Zivilschutz-Hubschrauber heben 800.000 Mal ab

Im Jahr 2020, in dem die zivi­le Luftrettung in Deutschland 50 Jahre alt wird, haben die Zivilschutz-Hubschrauber des Bundes ihren 800.000. Einsatz geflo­gen. Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger, hat die­ses Ereignis heu­te zum Anlass genom­men, um auf die bedeu­ten­de Aufgabe der Zivilschutz-Hubschrauber im Bevölkerungsschutz auf­merk­sam zu machen. Bei dem Termin in Bonn war auch der Junge dabei, zu des­sen Rettung ein Zivilschutz-Hubschrauber des Bundes zu dem Jubiläumsflug abge­ho­ben hat­te.

Der Einsatz, den der in Hannover sta­tio­nier­te Christoph 4 am 16. April 2020 flog, war in mehr­fa­cher Hinsicht beson­ders. Die Leitstelle hat­te ein ver­letz­tes Kind in einem unüber­sicht­li­chen Waldstück gemel­det. Der Zivilschutz-Hubschrauber mit Piloten, Notfallsanitäter und einer Notärztin an Bord muss­te das Kind erst suchen.

ZSH ver­fü­gen über Spezialfähigkeiten
Der Bund ver­fügt über eine Flotte von 18 Zivilschutz-Hubschraubern (ZSH). Die in ers­ter Linie für den Zivilschutz, das heißt den Einsatz in einem Spannungs- oder Verteidigungsfall, vor­ge­hal­te­nen ZSH star­ten von zwölf Luftrettungszentren aus gan­ze Deutschland aus und leis­ten einen wich­ti­gen Beitrag für den Bevölkerungsschutz: Sie ver­fü­gen über Spezialfähigkeiten und sol­len Schwerverletzte oder Erkrankte nach ers­ter Behandlung vor Ort abtrans­por­tie­ren, Schadensstellen erkun­den und Überwachen oder etwa Flüchtlingsströme beob­ach­ten und len­ken. Die ZSH kön­nen außer­dem radio­ak­ti­ve Strahlung aus der Luft mes­sen sowie Spezialisten und Material trans­por­tie­ren. In Friedenszeiten gestat­tet der Bund den Ländern, die Helikopter im Luftrettungsdienst zu nut­zen. Und das nicht ohne Grund: „Nur erfah­re­ne und per­fekt auf­ein­an­der ein­ge­spiel­te Teams kön­nen im Ernstfall auch schwie­rigs­te Herausforderungen meis­tern. Das gilt für Notfälle im Alltag, aber auch die schlimms­te anzu­neh­men­de Katastrophe: den Krieg”, sag­te BBK-Präsident Unger bei der Jubiläumsveranstaltung in Bonn. „Ohne Unterstützung aus der Luft wäre der Zivilschutz nicht kom­plett.”

Unfall mit dem Mountain Bike
Die Spezialfähigkeiten der ZSH kamen an einem Donnerstag in den Osterferien auch Tom Joshua Schiffko zugu­te: Der 14-Jährige war mit sei­ner Schwester und sei­nem bes­ten Freund in einem Waldstück in der nie­der­säch­si­schen Gemeinde Edemissen Mountain Bike gefah­ren. Er fuhr über eine Wurzel, über­schlug sich und blieb ver­letzt lie­gen. Freund und Schwester haben schnell reagiert: Sein Freund blieb bei ihm, wäh­rend sei­ne jün­ge­re Schwester Lilly Hilfe hol­te. Eine Spaziergängerin leis­te­te Erste Hilfe und ver­stän­dig­te die Leitstelle. Als aus­ge­bil­de­te Krankenschwester konn­te die Frau die Lage gut über­bli­cken. Es war klar: In dem unweg­sa­men Gelände muss ein
Rettungsteam mit Helikopter hel­fen. So star­te­te Christoph 4 vom Luftrettungszentrum (LRZ) Hannover aus zum 800.000. Einsatz eines Zivilschutz-Hubschraubers. Das LRZ ist an die Unfallchirurgische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ange­schlos­sen und wird von der Johanniter-Unfall-Hilfe betrie­ben. Die Zählung der Einsätze star­te­te 1971, als der Bund begon­nen hat, spe­zi­el­le Helikopter für den Zivilschutzfall vor­zu­hal­ten. Die Crew des Helikopters fand die Unfallstelle, half schnell und brach­te Tom Joshua mit einem kom­pli­zier­ten Armbruch in die Kinderklinik. Dem Patienten geht es wie­der gut, er konn­te sei­nen Flug sogar genie­ßen.

Teamwork in luf­ti­ger Höhe
Bei der Luftrettung in den ZSH arbei­ten ganz unter­schied­li­che Akteurinnen und Akteure zusam­men: die Notärztinnen und Notärzte wer­den häu­fig von dem jewei­li­gen Stationskrankenhaus und die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter von den Hilfsorganisationen und Berufsfeuerwehren gestellt. Die Pilotinnen und Piloten aller ZSH kom­men von der Bundespolizei, die auch die Wartung über­nimmt. Bei dem Termin in Bonn wür­dig­te auch der Leiter der Bundespolizei-Fliegergruppe, Torsten Hallmann, die lang­jäh­ri­ge Zusammenarbeit auf den Helikoptern: „Es grenzt schon an ein Verwaltungswunder, dass so vie­le betei­lig­te Behörden und Organisationen so rei­bungs­los zusam­men­ar­bei­ten. Und das schon seit fünf Jahrzehnten. Vermutlich liegt es ein­fach an der guten Sache, für die wir uns alle gemein­sam enga­gie­ren.”

Dies sind die Luftrettungszentren, an denen Zivilschutz-Hubschrauber in Deutschland sta­tio­niert sind: 
 • Christoph 2 Frankfurt am Main
 • Christoph 3 Köln
 • Christoph 4 Hannover
 • Christoph 7 Kassel
 • Christoph 9 Duisburg
 • Christoph 12 Siblin
 • Christoph 13 Bielefeld
 • Christoph 14 Traunstein
 • Christoph 17 Kempten
 • Christoph 29 Hamburg
 • Christoph 34 Güstrow
 • Christoph 35 Brandenburg

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