Den 23. Mai 2019 wird der Pilot des Rettungshubschraubers Christoph 39 Marian Lindner nicht so schnell vergessen. Einerseits weil es für ihn der letzte Arbeitstag als Rettungspilot war, anderseits weil ihm die Kollegen zu diesem Anlass eine Überraschungsparty organisierten. Nächste Woche wird Lindner 60 Jahre jung und für ihn tritt die „Rule 60” in Kraft, die besagt, dass Piloten dieses Alters nicht mehr allein im Rettungsdienst fliegen dürfen. Er wird noch bis August bei Bedarf in Halle-Oppin Werkstatt- und Überführungsflüge durchführen, bevor er dann endgültig in den Ruhestand geht.
Um 18 Uhr traf man sich auf dem Parkplatz hinter dem Kreiskrankenhaus Prignitz, um dann in den Hangar zu gehen, ohne dass Marian Lindner es bemerkte. Es wurde aber recht einfach, denn Minuten vorher bekam der Christoph 39 einen Einsatz, der ihn eine Weile von der Station weghielt. So konnten in Ruhe das Buffet sowie die Tische und Stühle aufgebaut werden.
Es verging eine lange Zeit, bis Christoph 39 in der Ferne zu hören war. Piloten, Notärzte und Rettungsassistenten des Christoph 39, ehemalige Kollegen, die sogar aus weiter Ferne anreisten, und Freunde von Marian Lindner stellten sich im Hangar auf, um ihn unter Beifall zu begrüßen. Sascha Richter, Pilot und Stationsleiter des Christoph 39, hob, teilweise humoristisch, die besonderen Meilensteine von Lindner hervor. 4039 Tage war er an der Station beschäftigt, das heißt vom 1. Mai 2008 bis 23. Mai 2019. Am 3. Juni 2008 startete er zusammen mit Notärztin Katrin Giese und Rettungsassistent Steffen Guhl zu den ersten Rettungsflügen von Perleberg aus. Offiziell wurde das Luftrettungszentrum von der damaligen Geschäftsführerin der ADAC Luftrettung gGmbH, Susanne Matzke-Ahl, am 23. Juni 2008 eröffnet. Vor Christoph 39 flog Lindner 2 Jahre in Leipzig und fast 10 Jahre in Berlin. Fliegen hat er bei der NVA gelernt. Seit 1994 fliegt er für die ADAC Luftrettung.
Nach einer kurzen Dankesrede eröffnete Lindner das Buffet. Aber kaum hatte er seinen Teller befüllt, wurde Christoph 39 alarmiert und Lindner musste wieder los, denn er war immer noch im Dienst. Christoph 39 wurde zu einem Verkehrsunfall gerufen. Ein Verunglückter wurde mit dem Hubschrauber zur Weiterbehandlung nach Schwerin verbracht. Als der RTH zur Station zurückkehrte war es bereits dunkel. Zum Abschluss eines langen Arbeitstages wurde Marian Lindner noch eine besondere Ehre zuteil. Die Freiwillige Feuerwehr Perleberg war mit ihrem Tanklöschfahrzeug zur Station gekommen. Als Lindner die Plattform mit dem Hubschrauber darauf in den Hangar fuhr, wurde er von einer Wasserfontaine begleitet. Nach 25 Jahren und 52 Tagen ging eine Ära zu Ende.
Die Kollegeninnen und Kollegen werden Marian Lindner vermissen (seinen Harzer Käse im Kühlschrank wohl weniger!).
Danke Marian!
Siehe auch: 3. Juni 2008: Christoph 39 im Einsatz
Autor: Werner Latten, Berlin