Luftrettung im Oberwallis bleibt bei Air Zermatt

Die Kantonale Walliser Rettungsorganisation (KWRO) hat sowohl der Air Zermatt wie auch der Air-Glaciers für die kom­men­den Jahre den Zuschlag für die Luftrettung im Wallis erteilt. Beide Unternehmen neh­men die­sen Entscheid mit gros­ser Befriedigung zur Kenntnis.

Air Zermatt ist gleich aus meh­re­ren Gründen erfreut über die­sen Entscheid, der auch als Ankerkennung der Dienste zu sehen ist, wel­ches das Unternehmen seit rund 55 Jahren im Wallis ent­schä­di­gungs­los ange­bo­ten hat.

Die bei­den Flugunternehmen sind froh, dass das Wallis zum Wohle der Patienten und Verunfallten wei­ter­hin über das dich­tes­te Netz an Rettungshelikopter der Schweiz ver­fü­gen wird.

Für die Mitarbeitenden ist der Rettungsdienst eine Herzensangelegenheit. Beide Unternehmen haben sich stets dafür ein­ge­setzt, dass immer weit mehr Helikopter ins Rettungswesen im Einsatz waren, als das kan­to­na­le Dispositiv es eigent­lich ver­langt hat­te.

Der Zuschlag erlaubt es der Air Zermatt und Air-Glaciers, ohne schmerz­li­chen Schrumpfprozess wei­ter­zu­flie­gen.

«Der Entscheid der KWRO ist für uns ein kla­res Zeichen, dass wir in den letz­ten Jahrzehnten den rich­ti­gen Weg gegan­gen sind. Dank die­sem Entscheid darf das Wallis wei­ter­hin auf die hoch­ste­hen­de Qualität des Rettungsdiensts der bei­den Flugunternehmen sowie auf die gro­ße Erfahrung und das Know-how unse­rer Piloten zäh­len», so Philipp Perren, Verwaltungsratspräsident der Air Zermatt AG und Air-Glaciers SA.

Der Entscheid zuguns­ten der bei­den Walliser Flugunternehmen bedeu­tet auch, dass im Wallis wie bis anhin alle Rettungsmittel – vom Lawinenhund, über den Bergführer und den Notarzt bis zu den Ambulanzen und den Helikopter – aus einer Hand durch die KWRO dis­po­niert wer­den. Dies ist das ein­zig rich­ti­ge System, denn jede zusätz­li­che Zentrale, z.B. eine für Luftrettungsmittel, kos­tet Zeit und geht daher zu Lasten des Patienten.

Wichtig ist auch, dass die Disposition von einer unab­hän­gi­gen Stelle erfolgt, die kei­ne eige­nen Interessen ver­folgt. Entsprechend wer­den im Wallis durch die KWRO und auch in der schweiz­weit gröss­ten Zentrale, jener von Schutz und Rettung Zürich, sämt­li­che Rettungsmittel durch unab­hän­gi­ge Zentralen dis­po­niert.

Dichtestes Luftrettungsnetz der Schweiz

Das Luftrettungsdispositiv des Kantons Wallis sieht in der soge­nann­ten Top-Saison im Oberwallis wie im Unterwallis je drei Rettungshelikopter vor. Effektiv ste­hen bei der Air Zermatt und bei Air-Glaciers zu Spitzenzeiten in bei­den Kantonsteilen regel­mä­ßig je fünf bis sogar sechs Maschinen (total also über 10 Maschinen) im Einsatz.

Das Wallis ver­fügt somit mit die­sen fünf bis sechs Maschinen in jedem Kantonsteil über weit mehr Helikopter als der gesam­te — deut­lich grö­ße­re — Kanton Graubünden. Im gesam­ten Kanton Graubünden stellt der Mitbewerber nur zwei bis drei Helikopter. Das Unterwallis allein ver­fügt somit über das Doppelte bis Dreifache an Helikoptern des gesam­ten Kantons Graubünden. Für das gan­ze Wallis sind es mit über zehn und mehr Helikopter zu Spitzenzeiten sogar fast so vie­le Helikopter wie die Mitbewerber in der gesam­ten rest­li­chen Schweiz Rettungsbasen haben.

Gemäss dem Bewertungsbericht der Angebote des Kantonalen Luftrettungsdispositivs der KWRO offe­rier­ten die Mitbewerber bei der Ausschreibung im Unterwallis gera­de eine ein­zi­ge Maschine.

Das Wallis braucht kei­ne wei­te­ren Rettungshelikopter

Bei der Air Zermatt und der Air-Glaciers ste­hen in Spitzenzeiten total über 10 Maschinen im Einsatz. Deshalb sind die bei­den Helikopter-Unternehmen der Ansicht, dass das Wallis kei­ne wei­te­ren Rettungshelikopter mehr benö­tigt.

Im Engadin, ein Tal von rund 100 Kilometer Länge – das ist so lang, wie vom Genfersee bis Visp oder von Martigny bis Gletsch – stellt der Mitbewerber einen ein­zi­gen Helikopter. Im Wallis sind bereits gemäß Norm-Dispositiv sechs Maschinen ver­langt. In der Realität ste­hen sogar über zehn Rettungshelikopter bereit. Statt eines sieb­ten bzw. elf­ten Helikopters im Wallis, wäre also eher einer im Engadin ange­bracht. 

Es braucht in Sion auch kei­nen Helikopter für eine bes­se­re Versorgung des Berner Oberlands und des öst­li­chen Kantons Waadt. Das Berner Oberland liegt nörd­lich der Alpenkette und kann auf Grund der Wettersituation von Sitten oft­mals gar nicht ange­flo­gen wer­den. Im Übrigen sind sowohl das Berner Oberland als auch der Kanton Waadt zu weit von Sion ent­fernt; für bei­de Orte gibt es nähe­re Basen, z.B. jene der Air-Glaciers in Collombey, Lauterbrunnen oder Saanen. Ein Helikopter in Sion fürs Berner Oberland und das Waadtland ist öko­no­misch und öko­lo­gisch Unsinn.

Wenn der Helikopter des Mitbewerbers nach eige­nen Angaben von Sion aus bereits 680-mal ein­ge­setzt wor­den sein soll — davon schät­zungs­wei­se 660-mal im Berner Oberland und im Waadtland — so bedeu­tet das, dass der Patient 660-mal 15 Minuten län­ger war­ten muss­te und die Versicherung oder der Patient 660-mal dreis­sig Minuten mehr bezah­len muss­te, als wenn der nächs­te geeig­ne­te Helikopter ein­ge­setzt wor­den wäre.

Im Übrigen hat die Air-Glaciers im Berner Oberland mit Saanen und Lauterbrunnen zwei Basen, deren Helikopter auch im Wallis ein­ge­setzt wer­den könn­ten. Allein dafür bestand bis­her höchs­tens in ganz sel­te­nen Einzelfällen Bedarf.

«Keine ande­re Region der Schweiz hat eine der­art dich­te Abdeckung an Helikoptern, wie das Wallis. Deshalb braucht es hier kei­ne zusätz­li­chen Helikopter – auch nicht in Sion», bringt es Perren auf den Punkt.

Auch künf­tig kei­ne Doppelspurigkeiten im Walliser Luftrettungsdispositiv 

Aktuell flie­gen auf den vier Basen im Wallis die pri­mä­ren Rettungshelikopter je pro Jahr rund 800 Einsätze – was rund 400 Flugstunden ent­spricht. Würde hier nun ganz­jäh­rig ein zusätz­li­cher Helikopter auf einer Basis hin­zu­ge­fügt, so wür­de die pri­mä­re Rettungsmaschine pro Jahr nur mehr rund 400 Einsätze bzw. rund 200 Flugstunden flie­gen. Dies wäre einer­seits finan­zi­ell nicht mehr trag­bar; ande­rer­seits kämen auch die Besatzungen nicht mehr auf ver­nünf­ti­ge und siche­re Einsatzzahlen, braucht es doch für eine 24h/7Tage Abdeckung über 5 Vollzeitstellen pro Position. Damit käme eine Besatzung gera­de noch auf 80 Einsätze/40h pro Jahr – was kei­nen siche­ren Flugbetrieb mehr erlau­ben wür­de.

Pionierarbeit seit über 110 Jahren

Die moder­ne Luftrettung wur­de maß­geb­lich durch die­se bei­den Walliser Unternehmen geprägt, die seit 1965 bzw. 1968 im Kanton Wallis und anfangs sogar schweiz­weit auf höchs­tem Niveau Rettungen durch­führ­ten. Die Air Zermatt hat­te für Ihre Dienste drei­mal den Helicopter Heroism Award erhal­ten, 1971 für die ers­te Direktrettung aus der Eigernordwand (ein Einsatz den die REGA sich ger­ne auf Ihre Fahnen schreibt); dann 1975 für eine Rettung aus der Badile Nordwand, und schließ­lich 2011 für eine Rettung auf fast 7’000 Meter am Annapurna in Nepal. Zusammen haben die bei­den Unternehmen bis heu­te über 125’000 Rettungen geflo­gen. Immer im Sichtflug – denn Bergrettung ist – anders als Ferienflüge – Sichtflug. Die bei­den Unternehmen wol­len auch wei­ter­hin mit den bes­ten Besatzungen und dem Gebirge opti­mal ange­pass­ten Maschinen den Dienst an der Bevölkerung erbrin­gen.

Quelle: Pressemeldung der Air Zermatt AG vom 29. November 2022

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