Luftrettung in Hessen: Zahlen für 2020

Nachdem die Betreiber der Luftrettung ihre Einsatzzahlen ver­öf­fent­licht haben, folgt auch das Regierungspräsidium (RP) Gießen sei­ner jah­re­lan­gen Praxis und legt in der Pressemitteilung vom 9. März 2021 detail­lier­te Zahlen der Luftrettung in Hessen vor.

Die Einsatzzahlen der vier hes­si­schen Luftrettungszentren gin­gen in 2020 deut­lich zurück“, berich­tet Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich anläss­lich der Vorlage des Jahresberichts. Insgesamt wur­den die Hubschrauber der Luftrettung in Frankfurt, Fulda, Gießen und Kassel zu 5.044 Einsätzen alar­miert. Das RP Gießen ist als Mittelbehörde hes­sen­weit für die Umsetzung der Luftrettung zustän­dig.

Retter aus der Luft nicht mehr weg­zu­den­ken

Im Vorjahr waren es noch 5.334 Einsätze, zu denen die hes­si­schen Luftrettungszentren alar­miert wor­den waren. Somit ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang der Gesamteinsatzzahlen von rund 5,45 Prozent. Als Grund wird ange­nom­men, dass es vor allem wegen der Corona-Auswirkungen weni­ger Verkehr und des­halb auch weni­ger schwe­re Unfälle gege­ben hat. „Die Luftrettung garan­tiert eine best­mög­li­che medi­zi­ni­sche Notfallversorgung der Bevölkerung“, betont Regierungspräsident Dr. Ullrich. Vor allem auch für die länd­li­chen Gebiete sei­en die Retter aus der Luft nicht mehr weg­zu­den­ken. „Wir sind stolz auf die mit­wir­ken­den Menschen und ihre geleis­te­te Arbeit im ver­gan­ge­nen Jahr.“

Christoph 7 Kassel

Bei der Zahl der Patienten haben sich eben­falls wei­te­re Abweichungen erge­ben“, wie die zustän­di­ge Abteilungsleiterin Claudia Coburger-Becker berich­tet. Ähnlich wie in der Bodenrettung hat­te die COVID 19-Pandemie auch Auswirkungen auf die Luftrettung. Es wur­den ins­ge­samt 4.626 Patienten ver­sorgt, was gegen­über dem Vorjahr einem Rückgang von rund zwei Prozent ent­spricht (2019: 4.722). Zum Vergleich: 2018 wur­de noch ein Rückgang von sechs Prozent regis­triert. Bei den Patienten stand, wie in der Vergangenheit, medi­zi­nisch die Trauma-Versorgung etwa durch schwe­re Unfälle deut­lich im Vordergrund, gefolgt von Herz/Kreislauf-Beschwerden sowie Krankheiten mit neu­ro­lo­gi­scher Ursache.

Bei den Primäreinsätzen sank die Einsatzzahl um rund vier Prozent von 3.724 (2019) auf 3.571 Einsätze im Vorjahr. Die Sekundäreinsätze, wie die Patientenverlegungen bezeich­net wer­den, sind dage­gen sta­bil geblie­ben. So lie­gen die Zahlen in die­sem Bereich fast unver­än­dert zum Vorjahr bei 1.100 Einsätzen (2019 = 1.124). Dies könn­te sich durch die zusätz­li­chen COVID 19 Transporten erklä­ren las­sen.

Anzahl der Fehleinsätze deut­lich gesun­ken

Von den 984 von hes­si­schen Luftrettungsmitteln erbrach­ten Sekundäreinsätzen hat­ten 232 Einsätze einen Ausgangsort außer­halb von Hessen, was einen Anteil von rund einem Viertel (23,5 Prozent) ent­spricht. Diese haben im Vergleich zum Vorjahr zuge­nom­men (21 Prozent). In Hessen wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr 116 Sekundäreinsätze durch außer­hes­si­sche Luftrettungsmittel erbracht. Dies ent­spricht annä­hernd den Daten aus 2019 (122). Positiv zu ver­mer­ken ist, dass die Anzahl der Fehleinsätze im Vergleich zum Vorjahr deut­lich von 595 auf 470 gesun­ken ist. Dies ent­spricht einer Reduzierung von rund 21 Prozent.

Christoph 28 Fulda

Die Anzahl der ein­ge­setz­ten Piloten hat sich von 41 Personen im Vorjahr auf 44 in 2020 leicht erhöht. Die Anzahl der ein­ge­setz­ten Notärzte ist wei­ter rück­läu­fig. Hier hat sich die Anzahl von 119 im Vorjahr auf 112 in 2020 ver­rin­gert. Mit Blick auf den Aspekt der Einsatzerfahrung und zur Qualitätssicherung ist die­ser Trend zu begrü­ßen. Im Bereich der TC-HEMS, also der in der Luftrettung täti­gen Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitäter, bleibt die Anzahl der Einsatzkräfte unver­än­dert bei 62 Personen. Dazu sagt Abteilungsleiterin Coburger-Becker: „Ab dem Jahr 2025 dür­fen in der Luftrettung nur noch Notfallsanitäter ein­ge­setzt wer­den. Der Anstieg der höher­wer­ti­gen Qualifikation von zuletzt 66 auf nun 95 Prozent inner­halb eines Jahres ist erwäh­nens­wert.“

Die Luftrettung muss in Hessen an ins­ge­samt 1.571.520 Minuten vor­ge­hal­ten wer­den. Davon fie­len 25.242 Minuten aus. Dies ent­spricht 1,6 Prozent der Vorhaltezeit. Fast aus­schließ­lich (rund 96 Prozent) han­del­te es sich dabei um wit­te­rungs­be­ding­te Ausfälle, was im übli­chen Rahmen liegt. Erneut sind die unter der Verwaltung des RP Gießen ste­hen­den Stationen für Zivilschutzhubschrauber (ZSH) in Frankfurt und Kassel die güns­tigs­ten Anbieter in Hessen gewe­sen. Auch im bun­des­wei­ten Vergleich zäh­len die­se bei­den Luftrettungsmittel zu den güns­tigs­ten Rettungshubschraubern.

Christoph 2 Frankfurt

Auch zu den Standorten gibt es einen neu­en Stand: Die Sanierung des Dachlandeplatzes in Frankfurt ist im ver­gan­ge­nen Jahr abge­schlos­sen wor­den. Dadurch konn­te der Rettungshubschrauber „Christoph 2“ wie­der [nach über drei Jahren]von sei­nem Interimsstandort in Friedrichsdorf (Burgholzhausen) an sei­nen ursprüng­li­chen Standort an die Berufsgenossenschaftliche[n] Unfallklinik in Frankfurt am Main zurück­ver­legt wer­den.”

ITH „Christoph Gießen” mit Backup-Hubschrauber „Christoph Mittelhessen” auf dem Verkehrslandeplatz EDFB in Reichelsheim

In Hessen ist das Land allei­ni­ger Träger der öffent­lich-recht­li­chen Luftrettung. Das RP Gießen ist mit dem Dezernat 22 für das Hessische Ministerium für Soziales und Integration die Durchführungsbehörde. Es erstellt den Fachplan Luftrettung mit Vorgaben an die Luftrettungsmittel und die Leistungserbringer und legt die Standorte fest. Neben kon­zep­tio­nel­len und pla­ne­ri­schen Grundsatzaufgaben regelt das RP die sich aus der prak­ti­schen Einsatzdurchführung erge­ben­den Probleme. In Hessen gibt es mit Frankfurt „Christoph 2” und Kassel „Christoph 7”) zwei RTH-Luftrettungszentren mit Zivilschutz-Hubschraubern des Bundesministeriums des Innern, für deren Verwaltung und Finanzierung ein­schließ­lich der Einsatzabrechnung das RP zustän­dig ist. In Fulda betreibt die ADAC Luftrettung gGmbH den RTH-Standort „Christoph 28”, wäh­rend in Gießen die Johanniter Luftrettung für den ITH „Christoph Gießen” mit Backup-Hubschrauber „Christoph Mittelhessen” auf dem Verkehrslandeplatz EDFB in Reichelsheim ver­ant­wort­lich zeich­net.

Quelle: Pressemitteilung des Regierungspräsidium (RP) Gießen vom 9. März 2021
Autor: Ulrich Schröer, Freier Fachjournalist, Bonn

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