Offensichtlich auf der Zielgeraden voran kommt „Christoph 40”, die zur Zeit anstehende neue Station der Luftrettung in Deutschland. Der Dachlandeplatz befindet sich auf dem Klinikum Augsburg. Es ist das Krankenhaus der maximalen Versorgungsstufe im nördlichen Teil des Regierungsbezirks Schwaben.
Damit sehen die Aktivitäten zur Optimierung der notärztlichen Versorgung ihrem Abschluss entgegen. Schon 2007 gab es erste Bestrebungen aus der Politik für einen Hubschrauberstandort in Augsburg. Eine umfangreiche fachliche Studie zur Luftrettung in ganz Bayern führte zur schnellen Realisierung des Luftrettungszentrums „Christoph 80” in Weiden unter Federführung des zuständigen Zweckverbandes. Unterschiedliche Ansichten zur Standortfrage, zur Versorgung in Schwaben und Donau-Ries mündeten letztendlich in die politische Entscheidung zugunsten von Augsburg. Diese war zuvor weder im Gutachten empfohlen worden, noch von den Kostenträgern gewollt. Mit einer viel beachteten „Blaulicht”-Demonstration — sogar mit einem Hubschrauber EC135 — machten Bevölkerung und regionale Politik auf die Mängel aufmerksam. Gleichzeitig scheiterten Versuche, durch Standortveränderung von Christoph Nürnberg eine weitergehende Lösung zu schaffen. Ebenso konnte die angestrebte enge Kooperation mit Baden-Württemberg zu einem weiteren Standort nicht umgesetzt werden. Inzwischen steht fest, dass es in Dinkelsbühl einen zusätzlichen Hubschrauber geben wird. Die Region war im Gutachten als unterversorgt charakterisiert worden.
Ein erster Teilnahmewettbewerb zur Errichtung und zum Betrieb der Station brachte nicht den beabsichtigten Erfolg, da das Vorhaben wirtschaftlich kaum darstellbar war. Mit Veränderungen insbesondere im finanziellen Bereich wurde ein erneutes Ausschreibungsverfahren im ersten Halbjahr 2012 durchgeführt, aus dem im August des gleichen Jahres die ADAC Luftrettung gGmbH als zukünftiger Betreiber hervorging.
Der öffentlichkeitswirksam angekündigte Betriebsbeginn am 1. April 2013 konnte nicht erfüllt werden. Doch jetzt ist davon auszugehen, dass der Flugbetrieb — dem Vernehmen nach — im Januar 2014 am Luftrettungszentrum aufgenommen wird. Die Baumaßnahmen sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Genehmigung zum Betrieb des Landeplatzes steht noch aus.
Der ADAC Südbayern e.V. und das Klinikum stellten den regionalen Pressevertretern bereits am Vortag zur offiziellen Einweihung das Einsatzmittel EC135 und die Besatzung zusammen mit dem Gebietsleiter der ADAC Luftrettung auf dem normalen Hubschrauberlandeplatz des Klinikums vor. Die Notärzte kommen aus dem Klinikum, das Bayerische Rote Kreuz stellt die Luftrettungsassistenten (HEMS-Crew Member). Stationsleiter ist Daniel Bravi, ein erfahrener Einsatzpilot, der bereits an zahlreichen Stationen in Deutschland geflogen ist, u.a. in Greven (Christoph Westfalen), Leipzig und Senftenberg. Er hat bis zur eigentlichen Inbetriebnahme noch alle Hände voll zu tun.
Zur eigentlichen Eröffnung der Station im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung am 29. November 2013 haben der Vorstand des Klinikums und die Geschäftsführung der ADAC Luftrettung eingeladen. Vertreter der Politik sind nicht angekündigt.
Das Luftrettungszentrum ist als höchste Station der Luftrettung benannt. Richtiger Weise sind aber die Landeplattform, der Hangar und die Unterbringungsräume für die Besatzung der höchste Landeplatz auf einem Gebäude: Vorrangig aus Lärmschutzgründen in 58 Metern Höhe mit rund 1.300 m² Fläche für zwei Hubschrauber. Das Klinikum Augsburg ist verantwortlicher Bauherr, das Investitionsvolumen beträgt knapp 6 Millionen Euro, die mit 1,9 Millionen vom Land Bayern bezuschusst werden. Über einen separaten Aufzug ist der Landeplatz direkt mit dem Erdgeschoss verbunden, um Betroffene schnell in die Notaufnahme und auch den Zentralen Operationsbereich transportieren zu können. Von der Tankanlage am Boden aus kann der Hubschrauber direkt über eine Pumpanlage mit Treibstoff versorgt werden.
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Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn