen „Huey”.
Seit über 50 Jahren war dieser Hubschrauber zuverlässig bei Heer und Luftwaffe im Einsatz. 340 Exemplare wurden ab 1968 für die Bundeswehr beschafft. Über 2,3 Mio. Flugstunden wurden mit diesem Hubschrauber geflogen. Kein anderer Bundeswehrhubschrauber war öfters in der Luft. Die Maschine zeichnete sich durch hohe Zuverlässigkeit und solide Flugeigenschaften aus. Generationen von Besatzungen wurden darauf ausgebildet und flogen die unterschiedlichsten Einsätze im In- und Ausland. Eingesetzt waren sie für den Personentransport, bei der Bekämpfung von Waldbränden, bei Hochwasser und als SAR-Maschinen im Such- und Rettungsdienst im Einsatz. Zuerst bei Heer und Luftwaffe und seit 2013 nach einer Umstrukturierung nur noch bei den Heeresfliegern.
Goodbye Huey Tour zum Abschied durch Deutschland
Nachdem die für 2020 geplante „Goodbye Huey Tour“ noch aus Coronagründen abgesagt werden musste, konnten nun aufgrund langsam zurückgehender Fallzahlen und voranschreitender Impfungen die Planungen unter Beachtung der geltenden Hygieneregeln wieder aufgenommen werden. In der Woche vom 18.05. – 20.05.2021 war es dann soweit und die „Goodbyehuey“ mit der Sonderlackierung ging auf ihre Abschiedstour, um sich von ausgewählten Flugplätzen in Deutschland zu verabschieden! Die 1. Tour begann am 18.05.2021 in Niederstetten und führte über Braunschweig, Hamburg, Itzehoe und Westerland nach Hohn, am 19.05.2021 von Hohn über Lübeck, Stralsund und Heringsdorf nach Laage (ziviler und militärischer Teil) sowie am 20.05.2021 von Laage über Rechlin-Lärz, Magdeburg und Eisenach wieder zurück nach Niederstetten. In Magdeburg schaute mit der BO105 der DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) ein weiterer Veteran der Luftfahrt zum Abschied vorbei und ließ Erinnerungen an vergangene Zeiten der BO105 aufleben. Weitere Termine folgten mit Kassel Calden am 01.06.2021 und letztlich Friedrichshafen am 14.06.2021. Dort traf die UH-1D mit dem Zeppelin NT, einer weiteren fliegenden Legende zusammen. Am 21.06.2021 hob die Huey in Niederstetten zudem ein vorletztes Mal ab, bevor sie nun heute endgültig den Standort der Heeresflieger verlässt.
Viele Menschen erinnern sich gerne an die Zeit mit der Bell UH-1D und dem besonderen Sound als „Teppichklopfer”. Da nicht alle die Abschiedstour besuchen und letztlich sich die Huey auch nicht überall verabschieden konnte, haben wir nachfolgend ein paar Impressionen zusammengestellt. Die letzte Huey der Bundeswehr ist nun heute zu ihrem letzten Flug aufgebrochen und wird ihren letzten Landeplatz im Hubschraubermuseum Bückeburg erhalten. Dort wird sie die bisherige Bell UH-1D ersetzen und ein besonderer Blickfang in der Ausstellung werden. Nur so kann diese einmalige Lackierung wetterfest für die Nachwelt erhalten bleiben. Darüber hinaus können dann auch alle, die die Huey nicht mehr in der Luft sehen konnten, sie aus nächster Nähe bestaunen.
Stopp am Ostseeflughafen Stralsund – Barth (EDBV) | |
Technische Daten
Hersteller Dornier Luftfahrt GmbH ((in Lizenz), Oberpfaffenhofen, 1970
Rumpflänge 12,7 m
Rotordurchmesser 14,6 m
Startmasse 4300 kg
Nutzlast 900 kg
Besatzung / Passagiere 2⁄12
Reisegeschwindigkeit 200 km/h
Gipfelhöhe 4100 m
Reichweite 1240 km
Antrieb Wellenleistungstriebwerk Lycoming T53-L13
Leistung 1030 kW
Stopp am Flughafen Rostock-Laage (ETNL) | |
73+08
Werknummer: 8428
Stückprüfdatum: 26.01.1970
Bauphase: III
NDV Umbau: 1993
NTF Upgrade: 02.08.1999
IFR Upgrade: 2004
Ausphasung: geplant zunächst 2017, nun 2021
Stopp am Flugplatz Magdeburg (EDBM) / Landung | |
Zum Abschied mit Sonderlackierung | |
Anlässlich der Außerdienststellung wurde ein Hubschrauber bereits Anfang 2020 mit einer Sonderlackierung versehen. Der Entwurf zur Lackierung stammt aus Pilotenkreisen: Huey-Pilot Alexander Schütt hatte die Idee bereits 2015. Die Umsetzung erfolgte dann bei der RUAG in Oberpfaffenhofen, wo die UH-1D mit der Kennung 73+08 zuvor in der regulären Wartung war. Der 70-jährige Lackierer Walter Maurer war für den farbenfrohen Anstrich verantwortlich. Die Sonderlackierung der Bell UH-1D zeigt eine Huey, die in den Sonnenuntergang fliegt und Soldaten, die sich grüßend verabschieden.
Blick ins Cockpit | |
Zum größten Teil war die deutsche UH-1D-Flotte mit einer klassischen analogen Instrumentierung ausgestattet. Der überwiegende Teil basierte auf Technologien aus den 60er Jahren, die seinen Zweck aber zufriedenstellend und zuverlässig erfüllten. Im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen und Ausrüstungsänderungen hat sich hin zu den modernen IFR-Cockpits viel verändert.
Es geht weiter mit einer Platzrunde zum Abschied | |
Abschließend möchte sich die Redaktion von Copterweb.de ganz herzlich bei den Spottern bedanken, die uns mit gelungenen Aufnahmen von verschiedenen Standorten für den Bericht unterstützt haben.
Autor: Rolf Klukowski, Berlin unter Berücksichtigung der Pressemeldung der Bundeswehr vom 18.06.2021 zum letzten Flug der Huey