ADAC Luftrettung fliegt erneut 54.000 Einsätze

Die Zahl der Rettungseinsätze der flie­gen­den Gelben Engel bleibt sta­bil auf Rekordniveau: Wie aus der Einsatzstatistik der gemein­nüt­zi­gen ADAC Luftrettung her­vor­geht, muss­ten die ADAC Rettungshubschrauber im Jahr 2019 zum fünf­ten Mal in Folge rund 54.000 Mal aus­rü­cken (53.967, minus 389). Das ent­spricht aber­mals rund 150 Notfällen täg­lich. „So eine hohe Einsatzdichte in einem hoch­kom­ple­xen und risi­ko­be­haf­te­ten Umfeld ist nur durch die hohe Professionalität und das gro­ße Engagement der Crews mög­lich“, beton­te Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, bei der Vorstellung der Bilanz an der München Klinik Harlaching. Dort wur­de im Beisein des baye­ri­schen Innenministers Joachim Herrmann auch der neue Jubiläumshubschrauber „50 Jahre Christoph“ prä­sen­tiert.

Unter den ver­sorg­ten Patienten waren 2019 mit 58 Prozent wie­der etwas mehr Männer als Frauen. Neun Prozent der Patienten waren Kinder oder Jugendliche. Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebens­ret­ten­den Einsätzen mit 32 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehö­ren Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter fol­gen mit 29 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 15 Prozent der Fälle dia­gnos­ti­zier­ten die Lebensretter aus der Luft neu­ro­lo­gi­sche Notfälle wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei acht Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie aku­te Atemnot oder Asthma die Ursache.

Die Liste der Einsatzorte in den Bundesländern führt Bayern mit 12.557 Einsätzen an, hier befin­den sich auch die meis­ten der 37 Stationen der flie­gen­den Gelben Engel. Dahinter fol­gen Rheinland-Pfalz mit 7951, Nordrhein-Westfalen mit 5958 und Niedersachsen mit 5606 Einsätzen. Bei den Städten liegt wei­ter­hin die Station in Berlin vor­ne. „Christoph 31“ flog in und um die Hauptstadt zu 2467 Notfällen. Dahinter plat­zie­ren sich im bun­des­wei­ten Ranking die Stationen Wittlich (2186) und Koblenz (2088) in Rheinland-Pfalz sowie Ochsenfurt (1968) in Bayern.

Weiter erhöht hat sich die Zahl der Spezialeinsätze. Die vier Windenstationen in München, Murnau, Straubing (alle Bayern) und Sande (Niedersachsen) ver­zeich­ne­ten mit 306 Windeneinsätzen ein Plus von vier Prozent. Leicht zuge­nom­men haben mit 2815 Einsätzen auch Rettungsflüge in der Dämmerung und bei Dunkelheit. Solche Einsätze flie­gen die Crews der Stationen in Senftenberg in Brandenburg, Greven in Westfalen, Sanderbusch in Niedersachsen und Mainz in Rheinland-Pfalz. Möglich sind sol­che hoch­an­spruchs­vol­len Rettungseinsätze unter ande­ren durch spe­zi­el­le Nachtsichtbrillen. Sie sind Teil eines hoch­mo­der­nen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt.
Bei ihrer Arbeit kön­nen die Crews auf die moderns­ten Rettungshubschrauber des Typs H145 und H135 von Airbus Helicopters zurück­grei­fen. Mit ihnen wur­den 2019 rund 3,45 Millionen Kilometer zurück­ge­legt. Das sind rund 150.000 Kilometer mehr als ein Jahr zuvor. Die durch­schnitt­li­che Flugzeit bei einem Einsatz betrug rund 30 Minuten.

Die Luftrettung in Deutschland wird in die­sem Jahr 50 Jahre alt – und mit ihr die ADAC Luftrettung. Die Erfolgsgeschichte der zivi­len Luftrettung in Deutschland ist untrenn­bar ver­bun­den mit der Erfolgsgeschichte der ADAC Luftrettung, die im November 1970 mit der Indienststellung des ers­ten per­ma­nent ein­ge­setz­ten Rettungshubschraubers „Christoph 1“ in München durch den ADAC e.V. ihren Lauf nahm. „Mit dem ADAC e.V. als trei­ben­de Kraft und Initiator sowie wei­te­ren star­ken Partnern konn­te ein welt­weit ein­ma­li­ges und nahe­zu flä­chen­de­cken­des Netz von Rettungshubschrauber-Stationen in ganz Deutschland auf­ge­baut wer­den. Dem Engagement der ADAC Luftrettung in den ver­gan­ge­nen 50 Jahren ver­dan­ken vie­le tau­send Menschen ihr Leben“, so Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung, zu der die ADAC Luftrettung seit 2017 gehört.

Geschäftsführer Frédéric Bruder bedank­te sich beim Auftakt der Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr für die part­ner­schaft­li­che Zusammenarbeit mit den Leitstellen, Kliniken, Rettungsdiensten, den Aufgabenträgern im Land und in den Kommunen sowie der Polizei und Feuerwehr. Die not­fall­me­di­zi­ni­sche Versorgung der Menschen aus der Luft ste­he in Deutschland vor gro­ßen Herausforderungen. „Klinikschließungen, Notarzt- und Pilotenmangel, Einsatzbeschränkungen für älte­re Piloten, die Ausdehnung der Flugzeiten in die Abend- und Nachtstunden und die man­geln­de medi­zi­ni­sche Versorgung im länd­li­chen Raum wir­ken sich erheb­lich auf unser Arbeitsumfeld aus“, erklär­te Bruder. „Auch die Möglichkeit, dank hoch­mo­der­ner Navigationstechnik bei schlech­ter Sicht zu flie­gen, Telemedizin und die Einsatzmöglichkeiten von bemann­ten Drohnen wer­den den Rettungsdienst in den kom­men­den Jahren vor Veränderungen stel­len“. Dabei warn­te Bruder vor noch mehr Kostendruck bei Ausschreibungen von Luftrettungsstationen: „Luftrettung ist Daseinsvorsorge. Bei der Rettung von Menschenleben darf es kei­nen rui­nö­sen Preiskampf geben. Nicht das bil­ligs­te Angebot, son­dern die best­mög­li­che Versorgung der Patienten muss im Vordergrund ste­hen.“

Bundesweit arbei­ten für die ADAC Luftrettung fast 1100 Menschen – dar­un­ter rund 160 Piloten, etwa 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und rund 600 Notärzte. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten.
Die vor­ge­leg­te Bilanz ist auf Einsätze der ADAC Luftrettung begrenzt. Die Station „Christophorus Europa 3“ in Suben, Österreich, wird gemein­sam mit dem ÖAMTC Christophorus Flugrettungsverein, Wien, betrie­ben. Die ADAC Luftrettung fliegt mit Hubschrauber und Piloten hier nur im Winterhalbjahr – im Sommer der ÖAMTC. Für die Station „Lifeliner Europa 4“ in Groningen, Niederlande, stell­te die ADAC Luftrettung die Hubschrauber. Diese Einsätze flos­sen in die Statistik 2019 ein. Seit 1. Januar 2020 wird „Lifeliner Europa 4“ von der befreun­de­ten nie­der­län­di­schen ANWB Medical Air Assistance betrie­ben – und fällt damit aus der Bilanz her­aus.

Das gol­de­ne Jubiläum wird das gan­ze Jahr über von Veranstaltungen auf ADAC Luftrettungsstationen beglei­tet. Unter ande­rem auch mit einem Tag der offe­nen Tür am 17. Oktober 2020 an der München Klinik Harlaching, der Heimatstation von „Christoph 1“, sowie mit einem Festakt am 30. November 2020 in München.

Quelle: Pressemitteilung der ADAC Luftrettung vom 5. März 2020

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