ADAC Luftrettung: Im Jubiläumsjahr gefor­dert wie noch nie

Jubiläum und Pandemie: 2020 war für die gemein­nüt­zi­ge ADAC Luftrettung ein außer­ge­wöhn­li­ches Jahr. Im 50. Jahr ihres Bestehens muss­ten die flie­gen­den Gelben Engel zu 51.749 Einsätzen aus­rü­cken. Mit 141 Notfällen pro Tag bewegt sich das Einsatzgeschehen damit wei­ter auf höchs­tem Niveau. Zwar gin­gen die Alarmierungen der ADAC Rettungshubschrauber wegen des coro­nabe­ding­ten Rückgangs der Mobilität ins­ge­samt um 2218 oder 4,1 Prozent gegen­über dem Vorjahr zurück. Die Crews waren im Jubiläumsjahr aber den­noch so gefor­dert wie noch nie. Das Coronavirus ver­langt den Besatzungen alles ab und sorgt wegen der stren­gen Sicherheits- und Hygienekonzepte sowie der stän­di­gen Infektionsgefahr für eine deut­lich stär­ke­re Einsatzbelastung.

Wir haben es seit Ausbruch der Pandemie geschafft, die not­fall­me­di­zi­ni­sche Versorgung der Menschen in Deutschland unein­ge­schränkt zu gewähr­leis­ten. Das ist in die­ser schwie­ri­gen Zeit eine groß­ar­ti­ge Leistung unse­rer Crews und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ADAC Luftrettung“, erklär­te Geschäftsführer Frédéric Bruder bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Dr. Andrea David, Vorstand der gemein­nüt­zi­gen ADAC Stiftung, stell­te zudem die hohen Einsatzzahlen her­aus: „Seit 2013, das nun­mehr ach­te Jahr in Folge, wur­de die ADAC Luftrettung zu mehr als 50.000 Notfällen jähr­lich alar­miert. Diese Rekordbilanz zeigt, wel­chen hohen Stellenwert die schnel­le Hilfe aus der Luft in der Notfallmedizin in Deutschland hat.“

Insgesamt rück­ten die Crews der 37 Stationen der ADAC Luftrettung zu rund 800 Corona-Einsätzen aus, dar­un­ter rund 100 Spezial-Verlegungstransporte von schwer an Covid-19 Erkrankten. Die meis­ten davon über­nahm „Christoph 112“, der ers­te bun­des­weit alar­mier­ba­re Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber. Er war im April 2020 zusätz­lich vom Land Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen sta­tio­niert wor­den. In der Hochphase der Pandemie leis­te­ten die flie­gen­den Gelben Engel auch grenz­über­schrei­ten­de Hilfe in Frankreich und unter­stütz­ten die Bundeswehr bei deren Italien-Hilfe.

Unter den ver­sorg­ten Patienten waren 2020 mit 58 Prozent wie­der mehr Männer als Frauen. Neun Prozent der Patienten waren Kinder oder Jugendliche. Einsatzgrund Nummer eins waren bei den oft lebens­ret­ten­den Einsätzen mit 31 Prozent Verletzungen nach Unfällen. Dazu gehö­ren Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfälle. Dahinter fol­gen mit 30 Prozent Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems wie Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen. In 15 Prozent der Fälle dia­gnos­ti­zier­ten die Lebensretter aus der Luft neu­ro­lo­gi­sche Notfälle, wie zum Beispiel einen Schlaganfall. Bei acht Prozent war ein Notfall des Atmungssystems wie aku­te Atemnot oder Asthma die Ursache.

Die Liste der Einsatzorte in den Bundesländern führt Bayern mit 11.106 Einsätzen an, hier befin­den sich auch die meis­ten der 37 Stationen der flie­gen­den Gelben Engel. Dahinter fol­gen Rheinland-Pfalz mit 9328, Nordrhein-Westfalen mit 5542 und Niedersachsen mit 5169 Einsätzen. Bei den Städten liegt wei­ter­hin die Station in Berlin vor­ne. „Christoph 31“ flog in und um die Hauptstadt zu 2936 Notfällen. Dahinter plat­zie­ren sich im bun­des­wei­ten Ranking die Stationen Koblenz (2183) und Wittlich (2081) in Rheinland-Pfalz sowie Ochsenfurt (1853) in Bayern.

Die Zahl der Spezialeinsätze hat nicht nur wegen der vie­len Covid-19-Verlegungstransporte zuge­nom­men. So ver­zeich­ne­ten die vier Windenstationen in München, Murnau, Straubing (alle Bayern) und Sande (Niedersachsen) mit 342 Windeneinsätzen ein Plus von zwölf Prozent. Die Flüge in der Dämmerung und Dunkelheit erhöh­ten sich mit 152 um rund fünf Prozent auf 2967. Solche Einsätze flie­gen die Crews der Stationen in Senftenberg in Brandenburg, Greven in Westfalen, Sanderbusch in Niedersachsen und Mainz in Rheinland-Pfalz. Möglich sind sol­che hoch­an­spruchs­vol­len Rettungseinsätze unter ande­rem durch spe­zi­el­le Nachtsichtbrillen. Sie sind Teil eines hoch­mo­der­nen „Night-Vision-Imaging-Systems“, kurz NVIS genannt.

Bei ihrer Arbeit kön­nen die Crews auf die moderns­ten Rettungshubschrauber der Typen H145 und H135 von Airbus Helicopters zurück­grei­fen. Mit ihnen wur­den 2020 rund 3,3 Millionen Kilometer zurück­ge­legt. Das sind rund 150.000 Kilometer weni­ger als ein Jahr zuvor. Die durch­schnitt­li­che Flugzeit bei einem Einsatz betrug unver­än­dert rund 30 Minuten.

Bundesweit arbei­ten für die ADAC Luftrettung gGmbH, die ein Tochterunternehmen der gemein­nüt­zi­gen ADAC Stiftung ist, fast 1300 Menschen – dar­un­ter rund 160 Piloten, etwa 600 Notärzte, 250 Notfallsanitäter (TC HEMS) und 150 Techniker. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten. Die Station „Christophorus Europa 3“ in Suben, Österreich, wird gemein­sam mit dem ÖAMTC Christophorus Flugrettungsverein, Wien, betrie­ben. Die ADAC Luftrettung fliegt mit Hubschrauber und Piloten hier nur im Winterhalbjahr – im Sommer der ÖAMTC.

Quelle: Pressemitteilung der ADAC Luftrettung vom 25. Februar 2021

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