Das Wetter zeigte sich am vergangenen Samstag von seiner besten Seite, so dass über 7000 Besucher die Gelegenheit nutzten, das Luftrettungszentrum im Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg-Wandsbek zu besuchen, welches zu einem Tag der offenen Tür anlässlich des 40-jährigen Bestehens einlud.
Unter den Besuchern waren viele Ehemalige mit unmittelbarem oder mittelbarem Bezug zum SAR 71.
Am Vortag war extra aus Penzing bei Landsberg eine Bell UH-1D in SAR-Konfiguration überführt worden. Pilot, Bordtechniker, Luftrettungsmeister und Techniker beantworteten alle Fragen und zeigten die Ausstattung und ihre Verwendung. Der Hubschrauber aus dem Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten. war ständig umlagert. Auch nach dem Wechsel der Zuständigkeit der 2. Staffel vom Lufttransportgeschwader 61 zu den Heeresfliegern sind die Hubschrauber mit Vorrüstung SAR nach wie vor in Penzing stationiert und werden von Luftwaffenpersonal geflogen
Die Bundespolizei, die für alle flugbetrieblichen Belange am Luftrettungszentrum Bundeswehrkrankenhaus zuständig ist, zeigte im Static Display mit der Superpuma AS332 L1 (D-HEGO) und der EC155 B1 (D-HLTT) — beide in See-Konfiguration — einen Teil der Bandbreite des Flugdienstes. Gleichzeitig nutzte sie die Gelegenheit, um auf den Tag der offenen Tür in der Bundespolizei-Fliegerstaffel Fuhlendorf zu werben. Er findet am 31. August 2013 von 10 bis 17 Uhr statt.
Besichtigt werden konnte der Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) EC135 T2i (D-HZSE) mit seiner medizinischen Ausstattung. Ständig einsatzbereit war D-HZSD. Der Hubschrauber startete während der Veranstaltung zu mehreren Einsätzen.
Der Sanitätsdienst der Bundeswehr zeigte auf der benachbarten Wiese besondere Ausstattung. Am Rettungszentrum standen die Einsatzfahrzeuge zur Besichtigung bereit. Die Berufsfeuerwehr informierte mit Fahrzeugen und verdeutlichte die enge Zusammenarbeit im Rettungsdienst.
An einem kleinen Stand zeigte Oberfeldarzt d. Res. Dr. Thomas Samek einige Exponate aus der Zeit der Dreharbeiten zu „Die Rettungsflieger” und seine neuen Hobbies. Als beratender Arzt der Serie, die den Hubschrauber SAR71 des Rettungszentrums weltweit bekannt gemacht hat, war er für viele ein interessanter Gesprächspartner, stand für Fotos und Autogramme bereit. Sehr erfreut zeigte er sich über den privaten Besuch von Oliver Hörner, dem Sunnyboy und Bordtechniker Jan Wollcke der Serie. Der Schauspieler hat es sich auch schon in der Vergangenheit nicht nehmen lassen, in alter Verbundenheit Veranstaltungen am Rettungszentrum mit Hubschrauberbezug zu besuchen. Auch er nutzte das sehr schöne Wetter und war mit seinem Motorrad gekommen.
Den Abschluss des Tages der offenen Tür bildete die Serenade mit der Nationalhymne. Dazu waren alle Mitarbeiter des Rettungszentrums und Gastbesatzungen angetreten, an ihrer Spitze Generalarzt Dr. med. Joachim Hoitz. Sie verabschiedeten winkend und mit einem gemeinsamen „Tschüss” die letzten Besucher. Hoitz zeigte sich mit den Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden. Erst im Juni 2013 war im Bundeswehrkrankenhaus mit der offiziellen Einweihung des neuen Bettenhauses ein weiterer Meilenstein in der 55-jährigen Geschichte der Einrichtung gesetzt worden. In vier Jahren Bauzeit war das Gebäude mit 46 Millionen Euro Investitionsvolumen nach modernsten technischen und ökologischen Standards im Krankenhauswesen errichtet worden. In der Kliniklandschaft der Freien und Hansestadt spielt das Krankenhaus nicht nur in der luft- und bodengebundenen Not- und Unfallversorgung eine wesentliche Rolle: Etwa 7000 zivile Patienten werden in den 14 Fachabteilungen gehandelt.
Über 30 Jahre, bis zum 15. Januar 2006, flog die Luftwaffe die Rettungseinsätze in Hamburg. Dann wurde die fliegerische Komponente von der Bundespolizeifliegerstaffel Fuhlendorf übernommen. Eingesetzt wurde dann ein Zivilschutz-Hubschrauber des Bundesministeriums des Innern vom Typ Bell 212. Somit war über Hamburg noch für einige Zeit das markante „Flap Flap” des Zweiblatt-Rotors am Hamburger Himmel zu hören, welches aber mit der Indienststellung der EC 135 am 4. Juli 2008 endgültig verschwand. Auch die Bell 212 verfügte — wie gewohnt — über eine Winde. Die medizinische Seite wird weiterhin durch Ärzte und Rettungsassistenten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sichergestellt. Eine gleiche Konstellation findet man in Ulm (Christoph 22) und Koblenz (Christoph 23), jedoch fliegen hier Piloten und Maschinen der ADAC Luftrettung GmbH.
Mit Wehmut war 2006 die Übergabe erfolgt. Fast 50.000 Einsätze flog der SAR Hamburg 71 bis zu diesem Tag. Nach dem letzten Flug von Anneliese, wie die Bell UH-1D liebevoll genannt wurde, standen den Beteiligten Tränen in den Augen. „Es war eine schöne Zeit” hörte man von den Piloten und Bordtechnikern, „wir konnten hier viele Einsatzerfahrungen sammeln, die man sonst nicht bekommt, weil man sie nicht simulieren kann”, sagte Oberleutnant Jörg Götz „Shorty”, der einer der erfahrensten Piloten des SAR 71 war. „Die Anerkennung, die wir bekommen haben war enorm.”
Anläßlich zum Jubiläum wurde vom Luftrettungszentrum ein Jubiläums-Patch in sehr geringer Auflage herausgegeben. Er wurde von BK-Helicopter-Patch-Design gestickt und wurde auf der Veranstaltung verkauft. Nur wenige Aufnäher waren noch im „Turtle-Shop” verfügbar. Der Aufnäher ist inzwischen vergriffen.
Siehe auch:
Ablösung für Anneliese
Orangene EC 135 für Hamburg unterwegs
Artikel:
Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn
Werner Latten, Berlin